Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
Boden spucken. „Ganz ehrlich, kleiner Bruder, nach all der Zeit dachte ich, wäre es dir scheißegal, was Joleen und ich tun oder lassen.“
Die alte Wut kochte wieder in Conner hoch. Doch als er an Brody vorbei sah, erhaschte er einen kurzen Blick auf Tricia McCall, die inmitten der anderen Gäste an einem der großen Holztische saß. Da verlagerte sich irgendetwas in ihm, einfach so.
Es tat weh, als ob ein ausgekugeltes Gelenk wieder eingerenkt würde, war aber auch erleichternd. Was zum Henker hatte das zu bedeuten?
„Du hast recht“, entgegnete er schließlich steif. „Wenn’s nach mir geht, könnt ihr beide beim Zirkus anheuern und euch von Trapez zu Trapez schwingen.“
Brody tat, als ob er sich persönlich getroffen fühlte, indem er mit gespreizten Fingern eine Hand auf seine Brust presste. „Dann hast du bestimmt auch kein Problem damit, wenn ich ein paar Wochen lang mein Lager auf der Ranch aufschlage. Zumal die Hälfte sowieso mir gehört.“
In der Zwischenzeit hatte sich Davis zu ihnen durchgeschlagen, vermutlich von Kim geschickt. Sie befürchtete garantiert, dass die beiden sich wieder prügeln würden.
„Ihr steht euch gegenüber wie zwei wütende Stachelschweine“, verkündete Davis trocken. Seine Creed-blauen Augen funkelten und sein Blick wanderte zwischen den beiden Brüdern hin und her. „Ich muss euch doch bestimmt nicht verraten, dass hier weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für die Art von Schwierigkeiten ist, die ihr beide gerade im Sinn habt, oder?“
Conner stieß die Luft aus.
Brody grinste seinen Onkel an. „Ich begrüße doch nur meinen Bruder“, sagte er in arglosem Ton, fügte aber hinzu: „Und erhalte natürlich die übliche feindliche Reaktion.“
„Wo ist Joleen?“, fragte Davis leise, ohne Brody aus den Augen zu lassen.
„Warum zum Teufel fragt mich das jeder hier?“, seufzte Brody. Doch zum Glück hob er dabei die Stimme nicht, denn dann hätte man genauso gut ein entzündetes Feuerzeug in eine Pfütze Benzin werfen können. „Ich bin doch nicht der Babysitter dieser Frau, Himmelherrgott noch mal.“
Nur ihr Liebhaber, dachte Conner automatisch und wartete auf den altbekannten, mit Testosteron gefütterten Adrenalinstoß. Doch er ließ auf sich warten, und das verunsicherte ihn ein wenig.
Da stieß Brody ein dramatisches Seufzen aus – wie ein Mann, der heldenhaft für die gute Sache gekämpft und die Schlacht zwar gewonnen, den Krieg aber verloren hatte.
„Hört mal“, sagte er, noch immer darauf bedacht, die Stimme gesenkt zu halten, da die halbe Stadt anwesend war und sie aus dem Augenwinkel beobachtete. „Joleen und ich haben uns zufällig getroffen, bei einem Rodeo in Lubbock, das ist alles. Sie hat sich gerade von irgendeinem armseligen Spinner getrennt und ist so pleite, dass sie nicht mal die Busfahrt nach Hause bezahlen konnte. Also habe ich sie mitgenommen, wo ich doch sowieso in die Richtung gefahren bin. Ende der Geschichte.“
Conner beugte sich vor, bis sich ihre Nasen beinahe berührten. „Du verwechselst mich offenbar mit jemandem, den es interessiert, warum du mit Joleen nach Lonesome Bend zurückgekommen bist.“
„Das reicht“, sagte Davis streng wie in den guten alten Zeiten, als Brody und Conner noch hitzköpfiger gewesen waren als heute. „Habt ihr gehört? Wir sind hier auf einer Grillfeier und nicht in irgendeiner Spelunke in Juarez. Wenn ihr euch die Köpfe einschlagen wollt, bitte sehr, aber dann zu Hause hinter dem Stall. Und nicht hier.“
Es trat eine kurze und unheilvolle Stille ein.
„Tut mir leid“, brachte Conner schließlich mühsam hervor.
„Mir auch“, log Brody wie gedruckt. „Ich hab auf einmal sowieso keinen Hunger mehr. Ich fahr jetzt einfach nach Hause auf die Ranch – falls niemand was dagegen hat.“
Als ob ihn interessierte, was andere dachten. Brody hatte schon immer nur das getan, was ihm passte, und alle anderen hatten sich verdammt noch mal danach zu richten.
„Kim und ich machen uns auf den Weg, sobald Steven und Melissa morgen weg sind“, sagte Davis zu Brody. „Ich würde dir ja anbieten, bei uns zu wohnen und nach dem Rechten zu sehen, während wir weg sind, aber Kim hat schon was anderes arrangiert.“
„Kein Problem“, erklärte Brody, nachdem er Conner einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte. „Ich habe sowieso große Lust, mal wieder in meinem eigenen Bett in meinem eigenen Zimmer zu schlafen. Natürlich werde ich dabei immer ein Auge offen lassen,
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