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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Frau reagiert wohl anders auf fliegende Pistolenkugeln. Ich blickte vorsichtig durch das schmale Fenster, das auf die Klippen hinausging. Nichts. Ich zog die Vorhänge wieder zu. Savich nickte. »Bei mir ist auch nichts zu sehen.« Er starrte abwechselnd seine Frau und Laura an. Lauras Gesicht war erdverkrustet, ihre Haare zerzaust. Sherlock grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    »Du hast da einen Erdklumpen im Ohr«, sagte sie und pickte ihn heraus.
    »Also, wen hast du angerufen, Savich?«, fragte ich.
    Er zog die Vorhänge wieder zu. »Die haben die Telefonleitungen durchschnitten, Mac. Wir sind auf uns selbst gestellt, in dieser Feuerwerkskiste.«
    »Mist«, sagte ich. »Die Jungs sind nicht schlecht.« Ich erhob mich und ging in die Küche, um von dort hinten raus zu schauen. Mit den zwei letzten Bierdosen aus dem Kühlschrank kam ich wieder zurück. Ich blickte von Laura zu Sherlock. Da war wohl nichts zu machen. Ich holte eine Münze aus der Tasche und sagte zu Sherlock: »Kopf oder Zahl?«
    So viel zum Thema Gerechtigkeit. Die zwei Damen genehmigten sich ihr Bierchen ohne die leisesten Gewissensbisse.
    »Diese Kerle sind ganz schön frech«, empörte sich Savich, der gerade dabei war, seine Pistole zu reinigen, und blickte zu mir auf. »Können überhaupt nicht schießen, aber sie meinen es ernst.«
    »Bitte sag mir, dass dein Mietwagen ein Autotelefon hat, Dillon«, sagte Sherlock.
    »Würde ich gerne, wenn’s so wäre«, entgegnete Savich bedauernd.
    »Das ist alles ziemlich deprimierend«, verkündete Sherlock. »Ich wünschte, ich hätte mein Bier nicht so schnell ausgesüffelt.«
    Ich überprüfte noch einmal den Türriegel und drückte den Stuhl fester unter den Türknauf. »Wenn’s dunkel ist, versuchen wir hier rauszukommen.«
    »Es ist dunkel genug«, sagte Laura. »Wir sollten jetzt gleich gehen. Wir nehmen deinen Wagen, Mac. Das heißt, wenn wir’s schaffen, ihn zu erreichen.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe und musterte Savich, der bis jetzt geschwiegen hatte. Schließlich sagte er: »Ja, sie hat Recht. Jetzt haben wir schon fast eine halbe Stunde lang nichts mehr von ihnen gehört. Wenn sie uns wirklich umbringen wollten, würden sie jetzt noch schießen. Ja, warum nicht? Versuchen wir, hier rauszukommen.«
    Ich öffnete die Haustür, so leise ich konnte. Dann wartete ich, schlüpfte nach draußen, blickte hinüber zu den Klippen, die Arme ausgestreckt, die SIG schussbereit in beiden Händen. Nichts. Die große runde Scheibe des Vollmonds stand über dem Wasser, aber schwarze, dräuende Wolkenmassen schoben sich immer wieder davor. Es war Gott sei Dank eine meist dunkle Nacht. Ich wartete, bis der Mond abermals hinter einer dicken Wolke verschwand, dann rannte ich geduckt los, Savich, Sherlock und Laura dicht hinter mir.
    Als wir meinen Ford Taurus erreichten, krochen beide Frauen sofort hinten rein und duckten sich auf den Boden. Savich kroch auf den Beifahrersitz, und ich drehte den Schlüssel im Zündschloss. Nichts. Ich versuchte es erneut. Nichts. »Er läuft nicht mehr. Die denken auch an alles.«
    »Müssen aber verdammt leise zu Werk gegangen sein«, meinte Savich. »Kommt, gehen wir wieder rein. Ich gebe euch Deckung.«
    Niemand versuchte auf uns zu schießen, während wir zum Haus zurückrannten, so schnell wir konnten.
    Sobald wir wieder drin und sämtliche Türen und Fenster fest verschlossen waren, stellte Savich fest: »Interessant. Wir sind hier ebenso isoliert wie du in der Wüste, Mac. Obwohl dies Nordamerika ist.« Ich erinnerte mich gut an jenen Tag, als ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Aber damals war Hilfe zur Stelle gewesen und jetzt nicht.
    Laura schüttelte mit zerknirschter Miene den Kopf. »Das betrifft einzig und allein mich. Ich hätte euch da nicht reinziehen dürfen. Ihr habt mit der ganzen Sache doch gar nichts zu tun. Tut mir Leid, dass ihr jetzt mit mir in dieser Tinte sitzt.«
    »Es war meine Entscheidung, Laura«, entgegnete ich. »Aber ich hätte Sherlock und Savich nicht mit reinziehen dürfen.«
    »Klappe, Mac«, war Savichs einziger Kommentar.
    »Kaffee«, sagte Sherlock. »Wir können uns ebenso gut einen Kaffee machen. Es bleibt uns ohnehin nichts anderes übrig, als auf den Sheriff zu warten. Sie wird doch kommen und nach uns sehen, glaubt ihr nicht?«
    »Ich glaube nicht, dass sie einfach rumhocken und uns friedlich schlummern lassen werden, Sherlock«, sagte Savich. »Die werden versuchen, uns zu kriegen.«
    »Ist schon

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