Wo Ja Nein bedeutet
sich nicht umdrehen. Denn die Massai sind überzeugt davon, sie würde dann zu Stein erstarren. Lots Frau lässt grüßen ...
Und es geht noch weiter: Anfangs räumen Freunde des Brautpaars Steine und Zweige aus dem Weg. Je näher jedoch die junge Frau zur künftigen Heimstatt kommt, desto mehr lässt diese Fürsorge nach. Vor allem die weiblichen Verwandten des Ehemanns beginnen jetzt, die Braut zu beschimpfen. Sie wird hässlich genannt, man heißt sie eine Diebin, ruft sogar nach einem Brandeisen, um sie für immer zu kennzeichnen. Manchmal kommt es sogar vor, dass die junge Frau mit Kuhdung eingeschmiert wird. Der Grund für das Ganze? Je nachdem, wie die Braut reagiert, zeigt sich, wie sie mit den Herausforderungen auch innerhalb ihrer künftigen Ehe umgehen und klarkommen wird. Ein Test, der uns in Europa denn doch schon sehr ungewöhnlich vorkommt.
Rote Frauen und schmucke Narben
Nein, falsch gedacht! Wir sind nicht plötzlich bei den Indianern angekommen. Sondern wir bleiben in Afrika, genauer gesagt in Namibia. Hier gehört es nämlich dazu, dass der Tag vor der Hochzeit vor allem bei den Frauen so lebhaft gefeiert wird, dass sie alle rot werden. Sie kremen sich nämlich mit einer Mischung aus rotem Ocker und Butterfett, Duftstoffen und Harz ein. Das Rot spiegelt die Farbe der Erde wider und steht gleichzeitig als Symbol für das Leben. Die Braut wird ins Haus ihres künftigen Mannes geführt und dort von seinen Verwandten empfangen. Zum Zeichen, dass sie voll und ganz in ihrem neuen Heim akzeptiert ist, wird sie mit Butterfett von den Kühen des Bräutigams eingerieben. Ein ganz besonderes Parfum! Kein echter Vergleich zu Chanel No. 5.
Wer eine Frau aus dem Stamm der Tuareg zur Gattin nimmt und nicht ein Cousin der Braut ist, sollte sich mit genügend Sandalen eindecken: Die sind dort ein wichtiges Zahlungsmittel. Weil nämlich diese Söhne der Wüste sehr oft verwandt sind – eben oft Vetter und Base heiraten –, muss ein Familienfremder seine Frau dem Cousin der Braut abkaufen …
Beim äthiopischen Volk der Karos dagegen gilt: Eine junge Frau ist nur dann schön und für die Ehe geeignet, wenn Ihr Unterkörper mit kleinen Schnitten verziert wird, in die sogar noch Asche gerieben wird. Die Wunden vernarben mit einem gleichmäßig leicht erhöhten Muster auf der Haut: ein Brautschmuck, der nicht nur schmerzhaft ist, sondern Zeit des Lebens anhält. Sicher ist jeder europäischen Braut der Ehe- und Diamantring als Schmuck dann doch viel lieber …
Prinzessin für einen Tag
In Marokko geht es viel freundlicher zu: Bei einer traditionellen Hochzeit in diesem nordafrikanisch-arabischen Land wird die Braut von den Frauen der Familie gebadet, geschminkt, Hände und Füße werden mit Henna bemalt, und zwar mit exotischen, fein gezeichneten Mustern. Danach wird sie mit Goldschmuck über und über behängt – auch daher kommt die Beschreibung für die Bräute in Marokko, sie seien „Prinzessin für einen Tag“. Sehen Sie sich vor: Traditionell kann eine marokkanische Hochzeit einige Tage dauern – Stehvermögen ist also angesagt. Früher waren es sieben Tage Fete, drei davon allein für die eigentliche Zeremonie. Während dieser Feier sitzt die junge Frau hinter einem Vorhang – getrennt von Familie und Bräutigam. Der Vorhang ist ein Symbol für den Übertritt der Braut in das neue Leben gemeinsam mit ihrem Mann.
Wellness für die Braut
Selbst in Ostafrika gibt es angenehmere Bräuche als bei den Massai: Bei den Swahili etwa werden die Bräute vor der Hochzeit massiert, und zwar mit Kokosnussöl, und danach mit duftendem Sandelholz parfümiert. Auch hier kennt man die Sitte, den Körper – vor allem auch die Arme – mit Henna-Mustern zu bemalen und damit besonders zu verzieren. Die junge Frau bekommt nach diesem Schönheitsprogramm eine kleine Lehrstunde: Eine ältere Frau gibt die Geheimnisse einer guten Ehe, welche immer das sein mögen, an die Braut weiter.
Niemals eingeladen: die Schwester der Braut
Wichtig für die Gästeliste bei einer Maori-Hochzeit in Neuseeland: Die Schwester der Braut darf nicht mitfeiern. Ein alter Aberglaube besagt, dass dem Paar sonst Kindersegen versagt bleibt, weil die Braut unfruchtbar wird. Die unendliche Liebe wird bei der Hochzeitszeremonie durch Schleifen symbolisiert – die „Infinity Loops“ werden Braut und Bräutigam um den Nacken gelegt. Und das Eheversprechen ist dann gültig, wenn die beiden sich auf Maori-Art geküsst haben –
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