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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wussten, dass wir da waren und verkündeten es nun lautstark ihren Verwandten.
    Vogelschreie erklangen - lauter und schriller als selbst der zornigste Nolan.
    »Hör dir das an«, sagte Laura. »Sie sind überall, machen einen Höllenlärm. Ach, Mac - was glaubst du, wie wirkt Eissäure bei Tieren? Grubster und Nolan zum Beispiel?«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie an. »Daran hab ich noch gar nicht gedacht. Meinst du nicht, dass sie ebenso davon betäubt würden wie wir? Dass sie wieder aufwachen wie wir? Dass sie in Ordnung wären?«
    Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Das war eine blöde Frage«, sagte ich sofort. »Ich wette meine AK-47, dass es ihnen gut geht.« Die Panik in ihren Augen klang ein wenig ab. »Wahrscheinlich kümmert sich Maggie um sie. Mach dir keine Sorgen, Laura.«
    Wir gingen weiter, immer erst Boden und Umgebung absuchend, bevor wir einen Schritt taten. Auf diese Weise würde es wohl drei Stunden dauern, bis wir eine Meile hinter uns hatten, überlegte ich und fluchte dabei auf meine engen Stiefel. Meine Fersen waren bereits aufgerieben.
    Dann, auf einmal, begann es ohne Vorwarnung zu regnen. Wir blickten uns an, neigten dann die Köpfe in den Nacken und öffneten dankbar den Mund. Das Wasser schmeckte herrlich. Plötzlich landete etwas mit vielen haarigen Beinen auf meiner Wange. Ich schüttelte es ab, formte eine Schale mit meinen Händen und trank.
    Der Regen kam so heftig herunter, selbst durch dieses grüne Zelt, dass wir innerhalb von ein, zwei Minuten keinen Durst mehr hatten. Außerdem waren wir bis auf die Haut durchnässt und so heiß, dass wir dampften. Ich fühlte mich miserabel. Mann, ich konnte es gar nicht abwarten, auf einer Skipiste zu stehen und kalte Atemwölkchen aus meinem Mund kommen zu sehen.
    Ich hob die Hand und rieb einen Fleck von Lauras nasser Wange. »Weißt du, Laura, als ich vor nur einer Woche aus Washington herkam, hätte ich nie gedacht, dass ich kurz darauf in einem Dschungel landen würde, und zwar mit der Frau, die ich liebe, ein Mensch, den zu treffen ich dreitausend Meilen zurücklegen musste.«
    »Na, ich hätte so was auch nicht gerade erwartet«, stimmte mir Laura zu und küsste dann meine Fingerspitzen. »Wir machen uns jetzt besser daran, Sherlock und Savich zu finden.«
    Ich legte meine Waffen kurz auf den Boden und knöpfte Laura das Hemd bis zum Hals zu, schlug sogar noch den Kragen hoch, so dass er ihr Kinn berührte. »Besser so viel Haut wie möglich einpacken«, empfahl ich und knöpfte mein Hemd ebenfalls bis oben hin zu. Wir rollten die Ärmel herunter und knöpften auch sie zu. Unsere Hosenbeine steckten zumindest in den robusten Armeestiefeln, was guten Schutz bot vor allem, was da kreuchte und fleuchte.
    Wir wandten uns nun in Richtung Nordosten, etwa parallel zu dem gerodeten Land jenseits des Regenwalds, keine hundert Meter von uns entfernt. Wir wollten so lange in Deckung bleiben, bis wir das Lager weit hinter uns gelassen hatten. Nach einer weiteren Stunde wandten wir uns wieder nach Süden. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis wir den Rand des Regenwalds erreichten. Das üppige Buschwerk wuchs plötzlich spärlicher. Über uns brannte die Sonne, und die Luft wurde sofort etwas trockener. Der Unterschied in der Landschaft hätte nicht dramatischer sein können. Der üppige, grüne Dschungel wich abrupt einer kahlen Ebene.
    Ich schätzte, dass wir uns mindestens hundert Meter nordöstlich des Lagers befanden.

23
    Vor uns in der Ferne waren Berge zu erkennen, deren Gipfel sich in Wolken hüllten.
    Die Ebene wirkte öde und unbewohnt. Kein Mensch weit und breit. Wir waren aus einer grünen Welt mit mehr Viechern getreten als sonst wo und standen nun in einer völlig kahlen Wüstenei. Die Sonne hatte unsere Sachen innerhalb von fünfzehn Minuten getrocknet. Unsere Kehlen ebenfalls.
    »Wir brauchen Wasser«, sagte Laura. »Und Schatten.« Sie deutete auf eine Baumgruppe, unweit von uns. Sie erhob sich auf einem kleinen Hügel. Von dort aus konnten wir eventuell etwas sehen, ein Dorf vielleicht oder sogar das Lager.
    »Hör mal«, machte mich Laura aufmerksam und deutete nach oben. Über uns näherte sich ein Kleinflugzeug.
    Erst da sah ich die verlassene Landepiste mehrere hundert Meter von dort entfernt, wo wir standen. Eine Viersitzer-Cessna flog heran.
    Wir rannten zurück in den Regenwald, bis wir hörten, dass das Flugzeug landete. Dann krabbelten wir auf dem Bauch bis zum Rand und

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