Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Bassstimme, war klein und drahtig, mit dunklem Haar und trug eine Army-Hose, ebenso wie sein Genosse. Dann sagte er, in stark gebrochenem Englisch diesmal: »Si, das war gut. Wir wissen, dass ihr auf uns wartet. Und jetzt Schluss. Los, Bewegung.« Er winkte mit der AK-47. »Die Frau, sie schlafen? Hast sie fertig gemacht, eh?«
    Ich machte einen Schritt auf die Männer zu, ließ sie dabei nicht aus den Augen. Der Mann mit der Bassstimme hob seine Waffe, aber er sagte nichts weiter, da Laura hochschnellte, hinter der Tür hervorhechtete und ihm den Toilettensitz ins Gesicht donnerte.
    Der andere Mann sprang herein, den Blick auf Laura gerichtet, die AK-47 im Anschlag.
    Ich sprang laut brüllend auf ihn zu. Er fuhr mit der Waffe zu mir herum, stöhnte dann und krachte hart auf den Boden, weil Laura ihm den Toilettendeckel gegen die Schläfe geknallt hatte.
    Der erste Mann wollte sich aufrappeln. Laura beugte sich seelenruhig vor und schlug ihm mir aller Gewalt den Deckel über den Schädel. Dann trat sie beiden Männern kräftig in die Rippen.
    »Schnell, mach die Tür zu«, stieß ich hastig hervor. Ich packte den Größeren unter den Achseln und zog ihn ins Zimmer. Laura nahm den Kleineren.
    Ich schnappte mir eine AK-47 und spähte in den Gang hinaus. Niemand zu sehen.
    »Wir brauchen ihre Klamotten«, sagte ich.
    Fünf Minuten später knöpften wir uns die khaki-beigegrünen Drillichhosen zu und schnürten die wadenhohen Boots. Laura riss die Ärmel meines weißen Hemds ab und stopfte sie vorne in ihre Boots. Dann stampfte sie ein paarmal mit den Füßen und grinste mich an. »Jetzt passen sie. Zum Glück war der andere recht groß. Die Hose passt dir fast.«
    Die Männer zu fesseln dauerte ein wenig länger. Laura zog beide splitternackt aus und band sie an jeweils einen der Ringe, an die man zuvor sie gefesselt hatte. Dann erhob sie sich, klopfte sich die Hände ab und blickte mich an.
    »Also los, lass uns von hier verschwinden. Savich und Sherlock sind sicher irgendwo in der Nähe.«
    Wir sperrten die Tür zu und wandten uns aus dem einfachen Grund nach links, weil ich Linkshänder bin und das die Richtung ist, die ich normalerweise zuerst einschlage. Jeder von uns hatte ein volles Magazin in seiner AK-47 und je ein Reservemagazin am Gürtel.
    Jetzt hatte ich eine Waffe. Und eine Riesenwut im Bauch. Die Bastarde sollten besser aufpassen. Nach Vorsicht war mir nicht zumute. Laura hatte ihre langen Haare unter der Army-Kappe versteckt. Aus einer Entfernung von drei Metern konnte man sie wohl für einen Mann halten. Zumindest für ein paar Sekunden.
    »Diese Blödmänner«, flüsterte sie, »ziehen sich an wie ’ne Guerillatruppe.«
    »Beschwer dich nicht. Immerhin kommen wir so eventuell unbemerkt raus.« Die Boots waren zu eng. Meine Füße taten jetzt schon weh. Sicher bekam ich Blasen.
    Wir hörten das Stampfen von Füßen, die sich uns näherten. Rechts von uns war eine Tür, die dritte in diesem Gang. Ich öffnete sie so leise wie möglich, und wir schlüpften rasch hinein. Wir lauschten. Dann hörten wir ein Geräusch hinter uns, ein leises Räuspern.
    Wir fuhren erschrocken herum und sahen einen alten Mann an einem kleinen Tisch in einer dunklen Ecke sitzen, direkt unter einem schmalen, hohen Fenster. Er aß einen Teller Suppe. Er hatte eine Glatze, und sein Gesicht war voller Runzeln, die Haut braun gebrannt wie Leder. Ein langer, schmutzig grauer Bart hing ihm fast in den Teller. Er hatte eine schäbige braune Kutte an, um die Taille einen Strick.
    Er starrte uns an, eine Tortilla auf halbem Weg zum Mund. Ich flüsterte ihm auf Spanisch zu, keine Bewegung zu machen. »Quedate, Pater. Ich würde nicht mal mit dem Bart zucken.«
    Ich blickte Laura an. Sie stand an die Tür gepresst und lauschte, den Finger an die Lippen gelegt. Die Stiefelschritte passierten unsere Tür und entfernten sich. Niemand hatte angehalten. Der Priester rührte sich nicht.
    »Wer sind Sie?«, erkundigte er sich auf Spanisch. Seine Stimme klang uralt und krächzend.
    »Wir sind von der amerikanischen Bundespolizei. Man hat uns betäubt und hier gefangen gehalten. Man wird uns töten, wenn man uns wieder erwischt. Wir versuchen zu fliehen. Sind Sie auch hier gefangen, Pater?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme einmal pro Woche ins Lager und kümmere mich um die Leute. Ich erhalte dann erst mal ein Frühstück.« Er hatte eine sehr raue, verwaschene Sprache, und es fiel mir schwer, alles zu verstehen. Aber ich verstand

Weitere Kostenlose Bücher