Wo Licht im Wege steht
mißtrauisch, und ich ging dann wieder fort.« Ich lächelte verlegen, so, als schämte ich mich meiner törichten Schüchternheit.
Erstaunt fragte sie: »Hat man Sie verscheucht?«
»Ja.«
»Und was erschreckte Sie?«
»Ein junger, gutaussehender Mann. Ich glaubte, er sei ein Privatdetektiv.«
»Was soll das heißen, Mr. Lam?«
»Er war groß und trug einen grauen, doppelreihigen Anzug. Er stieg gerade aus seinem Wagen, als ich vor Ihrem Haus ankam, und sah mich so merkwürdig an. Dann ging er an mir vorbei die Treppen zu Ihrem Haus hinauf und klingelte. Ich fuhr um den Block herum und parkte so, daß ich seinen Wagen beobachten konnte. Ich hatte so das Gefühl, er sei ein Detektiv der Versicherungsgesellschaft, der mich beobachtete. Die Gesellschaften wissen nämlich sehr genau, welche Fälle für die Zeitungen interessant sind. Aber trotzdem habe ich es heute wieder bei Ihnen versucht.«
Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie können sich beruhigen, Mr. Lam, der Herr ist kein Detektiv. Er ist - nun, wie soll ich mich ausdrücken, ein harmloser, netter junger Mann, genau wie Sie.«
»Das ist mir eine große Erleichterung«, sagte ich aufatmend, »es ist ein Freund Ihres Hauses. Und Sie kennen ihn schon länger?«
»Nicht sehr lange gerade.«
Ich wartete.
»Er ist recht nett«, fuhr sie fort, »und wirklich ganz harmlos.«
»Merkwürdig, ich fand, daß er wie ein Privatdetektiv aussah.«
Sie runzelte ein wenig die Stirn und schenkte mir ein mildes Lächeln.
»Wie haben Sie ihn kennengelernt?« fragte ich.
»Eigentlich zufällig. Er ist reich und hat sein Geld zum Teil in Minenpapieren angelegt. Arbeiten tut er nicht. Er ist vielleicht das, was Sie einen Playboy nennen würden. Was er an mir so anziehend findet, weiß ich eigentlich nicht...«
Ihr Lächeln wirkte geradezu albern. Es war das eines fünfzehnjährigen Backfisches.
»Aber, ich bitte Sie, er kann doch wohl nur von dem beeindruckt sein, was auch ich sehe!« warf ich ein.
»Mr. Lam, Sie vergessen mein Alter.« Es klang wenig überzeugend. »Der Mann ist noch sehr jung, wesentlich jünger als ich...«
»Ich möchte wetten, er ist älter!« sagte ich mit Bestimmtheit im Tonfall.
»Aber, Mr. Lam, wie Sie reden!« Sie spreizte ihr Gefieder wie ein Pfau.
»Sie wissen genau, wie recht ich habe!«
»Auf solche Gedanken wäre ich gar nicht gekommen! Mr. Durham ist wirklich nur ein netter Bekannter von mir!«
Ich lächelte wissend und spürte, wie sehr sie meine Schmeicheleien befriedigten.
»Bitte, verzeihen Sie mir«, sagte ich dann, als sei ich plötzlich über meine eigene Dreistigkeit schockiert, »ich war wohl etwas indiskret!«
»Aber warum?«
»Ich weiß, es schickt sich nicht, daß ich mich in Ihre Privatangelegenheiten einmische.«
»Glauben Sie?« Sie lächelte schalkhaft. »Vielleicht haben es die Frauen sogar gern, wenn die Männer sich um ihr Privatleben kümmern?«
»Wirklich?«
»Wissen Sie das nicht?«
»Ich... ich bin nicht gerade erfahren auf diesem Gebiet.«
»Nun, dann haben Sie vielleicht etwas hinzugelernt«, sagte sie. »Erinnern Sie sich gelegentlich daran.«
»Ich werde mich bemühen.«
Sie sah mich an und schien ein wenig nachdenklich. »Werden Sie mich mal wieder besuchen?«
»Aber sicher. Vielleicht sogar öfter, als Ihnen lieb ist. Sobald ich meine Ermittlungen gemacht habe, muß ich sehr wahrscheinlich noch ein paar Fragen an Sie richten.«
Ich stand auf.
Sie rief mit lauter Stimme nach ihrem Mädchen. »Susie!«
Die Frau erschien sofort in der Tür mit einer geradezu verdächtigen Eilfertigkeit.
»Führen Sie Mr. Lam hinaus, Susie. Er wird in den nächsten Tagen wiederkommen. Und ich möchte ihn jederzeit sprechen, Wenn er es wünscht.«
Die Frau nickte stumm.
Sie trat auf dem Korridor zur Seite, so daß ich an ihr vorübergehen konnte.
Ich schloß die Gittertür auf. Wartend blieb sie an der Haustür stehen.
»Auf Wiedersehen, Susie«, sagte ich und lächelte ihr freundlich z u. Ihr Gesicht zeigte keine Regung.
»Sic haben sie sicher zum Narren gehalten«, brummte sie, »aber bei mir ist das nicht so einfach!« Und darin warf sie die Tür knallend hinter mir ins Schloß.
Während ich die Straße überquerte und auf meinen Wagen zuschritt, dachte ich über ihre Antwort nach. >Nummer zwei«, mein Wagen, stand auf einem Sandstreifen neben der Straße, und man mußte kein Detektiv sein, um die frischen Fußspuren zu erkennen. Es waren die Abdrücke großer, flachhackiger weiblicher Schuhe,
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