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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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tauchte aus dem Beifahrerfenster auf, die Pistole auf uns gerichtet. Bevor er jedoch feuern konnte, schoss Laura noch drei Kugeln auf ihn ab. Ich sah, wie seine Pistole in hohem Bogen davonflog und über den Straßenbelag schlitterte. Sie hatte ihn erwischt. Dann verschwand der Honda hinter einer Kurve.
    Ich trat aufs Gas, was die Karre hergab. Wir kamen um die Kurve, gerieten ein wenig ins Schleudern und sahen gerade noch, wie der Honda hinter einem kurzen geraden Stück verschwand.
    »Verdammt, ich wollte einen Hinterreifen erwischen.«
    Das letzte Mal, als wir den Honda sahen, schlingerte er gefährlich über die Straße, doch der Fahrer bekam ihn mit ein paar hektischen Lenkbewegungen wieder in die Gewalt. Der Wagen schnellte über einen Huckel und verschwand. Abermals gab ich kräftig Gas. Nur noch ein Versuch. Aber der Regen schaffte uns. In einer Riesenpfütze gerieten wir ins Schleudern und machten eine glatte 360-Grad-Drehung. Mit der Schnauze in Richtung Salem, keine zwei Meter von einem Abgrund entfernt, kamen wir keuchend zum Halten.
    »Wir haben das Nummernschild nicht«, beschwerte sich Laura missmutig. »Ach verdammt, was soll’s.«
    »Nächstes Mal nehme ich mir einen Porsche. Die Bastarde haben uns abgehängt.«
    Laura musste lachen.
    Wir waren total aufgedreht. Auch ich brach in Lachen aus. Es tat gut. Wir waren am Leben.
    Erst nachdem wir ausgiebig Grubster gestreichelt und Nolan beschwichtigt hatten, wurden auch wir wieder ruhiger.
    »Alles okay mit dir?«
    Sie nickte und hörte nicht auf, Grubster hinter den Ohren zu kraulen. »Das war ganz schön knapp, Mac. Mein Herz klopft lauter als ’ne Dampflok. Ich war vorhin einen Moment lang derart high, dass ich dachte, ich fliege gleich aus diesem kaputten Fenster. Mann o Mann.«
    Sie beugte sich spontan zu mir herüber und schlang die Arme um meinen Hals, wobei sie mit dem Ellbogen gegen das Lenkrad bumste. Grubster, der zwischen uns steckte, schnurrte laut und behaglich. Ich hielt sie ganz fest, fühlte, wie ihr Herz hämmerte, wie ihr Atem warm an meinem Hals vorbeistrich und war zutiefst dankbar, dass wir mit heiler Haut davongekommen waren. Aber es war höllisch knapp gewesen. Rasch überflog ich den Schaden. Ein kaputtes Seitenfenster und ein Fahrerseitenfenster mit einem Loch und einem Netz an Linien. Zu schade, dass die Kugel nicht stecken geblieben war. Ein kleines Beweisstück wäre nicht schlecht gewesen.
    »Was machen wir jetzt?« Sie löste sich nicht von mir, während sie das sagte, und das gefiel mir.
    »Na ja, wenn ich mein Handy dabei hätte, würde ich jetzt wahrscheinlich Castanga, den Präsidenten und gleich auch noch alle Stabschefs antrommeln.«
    »Ich habe meins auch nicht da«, sagte sie an meinem Hals. »Es liegt auf dem Esstisch im Wohnzimmer.« Krächz!
    »Ach du liebes bisschen, ich habe Nolan und Grubster ganz vergessen.«
    Sie hob Grubster von ihrem Schoß und hievte ihn wieder auf den Rücksitz. Dann gab sie Nolan ein paar Sonnenblumenkerne. Ich drehte mich um und sah, wie Grubster sich genüsslich streckte. Ehrlich, dieser Kater war mindestens so groß wie ich. Dann sprang er leichtfüßig nach vorn und ringelte sich wieder auf Lauras Schoß zusammen.
    Ich schaute Laura an und bemerkte, dass sich eine dicke Haarsträhne aus ihrer Nackenspange gelöst hatte. Ich konnte nicht anders: Ich nahm sie und rieb die seidige Strähne zwischen meinen Fingern.
    Sie verharrte vollkommen reglos.
    »Ich bin froh, dass wir beide mit heiler Haut davongekommen sind.«
    »Na, glücklicher als unser Grubster hier kann man wohl kaum sein.« Der fette Kater schnurrte so laut, dass sie ihre Stimme heben musste, damit ich sie überhaupt hören konnte. Ich lehnte mich zurück und tippte kurz mit den Fingern aufs Lenkrad. Dann lobte ich: »Du kannst exzellent schießen.«
    »Danke.«
    Ich lächelte sie an, ein Lächeln, das nicht bis zu meinen Augen reichte. »Jetzt weiß ich wenigstens, worüber du gelogen hast, Laura. Du bist auch bei der Polizei. Und da du als Bibliothekarin in der Bücherei in Salem arbeitest, bedeutet das, dass du verdeckt ermittelst, stimmt’s?«
    Eine Vielzahl von Gefühlen huschten über ihr Gesicht, von Unsicherheit über Niedergeschlagenheit bis hin zu Scham. Wahrscheinlich erkannte sie, dass ihr jetzt wohl nichts mehr übrig blieb, als mit der Wahrheit herauszurücken.
    »Laura? Du kannst mir vertrauen, ehrlich. Ich habe weder vor, dir zu schaden, noch deinen Fall zu vermasseln oder deine Tarnung auffliegen zu

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