Wo niemand dich sieht
einfach nicht fertig. Könnte ja sein, dass sie kurz davor stehen, diese Droge zu perfektionieren. Falls ich es irgendwie verhindern kann, kommt dieses Giftzeug nie in den Handel. Ich weiß nur nicht, was ich jetzt noch anstellen soll.«
»Ich werde nicht aufhören, nach meiner Schwester zu suchen, Laura. Aber es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich mit dir zusammenzutun.«
»Du könntest mit deinen eigenen Leuten gewaltigen Ärger kriegen, Mac. Davon abgesehen will ich dich nicht noch mehr in Gefahr bringen. Du hast mit dieser Sache absolut nichts zu tun und wärst doch beinahe getötet worden. Ich könnte das einfach nicht ertragen.«
Ich schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Wir kennen uns doch erst seit zwei Tagen.«
»Ja, schon seltsam, nicht?«
»Hör zu, Laura, du weißt ebenso gut wie ich, wenn du dich nicht bald ans Telefon hängst und deinem Boss erzählst, dass aus einem Auto auf dich geschossen wurde, dann kannst du deine berufliche Karriere so gut wie vergessen. Du bist diejenige, die in Gefahr schwebt. Du müsstest dich in Sicherheit bringen, in einem kleinen Motel auf Bainbridge Island oder sonst wo untertauchen, bis es vorbei ist. Das wäre das Sicherste.«
»Ich will aber die Kavallerie noch nicht hier haben«, wehrte sie unwirsch ab, »ich will wissen, wo Jilly steckt. Ich kann nicht einfach verschwinden und das alles vergessen. Wenn ich jetzt meinen Chef anrufe, bin ich mit Sicherheit aus dem Spiel, und es wimmelt in dieser Umgebung nur so von DEA-Beamten. Diese Leute hier sind nicht dumm. Die DEA wird nichts finden.«
»Und Jilly und Paul könnten dabei draufgehen. Ich will rausfinden, ob die beiden bis zum Hals drinstecken oder ob sie rein zufällig in die Sache reingeraten sind, so wie ich vor zwei Tagen.«
Lauras Augen wurden feucht, und sie ballte die Fäuste.
»Laura -«
»Nein, das ist einzig und allein meine Entscheidung, Mac. Ich kann Jilly nicht einfach im Regen stehen lassen. Oder dich. Ich stehe zu dir, komme was wolle.«
Ich lächelte sie an. »Also gut. Wir sind beide Profis. Wir wissen, welche Risiken wir eingehen.« Ich nahm ihre Hand und öffnete sanft die geballte Faust. »Willst du mit mir nach Edgerton kommen?«
»Ja. Ich wüsste sonst auch nichts Besseres.«
Ich nahm den letzten Schluck von meinem Kaffee. Er war kalt. Ich warf ihr einen Seitenblick zu. »Hat Paul sich wirklich an dich rangemacht, am letzten Dienstag?«
»Ja.«
Ich seufzte. »Dachte ich mir schon. Paul kann nicht so gut lügen wie du.«
»Er ist ja auch nur ein Wissenschaftler, während ich eine Bundesagentin bin. Das Lügen liegt mir im Blut. Ich musste in diesem Fall schon so viel lügen, dass ich manchmal gar nicht mehr wusste, was wahr ist und was nicht. Mac, wenn wir jetzt nach Edgerton gehen, ist das eine glatte Provokation.«
»Ich kann mir nicht im Ernst vorstellen, dass sie uns in Edgerton was antun, nicht, nachdem wir in Alyssum Tarchers Ferienhäuschen residieren, was mittlerweile jeder im Städtchen weiß und ich auf dich aufpasse. Einen besseren Schutz gibt es nicht.«
»Sie könnten uns auch direkt auf der Fifth Avenue niederschießen. Das wäre auch nicht frecher als auf der 101. Das hier ist nicht dein Fall, Mac.«
»Nein, da hast du Recht. Es ist mehr als ein Fall. Es geht um meine Schwester. Gib’s auf, Laura. Du brauchst mich. Vergiss nicht, ich bin vom FBI. Also, mir schwebt da ein Plan vor. Ich werde zwei Freunde in Washington
D.C. anrufen, Savich und Sherlock, ebenfalls FBI-Agenten.«
Ich musste ein R-Gespräch führen, da ich nicht mehr genug Münzen bei mir hatte. Gott sei Dank waren sie zu Hause. Ich brauchte nicht mehr als fünfzehn Minuten, um ihnen die Lage auseinander zu setzen.
Als ich wieder an unseren Tisch zurückkehrte, lächelte ich auf Laura hinunter. »Die Mannschaft wird sich in Kürze verdoppeln. Sherlock und Savich werden bald hier sein.«
Als wir den Ortsrand von Edgerton erreichten, sagte ich: »Wir müssen kurz bei Tarchers vorbeischauen und den Schlüssel für das Seagull Cottage abholen. Ich werde ihn nicht herausfordern, zumindest noch nicht. Aber er weiß sicher Bescheid, Laura, kein Zweifel. Kann mir nicht vorstellen, dass Molinas ihn nicht informiert hat.«
Es begann wieder zu nieseln. Laura fing an zu bibbern. Ich drehte die Heizung auf. »Gleich wird’s besser. Hoffe ich zumindest.«
»Mir geht’s gut.« Sie lehnte sich zurück und kraulte Grubsters dicken Schädel. Sie hatte ihn nicht in seinen Tragekorb zurückgetan. Er
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