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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Tagen sich selbst überlassen, es stand fröhlich in alle Richtungen ab. Doch das ergänzte beinahe malerisch sein Stoppelgesicht.
    Ansonsten befand er sich wohl in einer Parallelwelt.
    Sie trat hinter ihn und ließ die Rollos hochschnellen.
    Er wirbelte herum und blinzelte sie an. »Hey!«
    »Endlich! Mein Gott, was ist los mit dir?«
    Er schob den Computer aus dem Lichtkegel und begann zu tippen.
    »Arbeitest du etwa? Auf meinem Computer?«
    Er gab keine Antwort.
    Sie seufzte. »He, möchtest du vielleicht eine gute Nachricht hören?« Sie drehte sich um und sah aus dem Fenster. Dabei spürte sie, wie das Lächeln zurückkehrte. »Es ist ein fantastischer Tag. Ein großartiger, überirdischer Tag.« Sie sah nur seinen Hinterkopf, während seine Hände über die Tastatur flogen.
    »Melanie ist aufgewacht. Kannst du dir das vorstellen? Nach drei Wochen, zack, einfach so.« Sie sah zum Fenster hinaus. Selbst der Parkplatz kam ihr heute Nachmittag schön vor. »Ich konnte es kaum glauben. Ich bin heute Vormittag in ihr Zimmer gekommen, und da saß sie aufrecht im Bett.« Sie sprach eigentlich mehr mit sich als mit Troy, aber das war ihr egal. »Ich meine, das war wie ein Wunder. Sie hat mich sofort erkannt. Weißt du, was sie als Erstes gesagt hat? ›Wo ist Grace?‹ Ist das nicht fantastisch? Ich sag dir’s, ich hätte beinahe losgeheult.«
    Sie richtete den Blick auf ihr Cabriolet, das in der Sonne auf dem Parkplatz stand wie ein gestrandeter roter Wal. Es war ein Wahnsinnsauto, und allmählich hatte
sie es richtig gern. Die Heckflossen sahen irgendwie richtig gut aus. Abgedreht. Und wenn das Verdeck unten war, stimmten auch die Proportionen. Sie stellte sich vor, gemeinsam mit Nathan darin fortzusegeln.
    Da bildete sich ein Kloß in ihrem Hals. Vom Wagen glitt ihr Blick auf die Schlüssel in ihrer Hand und auf das Medaillon, das Nathan daran befestigt hatte, ehe er gegangen war. Der heilige Christopherus, Schutzpatron aller Reisenden. Alex hatte nachgesehen.
    Auf einmal war ihr klar, was sie zu tun hatte. Sonnenklar.
    »Ich fahre zurück«, verkündete sie.
    Sie lief durch das Zimmer, riss eine Schublade auf und schaufelte alles an Kleidung heraus, was darin war.
    »Troy? Hast du gehört? Es ist Zeit, nach Hause zu fahren.«
    Sie holte die Reisetasche aus dem Schrank und stopfte die Kleidung hinein. Ihr Sweatshirt lag über dem Stuhl. Auch das legte sie hinein. Als Nächstes war das Badezimmer dran. Sie nahm alles, was auf der Ablage war, und packte es in das Reisenecessaire.
    »Troy?«
    »Was?«
    »Ich fahre zurück nach Austin. Heute noch. Pack zusammen.«
    Nachdem sie die Reisetasche gepackt hatte, sah sie sich um. Warum raste ihr Puls plötzlich so? Woher kamen die schweißigen Hände?
    Nathan. Sie war aufgeregt. Hatte Angst, ihn wieder zu treffen. Sie hatte ihn seit Wochen nicht mehr angerufen. Vielleicht hätte sie es tun sollen. Aber er hatte sich auch
nicht gemeldet. Sie biss sich auf die Lippe und sah sich noch einmal um.
    Die Laufschuhe standen unter dem Couchtisch. Sie hob sie auf und stopfte sie ebenfalls in die Tasche. Anschließend stellte sie sie neben die Tür und ging zum Kühlschrank. Noch ein bisschen was zu trinken für die Fahrt. Das war alles. Bis auf ihren Computer.
    »Troy, ich brauch meinen Computer.«
    Sie wartete. Keine Reaktion.
    »Troy?«
    »Nein«, sagte er, ohne aufzusehen.
    »Wie – nein?«
    »Ich bin grad an was Wichtigem dran.«
    Sie ging zu ihm und stemmte eine Faust in die Hüfte. »Na, dann schick dir die Datei als E-Mail an dich. Es ist höchste Zeit aufzubrechen.«
    Es fiel ihm schwer, den Blick vom Bildschirm zu lösen und sich ihr zu widmen. »Ich fahre nirgendwo hin.«
    »Tja, ich schon. Und meinen Computer nehme ich mit.«
    Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu und begann zu tippen. »Ich brauche ihn«, murmelte er.
    »Ich auch! Da sind meine Dateien drauf!«
    »Die schicke ich dir.«
    »Soll das ein Witz sein? Der gehört mir! Du kannst ihn nicht einfach behalten, nur weil du gerade …«
    »Ich geb dir tausend Dollar dafür.«
    »Der ist keine drei Monate alt und hat zweitausendfünfhundert gekostet!«
    »Dann eben zehntausend.« Er starrte unverwandt auf den Bildschirm.

    »Zehntausend Dollar? Für einen Laptop?« Sie glotzte ihn an. Offenbar hatte er den Verstand verloren.
    »Troy, du spinnst. Ich fahre zurück nach Austin, und ich will meinen Computer. Mach mich nicht fuchsig. Bitte. Wir müssen auschecken. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Dir macht das

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