Wo mein Herz zu Hause ist
hoffen.“ Er wendete den Wagen und fuhr langsam die Einfahrt hinunter.
Sie starrte durch die Windschutzscheibe, wo die Scheibenwischer kaum gegen den Regen ankamen. „Vielleicht habe ich vorschnell …“, begann sie.
Ein donnernder Schlag unterbrach sie mitten im Satz, und ihr blieb fast das Herz stehen.
„Jesus!“ Skip trat auf die Bremse, riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
„Mommy!“
Ihr Puls raste, als sie anstrengt versuchte, durch die Heckscheibe etwas zu erkennen. „Ist schon gut, Liebes“, tröstete sie Michaela, die ängstlich nach ihren Händen griff. „Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.“
Was war das gewesen? Und wo war Skip?
„G-g-geh n-n-nicht w-w-weg.“
„Ich bin ja hier; ich gehe nicht weg.“
Sie musste auf Skip warten.
Bitte lass es nichts Schlimmes sein.
Doch sie spürte die Katastrophe schon – noch bevor Skip die Tür wieder öffnete und sich in den Wagen beugte.
„Addie?“ Er war tropfnass. Das Wasser lief ihm in Rinnsalen übers Gesicht. Seine dunklen Augen wirkten unglücklich. „Ein Baum ist umgestürzt und hat deinen Truck und dein Haus getroffen.“
5. KAPITEL
Erschüttert starrte Addie auf die Reste ihres Pick-ups und die linke Seite ihres Hauses. Die dreißig Meter hohe Hemlocktanne, die noch ihr Großvater gepflanzt hatte, war umgestürzt. Allein der Wurzelballen war größer als Addie und hatte ein riesiges Loch im Boden hinterlassen.
Sie war aus dem Auto gesprungen, um den Schaden selbst zu begutachten, doch jetzt konnte sie sich nicht rühren. Immer wieder sah sie durch den Regen Skips rote Jacke aufblitzen. Er lief um den Baum, um das Ausmaß der Zerstörung festzustellen. Dicke Zweige lagen quer vor dem Hauseingang, ihr Truck war völlig unter dem Baum begraben.
„Mommy!“
Michaela war ausgestiegen und sah verängstigt zu Addie.
„Steig wieder ein, Liebes, ich komme sofort. Du wirst ja ganz nass.“
„Ich habe Angst!“ Michaela deutete auf die Bäume an der Einfahrt, die vom Sturm geschüttelt wurden.
Auch Addie wurde ganz mulmig. Sie musste ihr Kind in Sicherheit bringen. Die Hände als Trichter um den Mund gelegt, rief sie in Skips Richtung: „Ich bringe Michaela zu Becky, okay? Dann komme ich wieder.“
Skip winkte ihr zu und tauchte wieder unter die Zweige.
Mit klopfendem Herzen rannte sie zum Prius. Der Schlüssel steckte, und sie setzte sich hinters Steuer und schloss die Hände ums Lenkrad. Dort hatten noch vor ein paar Minuten Skips Hände gelegen …
Doch als sie im Rückspiegel ihr zerstörtes Haus sah, vergaß sie alles andere, und ihr kamen die Tränen. Ihr geliebtes altes Haus … innerhalb von drei Sekunden fast dem Erdboden gleichgemacht.
Sie hätte die Bäume im Sommer ausdünnen lassen sollen, damit sie dem Sturm weniger Angriffsfläche boten. Schließlich wohnte sie schon ihr ganzes Leben hier und wusste, welche Schäden die Inselstürme anrichten konnten. Doch sie hatte die fünfhundert Dollar für den Holzfäller nicht übrig gehabt, denn sie brauchte das Geld für Michaelas Sprachtherapie auf dem Festland.
„Mommy, w-w-was ist m-m-mit unserem H-haus?“
Der Baum hatte die Wand des Wirtschaftsraums eingedrückt. Vor einer halben Stunde hatte Michaela dort ihre nassen Sachen in den Trockner gesteckt … Addie wurde ganz kalt bei dem Gedanken.
„Alles kommt wieder in Ordnung, Engelchen.“ Sie zwang sich zu einem ermutigenden Lächeln. „Jetzt bringe ich dich erst mal zu Becky, damit ihr spielen könnt.“
„Au ja.“
Kurz darauf stiegen sie vor Skips Haus aus.
„B-bleibst du auch hier?“, fragte Michaela.
„Ich muss erst mal nachsehen, was mit dem Haus ist.“
Becky stand in der offenen Tür. „Hey, Micky“, begrüßte sie Michaela strahlend. Zu Addie sagte sie höflich: „Hallo, Mrs. Malloy.“
„Ein Baum ist auf unser Haus gefallen. Ich muss zurück zu deinem Vater. Würdest du so lange auf Michaela aufpassen?“, bat Addie ohne Einleitung.
„Ein Baum … das gibt’s doch nicht …“ Becky sah die beiden entsetzt an.
„Ein ganz großer Baum“, bestätigte Michaela und breitete die Arme aus. „Viel größer als so.“
„Ach du lieber Himmel!“ Becky zog Michaela ins Haus. „Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Malloy. Ich passe auf Micky auf. Gehen Sie ruhig.“
„Danke.“
„Warten Sie!“, rief Becky ihr nach, als sie wieder zum Wagen lief. „Dad hat keine Regenjacke – und Sie auch nicht.“ Sie riss den Garderobenschrank im Windfang auf und reichte Addie eine
Weitere Kostenlose Bücher