Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde

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blöd. So, und wo ist jetzt Thursday?«
    Endlich erkannte ich ihn. Er war die Person bei Goliath, die am meisten Grund hatte, mich zu hassen.
    »Sie sind Jack Schitt, hab ich recht?«
    Er starrte mich einen Augenblick lang an, dann lächelte er. »Bei allem, was groß und gierig ist!«, sagte er und starrte mich bewundernd an. »Was für ein Coup! Sie sind die geschriebene Thursday, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Aber er wusste genau, dass ich log. Unabsichtlich hatte ich alles verraten. Jack Schitt war nämlich gar nicht sein richtiger Name.
Es war der Name, den er in der Serie hatte.
Seinen richtigen Namen kannte ich gar nicht, aber er kannte sein fiktionales Gegenstück natürlich sehr wohl. Er nahm den Telefonhörer ab und drückte auf ein paar Knöpfe.
    »Ich bin’s. Hört genau zu: Es handelt sich nicht um Thursday, sondern um die
geschriebene
Thursday. Ja, das ist amtlich. Sie kann jeden Augenblick wegschmelzen, deswegen müssen wir sie sofort mit Blue Fairy behandeln, wenn wir in Goliathopolis ankommen. Es ist mir egal, was das kostet. Wenn sie zum Fünfuhrtee nicht real ist, rollen Köpfe bei euch! Nein, das war nicht metaphorisch gemeint!«
    Er legte den Hörer auf und starrte mich triumphierend an. »Wann müssen Sie wieder zurück sein?«
    Plötzlich erfüllte mich eine durchaus reale Angst. Meine bisherigenAktivitäten beruhten alle auf der festen Annahme, dass ich um Mitternacht in die BuchWelt zurückkehren würde. Die Vorstellung, dass ich womöglich für immer hierbleiben müsste, gehörte überhaupt nicht zu meinen Plänen.
    »Was ist mit dem Austen Rover passiert, Next?«
    »Mit was?«
    »Dem Austen Rover, unserem experimentellen Transfiktion-TourBus. Bei seiner Jungfernfahrt war die reale Thursday an Bord, und dann ist er nie zurückgekehrt. Wo ist er geblieben?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Außerdem ist die Blaue Fee rein fiktional und wohnt in
Pinocchio.
Sie macht auch keine Realisierungen mehr, das hat der GattungsRat verboten.«
    »Das wird ja immer besser«, sagte er, schickte den zweiten Bodyguard, der mir meinen Tee gebracht hatte, mit einer Handbewegung nach draußen und schloss die Abteiltür. »Sie sind also tatsächlich aus der BuchWelt. Im Übrigen hab ich geblufft, wir haben gar kein Blue Fairy. Aber wir haben etwas viel Besseres:
Green Fairy.
«
    »Von Green Fairy hab ich noch nie was gehört.«
    »Das ist ein eigenes Goliath-Produkt. Eigentlich ist es gar keine Fee – es handelt sich eher um einen magnetischen Käfig, in dem wir fiktionale Personen festhalten können, um zu verhindern, dass sie sich in die BuchWelt verkrümeln. Ich habe gehört, dass die ersten Stunden darin
entsetzlich
schmerzhaft sein sollen, aber danach wird es schlimmer. Wenn Sie erst in dem Ding drin sind, werden Sie uns
alles
sagen, Thursday, einfach alles. Das tun sie alle. Oder was glauben Sie, wie wir genug Informationen zusammengekriegt haben, um mit dem BuchProjekt überhaupt anzufangen? Wir können Sie vielleicht nicht real machen, Thursday, aber wir können Sie für immer hier festhalten – oder jedenfalls so lange, bis Sie es nicht mehr aushalten und mit uns zusammenarbeiten. Machen Sie es sich nicht so schwer, Thursday: Wo ist der Austen Rover?«
    »Ich hab keine Ahnung.«
    »Nun, Sie werden es uns am Ende ja doch sagen. Ein paar Stunden in der Green Fairy werden Ihre Zunge schon lockern.«
    »Goliath könnte keine zwanzig Minuten in der BuchWelt überleben«, sagte ich, war aber selbst nicht ganz davon überzeugt. Wenn dieser Mann auch nur halb so tückisch war wie der geschriebene Jack Schitt, war die BuchWelt ernsthaft bedroht. Thursday hatte einen großen Teil ihrer Zeit damit zugebracht, sicherzustellen, dass die Goliath Corporation nicht in die BuchWelt eindringen konnte. Dass sich Goliath damit zufriedengegeben hätte, den Leuten bloß seinen Ramsch zu verkaufen, war nicht zu erwarten. Wahrscheinlich wollten sie die Bewohner der BuchWelt als unbezahlte Arbeiter einsetzen und unsere Landschaft mit Giftmüll versauen.
    Ich sagte nichts, was ihm wahrscheinlich völlig genügte. Es war wirklich ein Riesenpech, dass ausgerechnet er mich durchschaut hatte. Die echte Thursday hatte Jack Schitt mal eine halbe Ewigkeit in Poes Gedicht
Der Rabe
eingesperrt, deshalb kannte er sich durchaus ein bisschen mit der BuchWelt aus.
    »Und wie heißen Sie nun?«, fragte ich. »Wenn Ihr Name schon nicht Jack Schitt ist?«
    »Ein lächerlicher, beleidigender Name«, knurrte er. »Ich heiße Dorset.