Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
ich?“
„Nein, du Glucke. Das ist kein Problem.“
Und Diana war in der Tat eine Glucke, aber nicht auf ungesunde Art und Weise. Sie kümmerte sich gern um andere, wusste aber auch, wann sie sich besser raushielt. Das hatte sie in ihrer zerrütteten Familie auf die harte Weise lernen müssen.
„Gut.“ Ihre Freundin schwieg einen Moment. „Da fällt mir ein, hast du eigentlich Pläne für Thanksgiving? Paul fängt seine neue Arbeit erst nach Neujahr an, also könntest du doch zu uns nach Seattle kommen …“
Valentino streckte sich, stand auf und presste die Nase gegen die Tür, um anzudeuten, dass er nach draußen wollte.
Ein Pluspunkt für ihn, dachte Tricia, er ist stubenrein.
„Thanksgiving ist Nattys Lieblingsfeiertag.“ Sie öffnete dem Hund die Tür. „Den Tag verbringen wir immer zusammen.“
Der Regen hatte nachgelassen, doch der Himmel sah aus, als könnte es jeden Moment wieder losgehen.
Ohne das geringste Anzeichen von Angst lief Valentino nach draußen.
Tricia blieb an der Tür stehen, um ihn im Auge zu behalten.
„Ich wusste, dass du das sagen würdest“, meinte Diana.
Darüber musste Tricia lachen. Es war zwar erst Nachmittag, doch wegen der dunklen Wolken und dem Sprühregen musstesie die Augen zusammenkneifen, um Valentino zu sehen. „Trotzdem danke für die Einladung“, sagte sie.
Der Hund hob ein Bein und pinkelte gegen den Picknicktisch. Als Tricia aufgelegt hatte und wieder nach draußen sah, war weit und breit nichts mehr von ihm zu sehen.
„Valentino!“, rief sie, selbst überrascht über den panischen Klang ihrer Stimme.
Sofort sauste er hinter den Müllbehältern hervor und kam mit einem breiten Hundegrinsen auf sie zugerannt.
Als Tricia sich eine Stunde später auf den Heimweg machte, schlief Valentino tief und fest in seinem neuen Hundekorb. Sie hatte das Feuer sorgfältig mit Asche bedeckt und seine Näpfe mit frischem Wasser und Futter aufgefüllt, für den Fall, dass er Lust auf einen Mitternachtssnack bekam. Als sie ihm versprochen hatte, gleich am nächsten Morgen zurückzukommen, hatte er ihr offenbar geglaubt und sich behaglich auf seinem Bett ausgestreckt.
Davis und Conner ritten zurück, der Regen prasselte auf ihren Rücken und durchweichte ihre Kleider. Es war ihnen gelungen, mindestens ein Dutzend Kälber einzufangen und ihnen das Serum zu spritzen.
Im Stall sattelten sie die Pferde ab und striegelten sie dann in einvernehmlichem Schweigen.
„Bist du sicher, dass du mir die Stiefel nicht zurückkaufen wirst?“, fragte Davis irgendwann mit einem schiefen Lächeln, das Conner an Steven erinnerte. Mit einem Mal fühlte er sich unerklärlich verloren.
„Beim Basar meine ich“, fuhr Davis fort. „Du kannst dich doch nicht im Ernst vor so einer winzig kleinen Person wie Kim fürchten.“
Conner setzte schnell ein Grinsen auf. „Nein“, räumte er ein, „ich habe keine Angst vor Kim. Aber ich besitze auch soetwas wie Stolz. Glaubst du wirklich, mir würde es gefallen, wenn ganz Lonesome Bend mitbekommt, dass ich dir deine vergammelten Stiefel zurückkaufe?“
Davis lachte, nahm den Hut vom Kopf und fuhr sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht. „Seit wann schert es dich, was die Stadt über dich denkt?“
Conner legte eine Hand auf die Schulter seines Onkels. „Geh ins Haus und zieh dir was Trockenes an, bevor du dir noch eine Lungenentzündung holst. Ich mache das hier fertig.“
„Kim lässt fragen, ob du heute zum Abendessen kommen willst“, sagte Davis vorsichtig. Er und Kim machten sich um Conner fast so viele Sorgen wie um Brody. „Es gibt Brathähnchen, Kartoffelbrei und Soße …“
Conner lief das Wasser im Mund zusammen. Normalerweise hätte er die Einladung freudig angenommen. Doch an diesem regnerischen Abend fand er die Vorstellung, sich bei den Menschen durchzufuttern, die ihn aufgezogen hatten, nicht sehr reizvoll. „Nein danke.“
Er sehnte sich nach einer heißen Dusche, einem Feuer im Kamin und etwas zu essen – je schneller und einfacher, desto besser.
Mit diesen Dingen kam er schon zurecht. Es war das andere , das er so sehr wollte und das außerhalb seiner Reichweite zu liegen schien: eine Frau, die abends auf ihn wartete – so wie Kim auf Davis. Natürlich würde es ihm nichts ausmachen, wenn sie einen Job hatte, solange sie irgendwann Kinder wollte …
„Conner?“
Blinzelnd erwachte er aus seinen Träumereien. „Hm?“
„Bist du sicher, dass du nicht mit uns zu Abend essen willst?“
„Ja, ich
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