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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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damals, als es tatsächlich passierte.
    Das ist wieder diese beschissene Droge, dachte ich, aber es machte keinen Unterschied. Die Sonne wurde immer heißer, die Luft sogar noch trockener. Die Hitze war in meinem Innern, wo sie immer mehr anschwoll. Verzweiflung umgab mich, verschlang mich. Ich war zur Sonne geflogen und hineingestürzt.
    »Mac!«
    Lauras Stimme, hoch und schrill. Panisch.
    Ich versuchte sie anzusehen, aber ihr Gesicht verschwamm vor meinen Augen und verschwand dann in einer seltsamen, grauweißen Helligkeit, endlos und kalt, doch das war sie gar nicht, und irgendwie wusste ich das. Ich wusste nur nicht, was es war, und es war mir auch egal.
    Ich schwebte, und es war eigenartig, auf einen großen Mann hinunterzustarren. Ich wusste, dass ich dieser Mann war, doch er lag einfach nur da, hatte die Augen geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich mühsam. Der Tod nahte.
    Dann gab es keine Schmerzen mehr, nur noch diese grau-weiße Leere, die nirgendwohin führte. Ich fror. Das machte Sinn, denn ich war nackt. Ich wollte mich zudecken, konnte aber meine Arme nicht bewegen.
    Da fühlte ich Finger auf meinem Unterarm, zarte Finger, zärtliche Finger, Finger, die so sanft waren, dass ich unbedingt erfahren wollte, wem sie gehörten. Mehr als das. Ich musste wissen, wer mich so berührte. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, zwang mich, das grauweiße Licht zu durchdringen, um die Person zu finden, die so sanft, so zärtlich war.
    Ich sah Jilly, die sich über mich beugte. Sie sah wütend und ängstlich aus. Wieso sollte sie wütend sein? Und ängstlich? Das ergab einfach keinen Sinn. Ich musste es wissen. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft und flüsterte: »Jilly? Gott sei Dank, es geht dir gut. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Warum sind wir hier, Jilly? Wo sind wir?«
    Sie lächelte mich nur an und legte sanft die Fingerspitzen an meine Wange. »Es wird alles gut, Ford. Hör mir gut zu. Du wirst bald aufwachen, sehr bald. Nein, halte die Augen offen, Ford, und hör mir zu. Du darfst nichts essen oder trinken. Verstehst du mich? Auch kein Leitungswasser. Nichts .«
    »Laura, Jilly? Wo ist sie?«
    »Alles wird gut, Ford. Laura ist hier. Ruh dich aus, Ford. Lieg einfach nur still und komm wieder zu Kräften.«
    Und dann verließen ihre Finger meinen Arm. Als ich aufblickte, war sie fort. Die grauweiße Leere um mich herum verdichtete sich, bis ich von ihr verschlungen wurde. Ich fragte mich, warum mir auf einmal gar nicht mehr kalt war.
    Ich öffnete die Augen und sah, dass wir im selben Gefängnisraum wie vorher gelandet waren und dass sich niemand über mich beugte. Mein Kopf war klar, aber ich war so hungrig, dass ich ein Pferd hätte verschlingen können. Ich schüttelte den Kopf. Was war passiert? »Laura?«
    Sie lag auf der Seite auf einer zusammengefalteten Decke auf dem Boden vor dem Bett. Sie war nackt, ebenso wie ich. Ich war sofort bei ihr. Mein Gott, Laura!
    »Laura?« Ich drückte behutsam die Finger an ihre Halsschlagader. Ihr Puls schlug langsam und kräftig.
    Ich kniete da, halb über sie gebeugt und fragte mich, was zum Teufel ich tun sollte, wo wir waren. Irgendwas stimmte hier nicht, aber ich begriff noch nicht, was es war. Sanft streichelte ich ihre Schulter und drehte sie auf den Rücken.
    »Laura«, sagte ich erneut, beugte mich vor und küsste sie auf den Mund. Ihre Lippen waren ganz trocken. Sie war leichenblass. »Laura«, sagte ich und sah, wie sie langsam ihre Augen öffnete.
    Ich sah den aufkeimenden Schrei in ihren Augen und drückte ihr rasch die Hand auf den Mund. »Nein, sei still. Ich weiß noch nicht, was hier los ist. Bist du in Ordnung?«
    Verwirrt zog sie die Brauen zusammen. Ihr langes Haar war ganz zerzaust. »Mac«, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang wie Musik in meinen Ohren.
    »Es ist alles gut, Schatz. Wir leben noch. Ich weiß nur nicht wo und warum. Man hat uns schon wieder ausgezogen.«
    Sie rührte sich nicht, versuchte nicht, ihre Blöße zu bedecken. Ich sah, wie sie tief Atem holte und wusste, dass sie um Fassung rang, dass sie nach etwas suchte, das Sinn machte, woran sie sich festhalten konnte.
    »Ich sah einen Mann hinter dir stehen. Er war plötzlich einfach da. Hab ihn überhaupt nicht kommen gehört. Und er hat mir irgendwas ins Gesicht gesprüht. Bevor ich bewusstlos wurde, sah ich noch, wie er dir einen Schlag auf den Hinterkopf versetzte. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Ich will jetzt aufstehen, Mac.«
    Ich gab ihr

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