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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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die denn hier? Und warum ausgerechnet heute?”
    “Ich fürchte, das werden wir früher herausfinden, als uns lieb ist”, entgegnete Sander düster.
    Finja atmete tief durch und stieg aus dem Wagen. Sie war wild entschlossen, sich ihre Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. Mit erzwungener Ruhe half sie Linus aus dem Wagen und hob ihn auf den Arm, wobei sei ihn ein wenig fester als notwendig an sich drückte.
    “Dürfte ich erfahren, was dieser Überfall zu bedeuten hat?”, fragte sie kühl. “Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass wir miteinander verabredet waren. Du etwa, Sander?”
    Ihr Mann schüttelte den Kopf. “Nein, ganz sicher nicht. Also – was wollt ihr?”
    Sybilla räusperte sich angestrengt. “Keine Sorge, es wird nicht lange dauern. Wir sind nur gekommen, um euch mitzuteilen, dass wir gerichtlich gegen die Vormundschaftsregelung vorgehen werden.” Ihr Blick wanderte hämisch zwischen Sander und Finja hin und her. “Selbst ein Blinder sieht doch, dass bei euch etwas nicht stimmt. Eure Ehe ist zerrüttet, und deshalb seid ihr auch nicht in der Lage, unserem Enkel ein so stabiles Umfeld zu bieten, wie wir es können.”
    “Ausgerechnet ihr?”, stieß Finja wütend aus. “Ihr interessiert euch doch überhaupt nicht für Linus. Und der letzte Wille eures Sohnes und eurer Schwiegertochter scheint euch auch vollkommen gleichgültig zu sein.”
    “Wir handeln bloß im Interesse des Jungen”, meldete sich Mats Bjorkman zu Wort. Er gab sich gelassen, doch sein Gesicht war hochrot angelaufen. Finja glaubte nicht eine Sekunde, dass dies an der scheußlichen schwarz-gelben Krawatte lag, die er sich umgebunden hatte. Sie erkannte einen Choleriker auf den ersten Blick, und Bjorkman fiel ganz eindeutig in diese Kategorie. “Und Dr. Wilsberg”, er deutete auf ihren Begleiter, “wird unsere Interessen notfalls bis vor die höchste Gerichtsinstanz bringen. Wir kriegen Linus – und wenn ihr euch auf den Kopf stellt!”
    Finja spürte, wie Linus immer unruhiger wurde. Sie setzte ihn auf dem Boden ab, und er lief sofort in Richtung Garten davon.
    “Linus!”, rief sie, und wollte ihm sofort nach, doch Sander hielt sie zurück.
    “Lass ihn. Das ist alles ein bisschen viel für ihn. Er muss sich erst einmal beruhigen.”
    “Verschwindet!”, wandte sich Finja an Sybilla und Mats. Sie war so wütend, dass ihre Lippen zitterten. “Ich habe wahrlich Besseres zu tun, als mich mit euch herumzuschlagen. Und Linus werdet ihr nicht bekommen – niemals, hört ihr?”
    Der Rechtsanwalt – Dr. Wilsberg erinnerte Finja sich – räusperte sich vernehmlich und holte einen Umschlag aus der Innentasche seines Jacketts. Er wirkte angesichts der aufgeheizten Stimmung ein wenig nervös. “Ich darf Ihnen diese förmliche Einladung für eine Anhörung vor dem Vormundschaftsgericht überreichen?”
    Finja konnte nicht fassen, dass Linus’ Großeltern tatsächlich so weit gegangen waren. Doch wirklich überraschen konnte dieser Schritt sie nicht. Offenbar waren Mats und Sybilla Bjorkman zu allem bereit, um ihr vermeintliches Recht zu erstreiten. Und es ging ihnen dabei ganz gewiss nicht um das Wohl ihres Enkels, ganz gleich, was sie auch behaupten mochten. Sie nahm Wilsberg den Brief ab.
    Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und folgte Linus in den Garten. Sie überließ es Sander, sich darum zu kümmern, dass die drei ungebetenen Besucher das Grundstück verließen.
    Der Garten ihres Elternhauses war für Finja immer ein wunderbarer Ort voller Magie gewesen. Direkt an die kleine rückwärtige Terrasse schloss sich eine Wildblumenwiese an. Hier blühten im Sommer leuchtend roter Klatschmohn, blauer Rittersporn und ganze Teppiche aus Gänseblümchen, Löwenzahn und Butterblumen. Obwohl Edvard und Leonora Elmerson in jeder anderen Hinsicht geradezu überkorrekt und konservativ gewesen waren, hatten sie doch nie einen Gärtner Hand an ihren Garten legen lassen und ihn stattdessen ganz sich selbst überlassen. Lediglich ein schmaler Weg, der zu einem lichten Birkenwäldchen führte, war stets freigehalten worden.
    Diesem folgte Finja nun.
    Grün-goldenes Sonnenlicht sickerte durch die Kronen der Bäume, und ein erdiger Duft erfüllte die Luft. Wie von selbst strebten Finjas Schritte zu der kleinen Lichtung. Dorthin hatte sie sich als junges Mädchen immer geflüchtet, wenn sie allein sein wollte. Als Finja sie schließlich erreichte, war es wie ein Déjà-vu.
    Obwohl sie seit einer halben Ewigkeit

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