Wo mein Herz zu Hause ist
trotzdem schon mal trockene Sachen anziehen, okay?“
Michaela rannte aus der Küche, und am anderen Ende der Leitung wurde abgehoben.
„Hallo?“
„Hier ist Addie.“ Mehr brachte sie auf einmal nicht heraus.
„Hey.“ Es klang so herzlich und erfreut, dass ihr Herz schneller schlug. Einen Moment lang fühlte sie sich wieder wie ein Teenager, als sie Skips tiefe, warme Stimme hörte.
Sie atmete tief durch. Schließlich tat sie das hier nur für Michaela. „Tut mir leid, wenn ich störe, aber Becky hat Michaela zum Grillen eingeladen …“
„Ich weiß.“ Er lachte leise. „Du wirst dich wohl dran gewöhnen müssen. Unsere Mädchen mögen sich, und wir müssen einfach das Beste draus machen.“
„Aber nur als Eltern“, bemerkte sie. „Mehr nicht.“
„Hmm.“ Sie hörte, dass er lächelte. „Könnt ihr gegen fünf hier sein? Dann können die Kinder noch spielen, und wir unterhalten uns, während ich koche.“
„So in die Richtung ‚hallo, na, wie war dein Tag‘?“, erwiderte sie locker – und es fühlte sich gut an, nicht immer so harsch zu sein.
„Irgendwo müssen wir ja anfangen. Sagen wir, in zwanzig Minuten?“
Er legte auf.
Nein, dachte sie, wir müssen überhaupt nicht anfangen.
Auf einmal fühlte sie sich erschöpft. Draußen stürmte es, der Regen schlug gegen die Scheiben und trommelte aufs Dach. Ein guter Abend für ein schnelles, einfaches Abendessen, eine heiße Dusche und ein gutes Buch. Sie wollte bei diesem Wetter nicht noch einmal raus.
Ach komm, gib’s doch zu. Du willst nur Skip nicht sehen.
Lügnerin.
Als das Telefon klingelte, hielt sie es noch in der Hand und war sofort dran.
„Ich hole euch ab“, sagte Skip ohne Einleitung.
„Das ist nicht nötig. Ich habe einen großen Schirm.“
Doch er hatte schon wieder aufgelegt.
Addie starrte das Telefon an, war aber zu müde, um zurückzurufen und mit ihm zu diskutieren. Deshalb stand sie auf und ging zu Michaelas Zimmer. „Bist du so weit, Süße?“
„Ja!“ Michaela hatte sich rosa Jeans und ein rosa Sweatshirt angezogen. Auf dem Bett saßen zehn Barbies.
„Die nehme ich mit.“
„Findest du nicht, dass vier auch reichen?“
Becky hatte sich am ersten Tag für Michaelas Puppen interessiert, aber das hielt vielleicht nicht ewig an. Obwohl Addie bei ihr ein gutes Gefühl hatte. Das Mädchen war lieb und geduldig. Ob sie nach ihrer Mutter kam, der Frau, mit der Skip zusammen gewesen war?
„Zwei für dich, zwei für Becky“, schlug sie vor.
„Okay.“
Wenn mein Leben doch auch nur so einfach wäre, dachte Addie sehnsüchtig.
Zwanzig Minuten später stand Skip mit einem riesigen dunkelblauen Schirm vor der Tür. Addie hielt den Atem an, als sie sah, wie seine Augen strahlten. Er trug Jeans mit Bügelfalte – bügelte er etwa seine Jeans? – und eine bordeauxrote Jacke.
Der Regen lief in Sturzbächen vom Dach, und die drei Hemlocktannen im Vorgarten bogen sich im Sturm. Doch Addie bekam davon nur am Rande etwas mit, denn Skip hatte mit dem freien Arm Michaela hochgehoben.
„Na komm, Kleines, dann wollen wir dich mal trocken ins Auto bringen.“
Den Arm mit dem Schirm legte er um Addie. Dann führte er sie zum Prius, wo er Michaela sanft auf den Rücksitz setzte. Addie brachte er zum Beifahrersitz, warf den Schirm in den Kofferraum und stieg selbst ein.
„Ich hatte ganz vergessen, wie wild das Wetter hier auf der Insel werden kann.“ Er strich sich das regennasse Haar aus dem Gesicht.
Sprachlos starrte Addie ihn an. Ihr Exmann hatte sich nicht ein einziges Mal so liebevoll um seine Familie gekümmert, wie Skip gerade eben. Dempsey war es immer nur um Dempsey gegangen, und das hatte sich auch nicht groß geändert, als er Vater wurde.
Oh sicher, er hatte Michaela geliebt – wenn es gerade gut passte und er in der richtigen Stimmung dazu war. Doch ansonsten fühlte er sich durch seine Familie schnell eingeschränkt. Addie war zu spät klar geworden, dass Dempsey es zwar theoretisch schick fand, Vater zu sein, doch praktisch nicht viel damit zu tun haben wollte. Windeln wechseln, nächtliches Schreien und die tausend anderen Kleinigkeiten, die nun mal dazugehörten, waren nicht sein Ding.
Genau wie Skip damals, dachte sie. Doch der hatte in den letzten zehn Jahren offenbar gelernt, was Fürsorge bedeutete.
Jetzt ließ er den Wagen an und hob die Brauen, als Addie einfach den Blick nicht abwenden konnte.
„Was ist denn?“, fragte er.
„Du hast dich verändert.“
„Das will ich doch
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