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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Er ist also auch ein Gauner?«
    »Scheint so. Für uns kam das alles auch ziemlich überraschend. Weißt du, John Molinas hatte sich, soweit wir wissen, schon vor Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen. Vielleicht wurde er ja religiös, vielleicht bekam er Krebs, wer weiß. Aber sobald wir einmal Alyssum Tarcher ins Spiel brachten, dauerte es nicht lange, bis wir herausfanden, dass Dr. Bartlett und seine Frau, beides pharmazeutische Wissenschaftler, erst kürzlich von Philadelphia nach Edgerton gezogen waren und zwar in ein Haus, das Tarcher ihnen zu einem Schleuderpreis verkauft hat. Wir zählten zwei und zwei zusammen und begannen deren früheren Arbeitgeber, VioTech, unter Druck zu setzen, bis sie uns schließlich sagten, woran Paul und Jilly zuletzt gearbeitet hatten. Es handelt sich um eine Dröge, die das Erinnerungsvermögen beeinflusst. Klingt verrückt, ich weiß, dennoch haben unsere Leute das ganze Material, das Paul und Jilly vorgelegt hatten, sorgfältig untersucht. Es war klar, warum VioTech den Stecker rausgezogen hat. Was immer diese Droge sonst bewirkt, sie ist verdammt gefährlich, hat ein paar von den Laborratten vollkommen verrückt gemacht. Die haben Millionen von Dollars in ein Medikament gesteckt, das ein Fehlschlag ist.«
    »Trotzdem - warum sind die Bartletts so plötzlich nach Edgerton gezogen?«
    »Wir fanden heraus, dass Paul hier aufgewachsen war, dass aber inzwischen niemand von seiner Familie mehr dort lebt. Er hatte also keinen Grund, wieder dort hinzuziehen.«
    »Und jetzt kommt wohl Alyssum Tarcher ins Spiel«, vermutete ich.
    »Genau. Ich ging nach Salem,und bekam die Stelle als Bibliothekarin, es war der einzige Weg, so nahe wie möglich an Edgerton heranzukommen, an die Hauptdrahtzieher. Ich habe zwar bei Grace’s Deli vorbeigeschaut und mich erkundigt, ob sie eine Aushilfe braucht, aber das war nicht der Fall. Ich konnte nicht einfach nach Edgerton ziehen, man hätte gleich gewusst, dass ich nichts Gutes im Schilde führe. Jeder kennt hier jeden, es ist eine viel zu kleine Gemeinde.«
    »Und warum ausgerechnet die Bibliothek?«
    »Ach, Mac, es tut mir so Leid. Ich trat deshalb die Stelle dort an, weil wir herausfanden, dass Jilly Bartlett dreimal pro Woche in die Bibliothek nach Salem kam. Pünktlich wie die Uhr. Unsere Überwachungsleute haben rausgefunden - Mac, verzeih mir -, dass sie sich dort mit einem Mann traf, mit dem sie ein Verhältnis hatte. Sie trafen sich immer in der Enzyklopädieabteilung. Wenn ich dort die Info übernähme, hätte ich eine gute Chance, sie kennen zu lernen, mich mit ihr anzufreunden, was dann ja auch geschah. Die normale Bibliothekarin bekam einen hübschen unbefristeten, bezahlten Urlaub.«
    Ich hatte nur eins gehört. »Sie hatte ein Verhältnis? Jilly hat sich dreimal die Woche mit einem Mann getroffen?«
    »Ja. Er ist Herzchirurg am örtlichen Krankenhaus. Wir haben nicht herausgefunden, wie sie sich kennen lernten, aber er scheint sauber zu sein. Mit den Dingen, die in Edgerton vor sich gehen, hat er jedenfalls nichts zu tun.«
    Ich blickte auf und sah einen Streifenwagen langsam an uns vorbeifahren. Der Fahrer blickte zu uns herüber. Ich winkte und drehte an der Zündung. »Komm, lass uns zu diesem McDonald’s zurückfahren, das ich vorhin gesehen habe. Ich brauche dringend frische Luft und dann einen Kaffee.«
    Das McDonald’s lag etwa sechs Meilen zurück, gleich bei der Ausfahrt 133. Flankiert wurde es von einem Denny’s und einem Wendys, dazu gab es noch drei Tankstellen.
    Grubster wachte nicht mal auf, als wir ihn in seinen Tragekorb verfrachteten. Und Nolan machte nicht einen Mucks, als Laura seinen Käfig zudeckte.
    Bei Big Macs und Kaffee fragte ich: »Du arbeitest jetzt seit vier Monaten verdeckt. Was hast du rausgekriegt?«
    »Du meinst, in Bezug auf Paul und Jilly?«
    »Glaub mir, Molinas oder Tarcher oder dieser Del Cabrizo sind mir scheißegal.«
    »Mac, ich kann nur noch mal sagen, dass es mir Leid tut, aber die Wahrheit ist, dass Jilly mich von Anfang an belogen hat. Meinte, sie wäre hier, weil sie schwanger werden wollte. Behauptete, sie wäre die Ungebildete in der Familie. Ich weiß nicht, ob sie das sagte, um mich oder um sich selbst zu schützen.
    Ich mag Jilly. Als du mir erzählt hast, dass sie im Koma liegt, hat mich das hart getroffen, denn ich mag sie sehr. Sie ist so fröhlich, bringt frisches Leben in jeden Raum, wenn sie mit schwingendem Kleid und wippenden Haaren auftaucht. Wir kamen einander näher, aber

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