Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
nicht umbringen, noch ein paar Minuten zu warten, Natty. Sie haben schon gestern alles gekauft, was sie wirklich wollten, darauf kannst du Gift nehmen. Heute sind sie nur hier, um auch noch die letzte Chilibohne zu inhalieren und das Zeug zurückzukaufen, das sie selbst gespendet haben, was ihnen auf einmal leidtut.“
Tricia und Carolyn tauschten amüsierte Blicke.
Sasha, die ganz nah neben Natty stand, rieb sich ihre kleinen Hände. „Mir macht es nichts aus, die Tür aufzuschließen“, verkündete sie diplomatisch, „wenn das sonst keiner machen will.“
Schmunzelnd reichte Evelyn ihr den Schlüssel. „Warte noch fünf Minuten“, bat sie die strahlende Sasha. „Unsere Küchenverstärkung ist noch nicht da, und man kann von Carolyn und Tricia nun wirklich nicht verlangen, dass sie ohne Hilfe mit diesem Haufen fertig werden.“
Mit begeistert aufgerissenen Augen sah das Mädchen sie an. „Aber ich bin doch da, um zu helfen.“
„Aber natürlich, Süße. Achte darauf, hinter der Tür zu stehen, wenn du aufmachst. Schnäppchenjäger sind eine gefährliche Gattung – sie würden so ein winzig kleines Ding wie dich glatt überrennen.“
Jetzt kamen auch die anderen von der Tagesschicht. Evelyn und ihre Kolleginnen streiften ihre Mäntel über, schnappten sich ihre Taschen und verabschiedeten sich.
Sasha schloss die Tür auf.
Die Zeit flog nur so dahin. Bald waren die Chilitöpfe geleert, der Kaffee ausgetrunken und alles, was nicht verkauft worden war, in Kartons verpackt, um für wohltätige Zwecke gespendet zu werden.
„Jetzt können wir reiten gehen!“, schrie Sasha.
Tricia hatte Natty bereits vor einiger Zeit nach Hause gebracht, die anderen Frauen schrubbten noch die Kessel und räumten bereits zum dritten Mal die Spülmaschine ein.
„Yippie“, sagte Tricia leise und zog die Jacke an.
Da sie sich für den Spendenbasar bequem gekleidet und auch schon Valentino ausgeführt hatten, gab es keinen Grund, noch einmal nach Hause zu fahren.
Tricia und Carolyn verließen zusammen das Gemeindezentrum. Sasha, die neben ihnen her hüpfte, konnte ihre Begeisterung kaum im Zaum halten. „Wir haben noch eine Stunde Zeit, bevor der Ausritt beginnt“, verkündete Carolyn nach einem Blick auf ihre Uhr. „Warum kommt ihr nicht einfach mit mir in Kims und Davis’ Haus, dann können wir von dort aus los, wenn es so weit ist?“
Erst jetzt fiel Tricia wieder ein, dass Carolyn das Haus von Kim und Davis hütete, während sie verreist waren. Zwar kannte sie die beiden gut, hatte sie aber nie zu Hause besucht und war darum ein wenig neugierig. Also stimmte sie zu.
Als Sasha sicher in ihrem Kindersitz verstaut war, setzte Tricia sich hinters Steuer und fuhr Carolyn hinterher. Die Fahrt durch die flammend roten, gelben und orangen Berge war spektakulär. Der Himmel war so blau, dass Tricias Hals sich zusammenschnürte.
Carolyn fuhr an dem im Kolonialstil erbauten Haupthaus der Ranch vorbei, das sogar schon länger hier stand als Nattys Haus unten in der Stadt. Es war sehr gepflegt, mit grünem Rasen und Lattenzaun und unzähligen Rosenbüschen. Der Stall dagegen wirkte enorm alt – wenn auch durchaus robust genug, um noch ein weiteres Jahrhundert fortzudauern. Die rötliche Farbe bröckelte zwar an manchen Stellen ab, verlieh ihm aber einen ausgesprochen ländlichen Charme.
Das weitläufige einstöckige Blockhaus von Kim und Davis stand ganz oben auf dem Berg mit Blick über einen Großteil der Ranch. Es war sehr viel neuer, ohne dass es ihm an rustikalem Reiz fehlte. Die Auffahrt war gepflastert, und es gab ein riesiges Nebengebäude aus Blech, in dem vermutlich der Campingbus der beiden stand.
Sie hatten ebenfalls einen Stall, kleiner als der unten, aber umgeben von einer großen eingezäunten Viehweide, auf der drei Pferde grasten. Ein Buckskin, ein Appaloosa und ein Cleveland-Bay.
„Sind das die Pferde, auf denen wir reiten?“, fragte Sasha. Carolyn, die bereits ausgestiegen war und darauf wartete, dass Tricia und Sasha es ebenfalls taten, schüttelte lächelnd den Kopf. In der Jeans, den Stiefeln und der Westernbluse sieht sie wie eine echte Frau vom Land aus, dachte Tricia.
„Nein. Diese Jungs sind schon in Rente. Die Pferde, auf denen wir reiten, stehen unten auf der Ranch.“
Sasha zog die Stirn kraus. „Da habe ich aber gar keine Pferde gesehen.“
Carolyn schmunzelte. „Glaub mir, es gibt welche“, versprach sie. „Lasst uns reingehen.“
Sie betraten das Haus durch eine Seitentür
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