Wo ist Thursday Next?

es gibt kaum noch Leute mit einer Zombie-Jäger-Lizenz Klasse IV.   Jedenfalls keine, die nicht sabbern und Selbstgespräche führen.«
    Ich überlegte. »Also, wenn ich morgen noch da bin, mache ich mit.«
    Thursday zu sein machte echt Spaß. Dann fiel mir noch etwas ein. »Sag mal, Spike, wenn ihr nicht hier gewesen seid, um Potblack zu verhaften, was wolltet ihr dann?«
    »Na ja, wir haben dich schon seit einer Stunde beschattet, Thursday.«
    »Und warum?«
    »Weißt du, wenn
wir
wissen, dass du in Swindon bist, dann wissen die anderen es auch.«
    »Welche anderen?«
    »Na, wer schon? Goliath natürlich.«
    »Mit denen werde ich fertig.«
    »Glaube ich nicht«, sagte Spike. »Du bist jetzt seit einem Monat weg, oder?«
    »Sozusagen.«
    »Vor drei Wochen hat SpecOps bekanntgegeben, dass sie privatisiert worden sind. Die Goliath Corporation betreibt aber nicht nur SpecOps, sondern auch die Polizei. Und das Erste, was Goliath getan hat, war, dich auf die Fahndungsliste zu setzen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Mord, Diebstahl, illegalem Besitz einer Feuerwaffe, Abfeuern einer Waffe in der Öffentlichkeit, Amtsanmaßung, Käseschmuggel, verschiedenen Verkehrsdelikten und Mord. Eine ziemliche Liste. Sie müssen dich wirklich hassen, um sich all diesen Kram auszudenken.«
    »Ich glaube, die Gefühle sind gegenseitig. Heißt das jetzt, dass ich unter Arrest stehe?«
    »Wir haben versucht, dich zu verhaften, aber du bist entkommen.« Er grinste, ließ ein Schnappmesser aufspringen und schnittdas Plastikband durch, mit dem ich gefesselt war. »Und jetzt hau ab, ehe Flanker kommt.«
    Aber es war schon zu spät. Eine Gruppe von Männern und Frauen in blauen Nadelstreifen war eingetroffen, wedelte mit Goliath-Kennkarten und übernahm das Kommando. Den Anführer erkannte ich nach der Beschreibung, die ich in der Serie von ihm hatte: Commander Flanker, ehemals Chef von SO-1, der Abteilung für Innere Sicherheit bei der Polizei, der jetzt wahrscheinlich Goliath direkt unterstellt war.
    »Danke, Officer Stoker«, sagte Flanker, »dass Sie unsere Gefangene gesichert haben.«
    »Vorläufig ist das noch meine Gefangene«, sagte Spike und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter achtundneunzig auf. »Sie können sie haben, wenn wir mit ihr fertig sind. Miss Next wird des illegalen Waffenbesitzes beschuldigt, und ich muss jetzt den Tatbestand aufnehmen.«
    »Die Anklage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hat Vorrang, Stoker.«
    »Sie meinen, Ihre verlogene Anklage ist wichtiger als meine verlogene Anklage?«
    »Darüber könnten wir die ganze Nacht streiten, aber das Ergebnis bleibt dasselbe: Ich nehme sie mit, damit sie in Goliathopolis befragt werden kann.«
    »Nur über meine Leiche«, sagte Spike.
    »Das ließe sich einrichten.«
    Sie knurrten sich noch eine Weile an, aber es war offensichtlich, dass Spike nicht viel tun konnte. Innerhalb von zehn Minuten saß ich im Fond einer wuchtigen Limousine und wurde zum Clary-Lamarr-Travelport gefahren, von wo aus ich in einem privaten Bullet-Train nach Goliathopolis gebracht werden sollte.
    Ich holte tief Luft. Thursday zu sein war wirklich sehr aufregend und bot auch viel Abwechslung. Über Whitby zum Beispiel hatte ich überhaupt nicht mehr nachgedacht.

24.
Die Goliath Corporation
    Gefahren für Unvorsichtige #16: Big Martin ist ein großes katzenähnliches Ungeheuer, das man nie zu sehen kriegt, das aber unweigerlich eine Spur der Verwüstung und jede Menge Leichen hinter sich lässt. Einem Big-Martin-Ereignis kann man allerdings dadurch ausweichen, dass man auf die »Katzen-Vorwarnung« achtet. Es besteht im Auftreten einer Serie von stetig größer werdenden Katzen, die einem über den Weg laufen. Spätestens nach der dritten Katze   – die in der Regel schon Tigergröße erreicht   – sollte man sich entschließen, die Richtung zu ändern oder die Gegend ganz zu verlassen.
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
2
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Aufl.
     
    »Gut«, sagte Flanker, als wir im plüschigen Inneren des Bullet-Trains saßen. »In einer Stunde sind wir in Goliathopolis und können mit dem Verhör anfangen.«
    »Mr Flanker, Sir«, sagte einer seiner Begleiter, ein kurz gewachsener Mann, dessen rasierter Schädel wie ein Tennisball aussah. »Haben Sie schon überprüft, ob sie nicht eine von Unseren ist?
    »Guter Hinweis«, sagte Flanker. »Hätten Sie mal die Freundlichkeit?«
    Die beiden Schwergewichte brauchten keine weitere Aufforderung, sondern stürzten sich