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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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in einem noch viel größeren Glaswürfel.«
    Der Taxifahrer fing an zu schluchzen.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte ich. »Panik ist gefährlich für den Verstand. Wir kommen hier nur raus, wenn wir nicht die Nerven verlieren. Stellen Sie den Motor wieder ab.«
    Wir sahen zu, wie die Pantomimen neugierig näher kamen. Ich hätte fast geschrien, als einer von ihnen durch das Seitenfenster hereinschaute, während er mit einem Ballon hantierte, der abwechselnd schwer, dann leicht und dann unbeweglich zu sein schien.
    Comedy war eins der Genres, die äußerlich zwar fröhlich erscheinen, in Wirklichkeit aber höchst gefährlich sind. Um frische Heiterkeit zu erzeugen, hatten die Gattungswächter beschlossen, nicht-verbale Kommunikation als neuen Wachstumstreiber einzusetzen. Die Pantomime hatte im literarischen Kanon eigentlich keinen Platz, aber man hoffte, dass sie die verbalen Künste inspirieren könnte. Schließlich funktionierten Slapstick und die Beschreibung von Blicken, komischen Pausen, albernen Bewegungen und anderen Elementen der Körpersprache ja auch.
    »Nicht bewegen«, sagte Sprockett. »Normalerweise greifen Pantomimen nicht an, wenn sie sich nicht bedroht fühlen.«
    »Wie bedroht man einen Pantomimen?«
    »Wenn man während der Vorstellung seufzt, wegschaut oder mit den Augen rollt   – so etwas vertragen sie überhaupt nicht. Sie können es nicht ertragen, wenn man sie ignoriert oder ihre Vorstellung unterbricht. In der Beziehung sind sie fast so empfindlich wie Lyriker.«
    Also sahen wir brav zu, wie die Pantomimen ihre Gesichter schnitten, Verrenkungen machten und Aufmerksamkeit von uns verlangten. Wir lachten und klatschten an den richtigen Stellen und waren ein gutes Publikum. Manche von ihnen bewegten sich fast überhaupt nicht und standen da wie Statuen, andere taten so, als müssten sie gegen den Wind kämpfen. Einer paddelte, ein anderer ging Treppen hinauf und hinunter. Es wurden auch ständig nicht vorhandene Türen geöffnet und durchschritten. Es war alles sehr rätselhaft. Ich fragte mich verzweifelt, wie lange wir es schaffen würden, zu lachen und zu applaudieren. Sobald wir einmal zögerten oder in unserem Beifall nachließen, wurden sie sofort aggressiv.
    Nach weiteren fünf Minuten Fratzen und Verrenkungen hielt der Taxifahrer es nicht mehr aus. Er stieß die Tür auf und versuchte, zurück zur Straße zu rennen. Vergeblich. Voller Entsetzen sahen wir zu, wie er von allen Seiten nachgeahmt wurde. Jede Geste, jeder Gesichtsausdruck wurden kopiert. Zwei Pantomimen folgten ihm dicht auf den Fersen, während ihn ein anderer in ein eigenartig neckisches Geplänkel verwickelte. Nach einer halben Minute war alles vorbei, und es lagen nur noch seine blutigen Kleider am Boden.
    Ich warf Sprockett einen Blick zu, dessen Augenbraue auf »unschlüssig« stand, was bedeutete, dass er auch nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Jetzt, wo sie Blut geleckt hatten, schien sich die Stimmung der Pantomimen verändert zu haben. Vor einer Minute hatten sie noch unerträglich gelächelt, jetzt waren sie traurig. Außerdem schienen sie sich dem Taxi zu nähern. Wenn sie eindrangen, war alles vorbei. Für mich jedenfalls.
    »Beugen Sie sich nach vorn.«
    »Darf ich fragen, warum, Ma’am?«
    »Ich werde Ihren Not-Abschaltknopf drücken«, sagte ich. »Dann sind Sie für die Kerle nur noch ein Gehäuse voller Zahnräder und sie werden sich nicht an Ihnen vergreifen. In einigen Monaten kommt hier jemand vorbei und zieht Sie wieder auf. Dann können Sie den Leuten sagen, was los war.«
    Er sah mich nachdenklich summend an. »Wäre das eine barmherzige Handlung von Ihnen, Ma’am?«
    »Ich glaube ja. Es braucht nur einer von uns zu sterben.«
    Darüber dachte Sprockett einen Augenblick nach. »Es tut mir leid, Ma’am, aber ich fürchte, ich muss Ihr freundliches Angebot ablehnen. Ein loyaler Butler wird seinen Posten niemals verlassen, sondern pflichtgetreu bis in den Tod sein.«
    Ich streckte die Hand nach der Steuerung auf seiner linken Schulter aus, aber er hielt mich mit überraschender Geschicklichkeit am Handgelenk fest.
    »In dieser Angelegenheit«, sagte er entschlossen, »stehen meine Zahnräder still.«
    Ich nickte, und Sprockett ließ meinen Arm los. Einige der Angreifer machten jetzt Trampolinsprünge auf dem Kofferraum unseres Taxis.
    »Okay«, sagte ich. »Hier ist der Plan: Ich möchte, dass Sie sich wie ein Roboter benehmen.«
    »Wie macht man das?«
    »Das wissen Sie besser als ich. Sie

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