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Wo mein Herz zu Hause ist

Wo mein Herz zu Hause ist

Titel: Wo mein Herz zu Hause ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY J. FORBES
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Vergangenheit? Als Vater fiel es ihm schon schwer, mit der Gegenwart klarzukommen.
    „Eins nach dem anderen, Becky“, sagte er.
    An der Vergangenheit konnte er nichts mehr ändern, aber wenigstens war die Zukunft noch offen. Eine Zukunft, in der vielleicht Addie eine Rolle spielte.
    Wenn sie es zuließ.
    Gegen halb fünf nachmittags öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Regen fiel in dicken, schweren Tropfen, und jede Senke füllte sich sekundenschnell mit Wasser. Windböen peitschten die Bäume.
    Addie legte schützend den Arm um Michaela, als sie vom Honigschuppen zum Haus rannten. Sie hatten den Nachmittag damit verbracht, Wachs von den vollen Waben zu kratzen, damit sie den Honig schleudern konnten.
    Noch ein paar Wochen, dann war die Saison vorbei. Dieses Jahr würde sie etwa 200 Kilo Honig verkaufen können, außerdem Dutzende Bienenwachskerzen. Ein schöner Nebenverdienst, mit dem sie die dringend nötige Dachreparatur bezahlen konnte.
    „Können wir heute bei Becky essen?“, fragte Michaela, als sie in der Küche ankamen. „Sie hat doch gesagt, dass sie grillen.“
    Addie schüttelte ihr nasses Haar und strich ihrer Tochter feuchte Strähnen aus dem Gesicht. „Ich glaube kaum, dass sie bei dem Wetter grillen, Schatz.“
    Glück gehabt.
    „Aber dann gehen wir ein andermal?“
    „Vielleicht.“
    Wenn es nach mir geht, bestimmt nicht.
    Michaela legte ihre nasse Barbie auf ein Geschirrtuch. „Magst du Mr. D-d-dalton nicht?“
    „Doch, ich mag ihn.“
    Er ist anders als früher. Ein Vater. Und ich bekomme immer noch Herzklopfen, wenn ich ihn sehe.
    Heute hatte sie sogar unwillkürlich die Hand ausgestreckt, um ihn zu berühren. Lieber Himmel, es stimmte also. Sie hatte ihre Gefühle für ihn nur verdrängt. Unterdrückt. Und jetzt fingen sie an, sich einen Weg in ihr Bewusstsein zu bahnen.
    Addie ging zur Spüle und wusch sich energisch die Hände.
    „War er s-s-sauer mit Becky, weil sie mit uns zu den Bienen gegangen ist?“, fragte Michaela.
    „Nein, er hat sich nur Sorgen gemacht.“
    „Aber er sah wirklich böse aus.“
    „War er aber nicht.“ Nicht jeder Mann ist wie dein Vater , hätte Addie am liebsten gesagt, aber sie wusste, dass das nicht viel bringen würde. Dempseys unvorhersehbare Stimmungswechsel und Wutausbrüche hatten Michaela geprägt.
    „Aber er sah so aus.“
    Addie trocknete sich die Hände ab und setzte sich neben ihre Tochter an den Küchentisch. „Mr. Dalton hat sich große Sorgen um Becky gemacht, weißt du. Er ist allergisch gegen Bienen und wird sehr, sehr krank, wenn eine ihn sticht. Davon kann er sogar sterben, wenn er nicht sofort ein Gegenmittel nimmt.“
    Mit großen Augen sah Michaela sie an. „Kann Becky auch sterben?“
    „Nein, Becky ist zum Glück nicht allergisch.“
    „Aber warum m-m-macht sich Mr. D-d-dalton dann Sorgen?“
    „Weil sie seine Tochter ist. Er macht sich immer Sorgen. So wie ich bei dir.“
    Michaela hob den Kopf, als Addie ihr über die Wange strich. „W-weil ich st-st-stottere?“
    „Ach Liebes.“ Addie zog ihre Tochter auf den Schoß. „Das ist doch nur ein ganz kleiner Teil von dir. Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Es gehört dazu, wenn man eine Mutter oder ein Vater ist, dass man sich immer Sorgen um sein Kind macht. Das hört nie auf, auch wenn das Kind schon erwachsen ist.“
    „Und w-w-wieso macht sich D-d-daddy keine Sorgen um mich?“
    „Tut er ja. Er zeigt es nur nicht so.“ Verdammt Dempsey, wie kannst du deiner Tochter das nur antun? Du könntest wenigstens ab und zu anrufen.
    Nach einer langen, nachdenklichen Pause sagte Michaela: „Ich habe ein b-b-bisschen Angst v-v-vor Mr. Dalton.“
    „Das brauchst du nicht“, flüsterte Addie.
    „Und wenn er Becky verlässt? So wie Daddy mich?“
    „Daddy hat dich nicht verlassen, Liebes. Er wollte ein anderes Leben und ist deshalb weggezogen. Aber das hatte nichts mit dir zu tun. Überhaupt nichts.“
    Michaela schien wie immer bei diesem Thema nicht überzeugt, und Addie seufzte innerlich. Sie gab ihrer Tochter einen Kuss und stellte sie auf die Füße. „Hey, warum holst du nicht mal das Telefon her? Und Beckys Nummer.“
    Sofort wirkte Michaela fröhlicher. „Dann grillen wir doch?“
    „Mal sehen, was Mr. Dalton dazu sagt.“
    Ungeduldig hüpfte Michaela von einem Fuß auf den anderen, während Addie wählte.
    „Das heißt noch nicht, dass wir wirklich eingeladen sind. Ich weiß ja nicht, ob Becky ihren Vater überhaupt vorher gefragt hat. Du kannst dir aber

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