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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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den Kopf ab. Bist du irre? Wie lang ist Jilly denn weg?«
    »Was weißt du schon? Du weißt doch gar nichts. Du markierst gerne das Mannweib, den großen Sheriff, aber das machst du miserabel. Und als Frau bist du das Letzte. Vielleicht ist das ja sogar der richtige Job für dich. Was bist du, eine Lesbe?«
    Wir hörten ein lautes Krachen. Ich machte seufzend die Tür auf, betrat das kleine Foyer und blickte nach rechts, ins Wohnzimmer. Ich entdeckte Maggie, die rittlings auf Paul hockte, der ausgestreckt auf dem weißen Fliesenboden lag. Sie hatte ihn bei der Kehle gepackt und drückte seinen Kopf auf den Boden.
    Savich ging zu ihr hin, packte sie unter den Achseln und zog sie seelenruhig hoch. Sie holte aus und wollte ihm einen Schwinger verpassen, da sagte er mit seiner tiefen, sonoren Stimme: »Höchst unklug. Lassen Sie das lieber bleiben.«
    »Genug, alle beide«, sagte ich, gab Paul die Hand und zog ihn auf die Füße. »Was soll das? Wir konnten euer Gebrüll bis auf die Veranda hören.«
    »Er ist ein richtiges kleines Arschloch«, knirschte Maggie. »Lassen Sie mich runter, Sie Mistkerl. Ich bin der Sheriff. Ich kann Sie verhaften.«
    »Ich bin kein Mistkerl, Ma’am. Ich bin Spezialagent Dillon Savich, FBI.«
    »Oh«, sagte sie und verstummte einen Moment. »Tut mir Leid. Sie sind wegen Mac hier, stimmt’s? Ich habe Sie auf Charlie Ducks Beerdigung gesehen, aber ich kam spät und hatte keine Gelegenheit mehr, Sie kennen zu lernen.«
    »Richtig. Kann ich Sie jetzt absetzen?«
    »Ja, bitte. Ich tu dem kleinen Scheißer schon nichts.« Sie blickte Paul an, als wollte sie ihm nicht nur die Augen auskratzen.
    »Paul«, sagte ich, »komm, setz dich. Wir müssen miteinander reden. Maggie, Sie setzen sich in den Sessel da drüben. Falls ihr wieder aufeinander losgehen wollt, kriegt ihr’s mit Savich und mir zu tun. Mit Savich jedenfalls. Meine Rippen sind noch immer ein wenig angeknackst. Kapische?«
    »Ich bin Sheriff«, protestierte Maggie und stopfte entrüstet ihre Bluse in die Hose. »Ich mache, was ich will.«
    »Na prima.« Savich grinste. »Das ist genau die richtige Einstellung. Aber jetzt setzen Sie sich erst mal, und erzählen Sie uns, ob Sie was Neues über Macs Schwester erfahren haben.«
    »Nichts. Null«, antwortete Maggie und fixierte dabei Paul. »Hab heute Morgen sogar mit Minton gesprochen, worauf ich wahrhaftig nicht scharf war, aber er hatte auch nichts Neues, hat bloß gejammert und gewinselt, dass er nicht wüsste, was Sie und Miss Scott im Schilde führen. Ich hab gesagt, Sie hätten es ihm sicher gesagt, wenn’s ihn was anginge.« Sie lächelte. »Hat mich ein Mistvieh genannt. War das Highlight meines Tages. Ich gehe jetzt. Wenn ich mich noch länger in einem Raum mit diesem Scheißkerl aufhalte, verliere ich noch die Beherrschung. Rufen Sie mich an, wenn’s was Neues gibt, Mac.« Sie nickte. »Agent Savich, danke für Ihre selbstlose Hilfe. Falls Sie etwas brauchen, sagen Sie’s mir ruhig.«
    »Moment, Maggie, ich bringe Sie raus«, erbot ich mich.
    »Er ist ein jämmerlicher kleiner Dreckskerl«, spuckte Maggie, als wir aus dem Haus gingen.
    »Was hat er diesmal angestellt, dass Sie derart ausgerastet sind?«
    »Sie würden’s nicht glauben, Mac. Er ist mir an die Wäsche gegangen, hat sich an mich rangemacht, der kleine Scheißer. Hab ’ne Sekunde gebraucht, um ihn zu überwältigen. War gerade dabei, ihm eine ordentliche Abreibung zu geben, als ihr kamt. Ein Jammer.«
    »Wieso sollte er so was machen?«
    »Das weiß der Himmel. Ich fand ihn schon immer ein bisschen komisch.«
    »Okay, Maggie. Wir bleiben in Verbindung.«
    Ich wartete, bis sie verschwunden war. Sie winkte mir noch einmal zu, bevor sie um die Ecke bog. Als ich das Wohnzimmer betrat, sagte Savich: »Also gut, Paul, erzählen Sie uns über diese Droge, die Sie entwickelt haben.«
    »Ja, das interessiert uns wirklich brennend, Paul.«
    Paul saß einfach nur da und starrte auf seine Hände, die er zwischen die Knie geklemmt hatte. »Ich hab euch überhaupt nichts zu sagen. Haut ab.«
    »Nein, wir gehen nirgendwohin, bevor du uns nicht unsere Fragen beantwortet hast.«
    Paul sah aus, als würde er gleich umkippen. Abermals hatte ich das Gefühl, dass er völlig verängstigt war. »Los, nun rede schon«, forderte ich ihn auf.
    Er stand auf, lief ein paarmal auf und ab und blieb dann vor einem der abstrakten Schwarz-Weiß-Gemälde stehen. Wir warteten, bis er sich umdrehte und sagte: »Ist alles nur ein Experiment, Mac.

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