Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
so heftig war.
Nachdem Tricia Valentino sanft von ihren Schenkeln auf den Beifahrersitz bugsiert hatte, legte sie den Gang ein und fuhr vorsichtig los.
Von nun an verhielt Valentino sich vorbildlich, wahrscheinlich, weil er vorn bei Tricia sitzen durfte und nicht mehr allein hinten im Kofferraum bleiben musste.
„Du wirst es mir nicht leicht machen, oder?“, fragte sie den Hund, als sie über die nassen Straßen schlichen.
Valentino gab wieder ein wimmerndes Geräusch von sich.
„Das betrachte ich als Nein“, sagte Tricia.
Sie brauchten für die Fahrt nach River’s Bend ungefähr doppelt so lange wie normalerweise, und als sie ankamen, goss es wieder wie aus Kübeln. Tricia parkte so nah wie möglich an der Bürotür. Doch bis sie es nach drinnen geschafft hatten, waren sie und Valentino klatschnass.
Zitternd riss sich Tricia die Jacke vom Leib und ging direkt zum Ofen, um Holz nachzulegen.
Valentino schnüffelte an seinem Fressnapf, trank etwas Wasser und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Trockenfutter. Der nächste Donner war laut genug, um das Dach vom Haus zu heben. Blitze erleuchteten den tobenden Fluss jenseits der Sicherheitsabsperrung, die die Leute davon abhalten sollte, zu weit hinauszuschwimmen.
Leicht beunruhigt fragte Tricia sich, wie Winston sich wohl hielt. Er mochte laute Geräusche genauso wenig wie Valentino und war außerdem ganz allein zu Hause. Wahrscheinlichversteckte er sich unter einem Bett. Außerdem wartet er bestimmt schon auf sein Abendessen, dachte sie, starrte aus dem Fenster und knabberte an der Unterlippe. Winston mochte Regelmäßigkeit.
Sie wandte sich vom Fenster ab und musste lächeln, als sie sah, wie Valentino gerade den Rest des Futters hinunterschlang und dann den Wassernapf leer trank. Anschließend inspizierte er den Korb, schnüffelte an dem blauen Huhn und drehte sich drei Mal um sich selbst, bevor er sich gähnend zu einem Schläfchen zusammenrollte.
Tricia füllte frisches Wasser in die Schale und hörte den Anrufbeantworter ab, in der Hoffnung auf ein paar Reservierungen für das letzte Wochenende des Monats. Doch niemand hatte angerufen.
Resigniert schaltete sie den veralteten Computer ein, den sie für die Büroarbeit benutzte, und wartete ungeduldig, bis er hochgefahren war. In diesem Moment klingelte das alte schwarze Bakelittelefon, das noch eine Wählscheibe besaß.
Valentino schnarchte.
Lächelnd blickte sie aufs Telefon und nahm mit einem fröhlichen „Hallo!“ ab.
„Das errätst du nie!“, rief ihre Freundin Diana, ohne sich mit Namen zu melden. Die wunderschöne rothaarige Diana war in der Highschool und vermutlich auch auf dem College das beliebteste Mädchen gewesen. Sie war klug und aufgeschlossen, damals wie heute, und die beste Freundin, die Tricia je gehabt hatte.
„Was denn?“ Tricia lehnte sich entspannt zurück. „Hast du im Lotto gewonnen? Ist Paul durch geheime Wahlen zum Präsidenten gewählt worden? Langweilt sich Sasha in der fünften Klasse und hat sich zum Jurastudium angemeldet?“ Paul war Dianas Mann. Sie hatten mit neunzehn geheiratet und waren noch immer glücklich.
„Viel besser“, antwortete Diana lachend. „Paul hat die Beförderung bekommen, Tricia. Wir ziehen für mindestens zwei Jahre nach Paris. Sasha wird ausflippen vor Glück, und wir haben auch schon die perfekte Privatschule für sie gefunden.“ Diana, selbst Lehrerin, unterrichtete Sasha momentan zu Hause, weil das Mädchen einen beinahe unstillbaren Heißhunger auf Wissen hatte. „Das französische Schulsystem ist bekanntermaßen sehr fortschrittlich. Natürlich müssen wir so schnell wie möglich hinfliegen, um nach einer Wohnung zu suchen …“
Für Diana wurde ein Traum war, und Tricia freute sich für sie, Paul und Sasha. Aber Paris war so weit weg. Sie schaffte es in letzter Zeit ja kaum einmal, nach Seattle zu kommen. Wie sollte sie es da einrichten, ihre Freundin in Frankreich zu besuchen?
„Das ist … toll“, brachte sie heraus.
„Und du wirst uns oft besuchen“, sagte Diana schnell. Sie war sehr einfühlsam, was nur einer der unzähligen Gründe war, warum sie und Tricia so gute Freundinnen waren.
„Klar“, erwiderte Tricia unsicher.
Valentinos Schnarchen steigerte sich zu einem epischen Crescendo und ebbte dann langsam wieder ab.
„Paul und ich haben uns überlegt, ob Sasha nicht bei dir bleiben könnte, während wir uns in Paris Wohnungen anschauen. Pauls Eltern würden sich gern um sie kümmern, aber sie
Weitere Kostenlose Bücher