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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nie so nahe, dass sie mich ins Vertrauen gezogen hätte.«
    »Was heißen soll, dass du nichts, aber auch gar nichts über Jilly oder Paul in der Hand hast und zwar deshalb, weil’s gar nichts gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich meine Schwester ausgerechnet mit Dealern einlassen würde. Sie und Paul sind Wissenschaftler, keine Kriminellen. Sie sind moralische Menschen, nicht Menschen, die eine Droge entwickeln und sie dann an die Kids auf der Straße Weiterverkaufen. Du irrst dich, Laura. Zumindest was Jilly betrifft. Du irrst dich gewaltig.«
    Sie wusste, dass ich mich wie ein Bruder benahm, zornig und defensiv, aber das war mir egal. Ich wollte das nicht akzeptieren, konnte es nicht. Ich funkelte sie richtig gemein an und bohrte: »Hast du nun mit Paul geschlafen? Im Austausch für Informationen vielleicht?«
    »Nein«, entgegnete sie sachlich, aber ich konnte sehen, dass meine Frage sie überraschte und verletzte. Sie ließ das Pommes, das sie gerade in der Hand hatte, auf ihr Tablett fallen. »Jilly hat nie was in der Richtung zu mir gesagt. Sie mag Paul wirklich.«
    Langsam sagte ich: »Jilly sagt, du hättest sie betrogen. Ich nahm an, du hättest was mit Paul gehabt, aber das ist es nicht. Sie hat rausgefunden, dass du bei der DEA bist, stimmt’s?«
    »Muss sie wohl, aber ich weiß nicht, wie. Vielleicht hab ich mich ja irgendwie verraten, ich weiß nicht. Aber sie muss es in dieser Nacht rausgefunden haben. Sie und Paul müssen es seitdem gewusst haben. Einer von beiden könnte Molinas angerufen haben. Er ist durchaus zu solchen Anschlägen fähig.«
    »Jetzt willst du also auch noch sagen, meine Schwester hätte sich mit diesen Halunken verschworen, um dich zu ermorden. Das glaube ich nie und nimmer. Vielleicht hat Molinas selbst das mit dir herausgefunden. Jilly würde dich nie verpfeifen.«
    Sie ergriff mit beiden Händen meine Hand und blickte mich eindringlich an. »Sie ist aus dem Koma erwacht, Mac, und sobald sie konnte verschwunden. Sie wusste, dass wir nahe dran waren. Da ist sie irgendwo untergetaucht.«
    »Aber warum ist Paul dann nicht mit ihr gegangen?«
    »Ich weiß nicht. Wir haben noch immer nichts Konkretes gegen die beiden in der Hand. Ich zerbreche mir dauernd den Kopf darüber. Da ist noch was, das ich dir sagen muss. Jilly erschien mir in den letzten Monaten irgendwie eigenartig. Sie hat viel über Sex geredet, wie sehr sie ihn jetzt, im Gegensatz zu früher, genießt. Nicht nur einmal, dauernd hat sie darüber geredet. Und sie kam mir irgendwie überdreht vor, wie sie redete, völlig zusammenhanglos und sprunghaft, als ob sie gar nicht richtig da wäre.«
    »Du glaubst, sie hat mit ihrer eigenen Droge experimentiert?«
    »Ich weiß nicht, was ich glaube, aber sie war irgendwie anders, Mac.«
    Ich sagte nichts weiter dazu. Es stimmte viel zu sehr mit meinem Eindruck von Jillys letztem Besuch im Februar überein. »Wo ist Molinas? Hat er sich mit Jilly und Paul getroffen? Hat er sich in ihrem Haus oder in Tarchers Zuckerkuchen blicken lassen?«
    »Nein. Aber wir kommen einfach nicht um die Tatsache herum, dass es Alyssum Tarcher war, der Paul und Jilly nach Edgerton zurückgeholt hat. Er hat Jilly den Porsche geschenkt, hat den beiden dieses Haus überlassen. Tut mir Leid, Mac, aber so was tut man nicht ohne Grund.
    Wir gehen davon aus, dass Paul und Jilly an dieser Droge arbeiten, dass sie versuchen, sie entweder ungefährlicher oder noch gefährlicher zu machen, dann geht sie in die Massenproduktion und landet im Straßenverkauf. «
    »Angenommen, du hast Recht mit deinen Vermutungen. Um Menschen süchtig zu machen, muss eine Droge doch ein solches High verursachen, dass es dem User die Socken auszieht. Kann diese Droge das?«
    »Wissen wir nicht so genau, aber wir nehmen an, dass es mit Sex zu tun hat.«
    Nein, dachte ich. Jilly und all ihr Gerede über Sex. Und nicht nur mir gegenüber. Nein.
    »Du meinst, man verpasst sich einen Schuss und liegt dann rum und hat einen Dauerorgasmus?«
    »Vielleicht. Wir wissen es nicht. In einigen der Forschungsberichte, die wir bei VioTech einsahen, waren jedenfalls massive Störungen im Sexualverhalten der Labortiere festgestellt worden. Es war übermäßig stark und äußerte sich gelegentlich auch in enormer sexueller Aggression. Natürlich ist an der Sache noch mehr dran. Jilly und Paul haben höchstwahrscheinlich die wichtigsten Daten und Berichte mitgenommen.
    Mein Chef sagt, ich soll eine Weile stillhalten, aber das bringe ich

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