Wo Licht im Wege steht
andere Reparaturen nötig hatten.
Sellers fuhr den Wagen mit schwungvollem Bogen in die Einfahrt.
»Kommen Sie mit hinein, Lam«, forderte er mich auf.
Ich folgte ihm. Die Besitzerin kam uns entgegen.
»Haben Sie den Herrn schon einmal gesehen?« fragte er und deutete auf mich.
»Das ist er«, sagte sie.
»Wer?«
»Der Mann, von dem ich Ihnen schon erzählt habe. Dieser Mann ist mit Fultons Wagen hier angekommen. Und er trug sich unter >Dover Fulton, 6285 Orange Avenue, San Robles< ein. Es wird bestimmt seine Handschrift sein.«
»Wie sah die Frau aus, die bei ihm war?«
Sic zuckte mit den Schultern. »So eine kleine Abenteurerin. Du meine Güte, wie der Mann zu mir kam mit dem Vorwand, daß seine Begleiterin sich schlecht fühle und einen Waschraum benützen wolle! Ich erklärte ihm dann, daß wir keine Waschräume haben, aber dafür Kabinen mit Bad und Toiletten. Ob er eine Kabine wolle, fragte ich ihn. Und was glauben Sie, was er antwortete?«
Frank Sellers beobachtete mich aufmerksam. »Nun, was, zum Teufel, sagte er darauf?«
»Er erwiderte, daß er erst die Dame fragen müsse!«
Sellers grinste übers ganze Gesicht.
»Fast hätte ich ihm die Kabine gar nicht gegeben«, fuhr die Frau fort, »man gerät ja nur in schlechten Ruf mit solchen Leuten. Ich wollte, ich wäre meinem ersten Eindruck gefolgt und hätte ihn fortgeschickt. >So ein Anfängerpärchen<, dachte ich mir. Schließlich führe ich dieses Hotel ja nicht für Kindsköpfe.«
»Dieser hier ist bestimmt kein Kindskopf«, meinte Sellers beiläufig-
»Aber er benahm sich so.«
»Und was ist mit dem Mädchen, das bei ihm war?«
»Ich konnte es nicht richtig sehen«, antwortete die Frau, und fügte dann etwas gequält hinzu, »ich kann mit diesen Typen nichts anfangen. Manche von ihnen sind dreist und herausfordernd - aber die meisten dieser jungen Dinger halten sich abseits, sie sitzen im Wagen herum und geben sich Mühe, möglichst uninteressiert zu erscheinen. Die machen mich noch krank!«
»Aber denken Sie doch mal nach«, forschte Sellers weiter, »einen kleinen Blick werden Sie doch sicher auf sie geworfen haben. War sie rothaarig oder…«
»Nein, es war eine Blondine, etwas zierlich. Das ist alles, was ich sah. Und ich habe es der Polizei auch schon mitgeteilt.«
»Und nun erzählen Sie noch, wie’s weiterging.«
»Dieser Mann schrieb sich ein. Ich ging mit ihm zu der Kabine und zeigte sie ihm. Dann bezahlte er, und ich ging zurück. Ich hatte noch drei Kabinen frei. Und die vermietete ich in den nächsten anderthalb Stunden. Bei der letzten kam dann die Beschwerde über das laute Radio in der Nachbarkabine, so daß ich...«
»Hörten Sie die Schüsse?«
»Ich dachte, es seien Fehlzündungen. Natürlich ahnte ich nicht...«
»Waren es drei?«
»Ja, drei.«
»Nachdem dieser Mann hier die Kabine gemietet hatte?«
»Ja.«
»Wie lange danach?«
»Ich weiß es nicht — vielleicht fünfzehn Minuten - vielleicht a uch nicht so lange.«
»Länger als fünfzehn Minuten also nicht?«
»Ich sagte es Ihnen doch, es kann schon sein. Ich achtete nicht so sehr auf die Zeit. Wenn ich geahnt hätte, daß es Schüsse wären, würde ich besser aufgepaßt haben. Und wenn ich geahnt hätte, daß dieser Mann mir so viel Unannehmlichkeiten bereiten würde, hätte lc h ihm die Kabine nicht abgegeben. Schließlich bin ich keine Hellseherin!«
»Nein«, sagte Sellers trocken, »das erwartet auch niemand von Ihnen. Und was geschah hinterher?«
»Als ich die letzte Kabine vermietet hatte, war es etwa gegen elf Uhr. Sie lag direkt neben dieser. Es war eine Doppelkabine, und ich war höchst überrascht, daß ich sie an dem Abend überhaupt noch losbekam. Eine Gesellschaft von vier Personen tauchte auf, und wir einigten uns. Ich ging mit ihnen hinunter und bemerkte, daß in der anderen noch das Licht brannte und das Radio spielte.«
»Vorher hatten Sie keinerlei Beschwerden bekommen?«
»Nein, ich glaube, daß man den Lärm in den anderen Kabinen nicht so genau hörte. Die Doppelkabine lag direkt anschließend. Die vier Leute sagten, sie seien müde und wollten gleich schlafen. Sie baten mich, nebenan etwas Ruhe zu schaffen.«
»Und dann?« drängte Sellers.
»Aber ich habe doch schon alles vorher erzählt.«
»Erzählen Sie es ruhig noch einmal.«
»Ich ging hinüber und klopfte an die Tür. Nichts rührte sich. Ich klopfte lauter. Wieder keine Antwort. Dann versuchte ich, die Klinke niederzudrücken. Die Tür war verschlossen. Da wurde
Weitere Kostenlose Bücher