Wo niemand dich sieht
wich zurück bis zum Schreibtisch, an den sie sich lehnte.
»Sie brauchend gar nicht bestreiten. Ich hab ihr wahres Ich gesehen, gestern, als wir an Ihrem Auto standen. Da sind Sie einen Moment aus Ihrer Rolle gefallen. Sie waren arrogant und selbstsicher. Ich hab das Gefühl, Sie lachen heimlich über alle hier, die ganze Stadt, über all die Blödmänner. Vielleicht sind Sie eifersüchtig auf Jilly. Oder vielleicht hat sie Ihr wahres Ich gesehen und ist eifersüchtig auf Sie. Was glauben Sie?«
»Spricht da das FBI?«, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln um die Mundwinkel.
»Nein.«
»Sind Sie so eine Art Profiler?«
»Ich bin in der Terrorismusbekämpfung tätig. Jilly ist eine wunderschöne Frau. Wieso sollte sie eifersüchtig auf Sie sein?«
Cal schüttelte plötzlich den Kopf, als hätte sie die Fragerei nun endgültig satt. Im Schatten der Tiffanylampe stehend, sagte sie abrupt: »Nicht bewegen, bitte. Ich möchte Sie malen. Darf ich?«
Mir blieb vor Überraschung die Spucke weg. Sie raste aus dem Zimmer und ließ mich mit zwei fast leeren Bierdosen zurück.
Ein paar Minuten später tauchte sie wieder auf, in der Hand einen großen Skizzenblock und einen dicken Kohlestift. »Nicht bewegen, bitte«, bat sie abermals und ging rasch zum Schreibtisch.
Ich nickte. Ich sah zu, wie sie den Skizzenblock zurückschlug, ein paar Seiten umblätterte und dann den Block auf ihre Oberschenkel stützte. Ihr Gesicht hatte sich vollkommen verändert. Keine Spur von alter Jungfer mehr. Ich sah eine aufs Äußerste konzentrierte, ja, leidenschaftliche junge Frau. Eine starke Frau. Ich machte Anstalten, die Hand zu heben, aber sie bat: »Nein Mac, bitte nicht bewegen.«
»Ich habe noch nie Modell gestanden. Darf ich wenigstens reden?«
»Sicher«, sagte sie abwesend, ganz auf ihre Zeichnung konzentriert.
»Wieso ziehen Sie sich so an?«
»Klappe.«
»Sie sagten, ich dürfte reden. Diese Jeans, die Sie gestern anhatten, war Ihnen viel zu groß. Und Sie hatten ein Männerhemd an. Wieso, Cal? Wieso verstecken Sie sich?«
»Ich will, dass man mich für meinen Verstand liebt, nicht für meinen Körper.«
Da musste ich lachen, ich konnte nicht anders. Ich überlegte mir ein anderes, weniger kontroverses Thema und fragte: »Glauben Sie, Maggie hat was mit Rob Morrison?«
Ihr Kohlestift stockte mitten im Strich. Sie starrte mich mit geschürzten Lippen an. »Rob ist so verdammt schön, der kann jede haben. Warum nicht Maggie?« Sie begann wieder zu zeichnen, mit raschen, selbstbewussten Strichen diesmal, fast wie wirklich guter Sex.
Da stockte sie abermals, ihr Kohlestift verharrte über dem Papier, und sie starrte mich an. Ihre Brust hob und senkte sich keuchend. Ihre Hände zitterten, ihre Lippen waren leicht geöffnet.
»Fertig?«, erkundigte ich mich und blickte dabei auf ihre Hände.
Sie sagte nichts, legte Kohlestift und Block beiseite und knipste die Lampe aus.
»Mac«, sagte sie mit tiefer, heiserer Stimme. Dann sprang sie mich an.
Ich versuchte ungefähr dreieinhalb Sekunden, sie abzuwehren, dann packte mich die Lust mit einer Macht, dass ich es mir anders überlegte. Sie drückte rasche, hektische Küsse auf mein Gesicht, streichelte meine Brust, tastete sich weiter nach unten, öffnete meinen Hosenstall, und dann waren ihre Hände in meinen Boxershorts. Ich wäre fast gekommen, als ich ihre Hände dort fühlte, Hände, die mich eifrig rieben. Ich spürte etwas Wildes, Ungezügeltes in ihr und in ihren Fingern. Herrgott, es war zu lange her und ich war sowieso im Arsch. Ich zerrte an ihren Sachen, zerriss ihr die Bluse, aber das schien sie nicht zu stören. Sie stieß mich zu Boden, kletterte auf mich drauf und richtete den Oberkörper auf. Ich konnte ihre Umrisse erkennen, den zurückgeworfenen Kopf, den langen, weißen, glatten Hals. Ich hörte ihren schweren Atem - als würde sie rennen, was das Zeug hielt.
»Cal«, sagte ich und versuchte sie einen Moment still zu halten. »Cal, hör zu. Ich hab kein Kondom bei mir.«
»Keine Sorge, ich nehme die Pille.«
Im nächsten Moment hatte sie ihr Höschen ausgezogen, die flachen Treter abgeschüttelt und die Beine gespreizt. Sie hockte sich rittlings auf mich und nahm mich in sich auf. Ich sank bis zum Ansatz in sie hinein, und ich stöhnte auf, als ich sie fühlte, so eng, so nass. Wieder wäre ich fast gekommen, und ich ächzte vor Anstrengung, mich zurückzuhalten. »Nein«, stöhnte ich, »nein.« Ich zog sie von mir herunter, warf sie auf den
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