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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Rücken. Ich sah, wie sie die Hand hob, sich die Brille herunterriss und in die nächste Ecke warf. Dann erstarrte sie, blickte mich verwirrt an. »Ich verstehe nicht, Mac«, keuchte sie.
    »Das brauchst du auch nicht«, erwiderte ich und zog sie an meinen Mund. Sie schrie auf, laut und durchdringend, und ich fragte mich, wieso nicht der ganze Haushalt angelaufen kam. Danach drückte ich ihr wohlweislich die Hand auf den Mund. Ich fühlte ihren heißen Atem zwischen meinen Fingern, fühlte die Schreie, die jetzt nur noch gedämpft herausdrangen. Als sie kurz darauf völlig entkräftet in sich zusammenfiel, rammte ich mich in sie hinein, hart und wild. Ich hielt es nicht lange, es ging einfach nicht.
    Danach brauche ich immer ein Weilchen, bis ich mein Hirn wieder beisammen habe, was ich diesmal liebend gerne vermieden hätte; ich wollte nicht an die Konsequenzen denken. Ich wollte bloß schweben, an nichts denken, einfach nur daliegen, ganz entspannt. Schließlich regte sie sich, und da tat ich es auch. Sie war hellwach, blickte im Zwielicht mit großen Augen zu mir auf. »Du hast’s mir mit dem Mund gemacht«, sagte sie verwundert.
    Ja, und ich schmeckte sie immer noch, ein rassiger, herber Geschmack, voller Verheißungen, voller Wolllust. Ihr Geschmack war einfach unglaublich, und ich spürte, wie ich wieder steif wurde. »Ja«, sagte ich, stemmte mich von ihr herunter und legte mich neben sie. Ich stützte mich auf einen Ellbogen und küsste ihren Mund. Mehrmals. Gemächliche, träge Küsse. Dann flüsterte ich: »Du malst ein Bild, und das macht dich geil?«
    »Normalerweise nicht«, entgegnete sie und erwiderte meine Küsse, dabei streichelte sie mit den Fingern meinen Unterkiefer und dann durch mein Haar. Es kam mir vor, als würde sie mich erneut malen. »Aber du, Mac, du bist anders. Ich hab deinen Mund gezeichnet, dann deinen Unterkiefer und da war’s aus mit mir.« Sie drehte sich seufzend auf die Seite, mit dem Gesicht zu mir und kuschelte sich an mich wie ein Kätzchen. »Das war prima, Mac. Bitte noch mal.«
    »Okay«, sagte ich. Dieses Mal dauerte auch nicht länger als das erste Mal, aber diesmal war ich bereit, ihr den Mund zuzuhalten, als sie kam. Ich wusste, dass ich ihren Geruch, ihren Geschmack lange nicht vergessen würde. Heute hatte ich zwei sehr wichtige Dinge über Cal Tarcher gelernt: Sie liebte Sex und sie hatte hübsche, schlanke Beine, die perfekt um meinen Hals passten.
    Ich fand außerdem heraus, dass sie danach nicht sehr gesprächig war, was mir sehr entgegenkam, hatte ich doch selbst absolut nichts zu sagen. Sie gab mir einen Kuss, tätschelte mir die Wange und erhob sich dann. Ich sah zu, wie sie sich mit einem Taschentuch sauber machte, wie sie sich anzog und ihre Brille wieder aufsetzte. Sie verließ als Erste das Zimmer, um nach oben zu gehen und sich wieder etwas anständig herzurichten, wie sie sagte. Ich ließ mir mehr Zeit. Ich trank mein mittlerweile lauwarm gewordenes Bier aus und warf die Dose in den Papierkorb unter dem Schreibtisch. Dann machte ich meinen Hosenstall wieder zu und suchte mir ein Badezimmer, das gleich im Gang nebenan lag, und dort versuchte ich den einigermaßen verklärten Ausdruck vom Gesicht zu wischen. Was gar nicht so leicht war, denn es war wirklich herrlich gewesen. Ich fühlte mich herrlich. So herrlich, dass ich einen Nachschlag verlangt hätte, wenn sie noch in Reichweite gewesen wäre.
    Dann, als ich mich davon überzeugt hatte, dass ich, bis auf den noch immer ein wenig glasigen Blick, wieder ganz normal aussah, ging ich in den großen Salon zurück. Die erste Person, auf die ich traf, war Maggie Sheffield. Sie stand direkt vor mir, runzelte kurz die Stirn und musterte mich dann von Kopf bis Fuß. Dann lächelte sie. »Tja, Mac, wer hat Sie denn von Ihren Leiden erlöst?«
    Unmöglich. Sie konnte unmöglich wissen, was ich gerade getan hatte. Nein, keinesfalls.
    »Wie wär’s mit einem Tänzchen, Maggie?«
    »Ich frage mich...«, sagte sie und tippte sich mit dem Finger an die Wange, den Kopf ein wenig schief gelegt.
    »Also gut. Kein Tänzchen. Dann möchte ich gerne Elaine Tarcher kennen lernen«, lenkte ich ab. »Würden Sie uns vorstellen?«
    »Wieso nicht? Kommen Sie, Mac, Elaine ist gleich dort drüben, zwischen all den Männern. Sie ist eine ältliche Femme Fatale. Ich finde sie lächerlich mit ihrem Jungmädchen-Getue. Sie tut mir fast Leid. Mein Gott, sie ist alt genug, um meine Mutter zu sein.«
    Mein erster Gedanke beim Anblick

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