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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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ich auch nicht beantworten, Ma’am. Aber ich habe den Verdacht, dass er weder freundlich noch rücksichtsvoll ist.«
    Es entstand eine Pause.
    »Darf ich mal eine Frage stellen?«, sagte Sprockett. »Es geht mir um Empathie, eine Fähigkeit, die ich bis heute nicht richtig verstanden habe.«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich habe ja bisher noch keine Nonne und auch keinen jungen Hund verbrannt und auch keine alte Frau zum Spaß die Treppehinuntergeschubst. Heißt das jetzt, dass ich freundlich und mitfühlend bin?«
    »Nicht wirklich«, erklärte ich ihm. »Es heißt vor allem, dass Sie normal sind und die sozialen Gepflogenheiten respektieren.«
    »Aber mitfühlend bin ich deswegen nicht?«
    »Um mitfühlend zu sein, muss man durch eine bestimmte Äußerung oder Handlung zeigen, dass einem jemand etwas bedeutet, dass man sich um ihn kümmert.«
    »Um jemanden kümmert? So wie sich ein Butler um jemanden kümmert?«
    »Schon etwas mehr.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand größere Fürsorge aufbringen kann als ein Butler.«
    Sprockett versank in tiefes Nachdenken und seine Zahnräder schnurrten so heftig, dass ich ihn gleich noch einmal aufziehen musste   – sehr zum Missfallen des Taxifahrers.
    Das Gebiet der Comedy erreichten wir nach ein paar Meilen auf dem Thurber Freeway, dann kam die Wende am Bad Joke und wir holperten über eine Seitenstraße, die mit alten Schwiegermutterwitzen gepflastert war. Bei den Schüttelreimen mussten wir einen Augenblick anhalten, weil gerade ein paar Äpfel vom Stamm gefallen waren. Dann folgten die Limericks, die Anekdoten, die Sprechender-Hund-Witze und schließlich die öde Wüste der Parodien. Die massenhafte Auswanderung von Stand-up-Comedians in die RealWelt hatte die Vorräte an natürlicher Heiterkeit stark dezimiert, und die Landschaft war praktisch witzlos. Als Notmaßnahme wurde jetzt der sogenannte »alternative Humor« in die RealWelt exportiert, damit die Witz-Ressourcen sich auf natürlichem Wege erholen konnten. Trotzdem war der Mangel an Heiterkeit in der Comedy nicht zum Lachen.
    Plötzlich überholte uns ein großer schwarzer Wagen mit hoher Geschwindigkeit, geriet heftig ins Schleudern und hätte uns beinahe gerammt. Um eine Kollision zu vermeiden, schlug der Taxifahrer das Lenkrad nach links ein, übersteuerte heftig und brachte unseren Wagen ins Schleudern. Wir schlitterten seitwärtsüber die Straße und durchschlugen den Holzzaun am Straßenrand. Es krachte, Bretter und Holzsplitter segelten durch die Luft, die Windschutzscheibe zeigte Risse und das Taxi holperte eine kurze Böschung hinunter. Noch ein paar Ackerfurchen, dann rammten wir einen Baumstamm und kamen klappernd und zischend zum Stehen.
    »Alles okay?«, fragte ich. Sprockett nickte, obwohl ich in seinem Porzellangesicht einen Sprung sah. Der Taxifahrer sah ziemlich erschrocken aus und wollte gerade aussteigen, als ich ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Warten Sie! Keiner rührt sich   … ich glaub, das ist ein Pantomimenfeld.«

15.
Das Pantomimenfeld
    Dass Bücher von der Non-Fiktion in die Fiktion versetzt wurden, war zwar selten, aber es kam durchaus vor. Der jüngste Wanderer zwischen den Welten war
Ich wurde acht Jahre lang täglich von meinem betrunkenen Vater verprügelt
aus dem Bereich Elendsmemoiren. Es wurde umgesiedelt, als der Autor zugeben musste, dass er das meiste erfunden hatte. Offiziell wurde
Acht Jahre
in Schimpf und Schande verjagt, aber es wurde gemunkelt, das Ensemble sei insgeheim froh gewesen. Es gibt nichts Deprimierenderes als Elendsmemoiren, und die wenigen Besucher sind meist Auszubildende, die eine schwierige Rolle im Menschlichen Drama übernehmen sollen und etwas lernen wollen   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
10.   Aufl.
     
    Sprockett und der Fahrer sahen hinaus. Das Taxi war umgeben von ungefähr fünfhundert Pantomimen, die alle schwarze Strumpfhosen, gestreifte Matrosenhemden, mit Blumen geschmückte Hüte und sehr viel weiße Schminke trugen. Sie pantomimten auf ganz entsetzliche Weise, schnitten scheußliche Fratzen und zwangen ihre Körper zu unbeschreiblichen schlangenhaften Bewegungen. Der Taxifahrer geriet in Panik, ließ den Motor wieder an und legte den Rückwärtsgang ein.
    »Langsam«, sagte ich und warf einen Blick durch das Rückfenster. »Sie können nicht rückwärtsfahren. Direkt hinter uns steckt ein Pantomime in einem nicht vorhandenen Glaswürfel. Warten Sie, jetzt ist er draußen. Nein, Vorsicht, jetzt steckt er

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