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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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wichtig wäre. Und wenn Sie das für uns tun, würde das bei einer erneuten Bewerbung bei Jurisfiktion sicher
sehr
für Sie sprechen.«
    Oh je. Wenn die Berufung zur Jurisfiktion-Agentin das Zuckerbrot war, dann war die Peitsche bestimmt auch nicht ohne.
    »Es ist gar nicht anstrengend«, sagte Oberst Barksdale, der so viele Orden an seiner Brust trug, dass er wahrscheinlich kugelsicher war. »Sie sollen bloß Thursdays Platz bei den Friedensgesprächen am Freitag einnehmen.«
    Eine Sekunde lang war ich sprachlos. Ich hätte ganz schnell versuchen müssen, mich da herauszureden, aber die Pause war schon zu lang geworden.
    »Großartig«, sagte Jobsworth und führte mich zu einem großen Eichentisch, auf dem ein maßstabgetreues Modell der Insel aufgebaut war. »Erlauben Sie, dass ich Ihnen die Einzelheiten erläutere.«
    »Darf ich mich entschuldigen?«, fragte Herring. »Ich muss mir den Gesetzentwurf zur Linguistischen Hygiene noch mal ansehen, wenn wir ihn mit Erfolg ablehnen wollen.«
    »Vielen Dank, Red.«
    Herring wünschte mir noch einen schönen Tag, dankte mir für meine selbstlose Pflichterfüllung und verließ das Büro. Jobsworth winkte mich näher an sein Modell heran, auf dem alle topografischen Einzelheiten der Fiktion-Insel mit sämtlichen aktuellen GattungsGrenzen, Eisenbahnlinien, Wasserläufen und den wichtigsten Romanen vermerkt waren. Er zeigte mit der Hand auf die nördlichen Genres.
    »Sie haben von Speedy Mufflers Drohungen gehört?«
    »Nur was in den Zeitungen stand«, sagte ich.
    »Speedy Muffler behauptet, er habe eine schmutzige Bombe entwickelt«, sagte Jobsworth und verzog das Gesicht. »Eine Loseblattsammlung mit schlecht geschriebenen Sexszenen. Das Zünden einer solchen Bombe könnte verheerende Folgen haben. Schmutzige, überflüssige Sexszenen und widerwärtige Wörter wie«   – er warf mir einen ebenso nervösen wie strengen Blick zu   –, »na ja, Sie wissen schon   … könnten bis zu
Mrs Dalloway
und darüber hinausfliegen.«
    »Aber hat er sie wirklich?«, fragte ich, denn es war keineswegs sicher, ob die Bombe tatsächlich existierte. Es konnte sich um eine genauso leere Drohung handeln wie die der Comedy, die kürzlich behauptet hatte, eine Fünfzig-Megatonnen-Malaprop-Bombe entwickelt zu haben.
    »Wissen Sie«, sagte Jobsworth, »im Grunde ist das egal. Dogma und FemLit nehmen die Drohung sehr ernst. Sie haben ihre Truppenmobilisiert und wollen noch vor den Friedensgesprächen zum Erstschlag ausholen. Das können wir einfach nicht zulassen.«
    »Eine Invasion?«, sagte ich. »Was wollen FemLit und Dogma denn mit den Scharfen Romanen? Die können doch damit gar nichts anfangen.«
    »Es geht ihnen nicht um eine Besetzung. Sie wollen die Scharfen Romane einfach in Richtung Sadismus und Pornografie drängen.
Fanny Hill, Die Geschichte der O
und die
Abenteuer des Tom Jones
sollen zu Klassikern erklärt werden, und das frei gewordene Territorium wollen FemLit und Dogma sich teilen. Comedy wird natürlich eine Pufferzone beanspruchen und die frivolen Komödien noch etwas ausdehnen wollen. Das wird von den anderen beiden aber durchaus unterstützt, denn sie betrachten den Humor immer noch mit einem gewissen widerwilligen Respekt.«
    Jobsworth holte tief Luft.
    »Natürlich können wir diesen ganzen Unsinn nicht dulden. Es könnte Monate dauern, bis sich die Gattungen davon erholen. Jetzt, wo im AußenLand immer mehr eBooks auftauchen, können wir eine solche Auseinandersetzung nicht brauchen. Erinnern Sie sich noch an den Krieg zwischen Horror und Sciencefiction? Eine einzige Katastrophe. Beide Genres haben sich davon nie mehr erholt. Einen solchen Niedergang können wir uns bei Romanzen und Frauenkrimis nicht leisten. Damit würden wir 43,9   Prozent unserer Leserschaft aufs Spiel setzen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, was ich in diesem Zusammenhang tun kann«, sagte ich. »Verhandeln ist nicht meine Stärke. Ich möchte eigentlich immer nur, dass alle sich in den Arm nehmen und lieb haben.«
    »Ich verlange ja gar nicht, dass Sie irgendwas
tun,
Sie kleine Idiotin. Wir werden das Gerücht verbreiten, dass Thursday   – die echte Thursday   – unter starken Reizvokalschmerzen leidet und deshalb nicht sprechen kann. Die Verhandlungen führt Emperor Zhark. Sie sitzen einfach nur da und machen ein ernstes Gesicht. Muffler ist zwar ein Unruhestifter, aber wenn er denkt, Thursday Next wäre ihm böse, knickt er garantiert ein. Nun, was sagen Sie?«
    Er verlangte zu viel. Der

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