Wo niemand dich findet
Opfer hätten ihm
gefährlich werden können«, entgegnete Nathan. »Er will ungestört seine Geschäfte machen. Melanie, Joe Turner, der kleine Ganove vom Stripclub, die Informantin, die ihn vermutlich hochgehen lassen wollte – alle hätten gegen ihn aussagen können. Da macht er kurzen Prozess.«
»Klingt überzeugend«, räumte Nicole ein. »Aber wo sind die Beweise?«
Nachdenklich tippte Nathan mit dem Schläger auf den Boden. »Wir brauchen einen Durchsuchungsbefehl«, murmelte er. »Wer kann sagen, was er alles in seiner Garage oder dem Auto hat?«
»Viel Glück dabei«, sagte sie. »Ach ja, zu deiner Info: jetzt, da er weiß, dass ihn die Bundespolizei im Auge hat, ist er der reinste Musterknabe.«
»Woher weißt du das?«, fragte Hodges.
»Ich habe einen Kontakt bei der Sondereinheit, die sich mit ihm beschäftigt«, sagte sie. »Sie durchleuchten ihn von oben bis unten, aber sie finden kein belastendes Material. In den Unterlagen zu diesen Häusern taucht sein Name überhaupt nicht auf, und das Material, das ihn mit dem Betrieb in Zusammenhang bringt, ist mehr als dünn. Sie brauchen unbedingt jemanden, der auspackt. Deswegen sind sie so scharf auf Melanie.«
»Wir müssen den Komplizen finden«, dachte Nathan laut. »Coghan erdrosselt seine Opfer. Das macht keinen Lärm. Es gibt keine Schussspuren. Aber er muss einen Komplizen haben. Jemand, der gerne mit einer Zweiundzwanziger in der Gegend rumballert. Verdammt, vielleicht deichselt diese Person auch das mit den Immobilien?
Jedenfalls erfordert die ganze Operation viel Geld und juristisches Know-how. Coghan hat weder das eine noch das andere.«
»Vielleicht ist es auch mehr als ein Komplize«, mutmaßte Hodges.
»Wer ist eigentlich der Informant, von dem du gesprochen hast«, fragte Nicole. »Davon weiß ich noch gar nichts.«
»Es ist eine sie«, sagte Nathan. »Eine von Coghans Betthasen. Sie ging auf den Strich und wurde mit einer Zweiundzwanziger erschossen. Zwei Schüsse in die Brust. Auch auf Melanie wurde mit einer Zweiundzwanziger geschossen.«
»Prostituierte werden jeden Tag umgebracht«, meinte Nicole. »Und dir muss ich ja wohl nicht sagen, wie viele von diesen Waffen im Umlauf sind. Wenn eine ballistische Untersuchung eine Übereinstimmung ergäbe, dann wäre das was, aber …«
»Ja, aber die zwei Frauen haben noch mehr gemeinsam«, warf Hodges ein. »Sie hatten beide was mit Coghan. Und die gleichen Narben.«
»Narben?«, fragte sie.
Hodges räusperte sich. »Es scheint, dass Coghan die Frauen gerne mit einer brennenden Zigarette traktiert, während sie ihm, na, wie soll ich sagen …«
»Einen blasen«, beendete Nathan den Satz für ihn.
»Mit einer brennenden Zigarette?«, rief Nicole aus. »Woher habt ihr das denn?«
»Ich habe mehrere Prostituierte verhört, die für diesen Little J laufen«, erläuterte Nathan. »Anfangs dachte ich, dass ist so was wie das Markenzeichen ihres kranken
Mackers, aber es stellte sich heraus, dass es Coghans Hobby ist.«
Natürlich würde keins der Mädchen je vor Gericht gegen einen Polizisten aussagen. Und selbst wenn sie es täten, würde ein Strafverteidiger ihre Glaubwürdigkeit in null Komma nichts pulverisieren.
Nicole angelte ihre Sonnenbrille aus dem T-Shirt-Ausschnitt. »Diese Angelegenheit hat es in sich.«
»Wem sagst du das.«
»Euch.« Sie sah erst Nathan, dann Hodges an. Da wusste Nathan, dass nun ihr Schlussplädoyer kommen würde.
»Was euer angebliches Beweismaterial betrifft, das könnt ihr vergessen, es hält vor Gericht nicht stand«, behauptete sie. »Es würde vermutlich nicht einmal zugelassen werden. Wenn ihr also keinen Durchsuchungsbefehl bekommt – und das bezweifle ich –, wird es euch schwerfallen, da eine Mordsache draus zu machen. Warum lasst ihr die Bundesbehörden nicht einfach wegen der Drogensache ermitteln?«
»Ich will ihn wegen Mord drankriegen«, beharrte Nathan. Alles andere war inakzeptabel.
»Du hast mich um Rat gefragt, Nathan. Hier ist er also: lass die Sache sein«, schloss sie. »Politisch und juristisch bohrt ihr da ein zu dickes Brett. Ihr habt auch so reichlich zu tun. Überlasst Coghan den anderen.«
Nathan knirschte mit den Zähnen.
»Das wird darauf hinauslaufen, dass er mit ihnen einen Deal macht, damit sie an die Hintermänner rankommen«, warf Hodges ein.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber wenn ihr ihn
des Mordes überführen wollt, habt ihr nur eine Chance, und die ist nicht besonders groß.«
»Und die
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