Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
und traten direkt in eine geräumige, moderne Küche. Alles blitzte vor Sauberkeit – die Fenster, die Böden, die Geräte und die Arbeitsplatten.
„Kim ist ein wahrer Putzteufel“, erklärte Carolyn, die offenbar Tricias Gedanken gelesen hatte. „Ziemlich einschüchternd, oder?“
„Ich würde vor lauter Angst wahrscheinlich zwei Mal am Tag Staub wischen“, gab Tricia lachend zu.
Carolyn nickte, hängte ihre Schultertasche an einen Haken an der Wand und ihre Jacke darüber. „Wenn Kim nicht so nett wäre, hätte ich viel zu viel Angst, hier etwas durcheinanderzubringen und mich nicht bereit erklärt, auf das Haus aufzupassen.“
Das Stadtkind Sasha nahm ehrfürchtig die Größe des Gebäudes in sich auf. „Hast du Angst, hier allein zu sein?“
„Nein“, antwortete Carolyn. „Mir gefällt es richtig gut.“
„Können wir uns umsehen?“ Sasha bemerkte kaum, wie Tricia ihr den Mantel auszog.
„Natürlich. Wie wäre es mit einer kleinen Führung?“ Wohnzimmer und Esszimmer waren zusammen in einem einzigen, riesigen Raum untergebracht. Der Tisch, um den mehr als ein Dutzend schöne, nicht zusammenpassende Stühle gruppiert waren, maß sicherlich sechs Meter. Der Kamin aus Naturstein war so groß, dass Sasha aufrecht darin hätte stehen können, und an allen Seiten gab es deckenhohe Fenster.
Der Ausblick war einfach atemberaubend.
„Wow“, murmelte Tricia.
„Ja“, stimmte Carolyn ihr zu. „ Wow ist wirklich der richtige Ausdruck dafür.“
Stillschweigend kamen sie überein, nicht das Schlafzimmer von Kim und Davis zu betreten. Alle übrigen Zimmer – ineinem von ihnen schlief Carolyn – waren ebenfalls beeindruckend. Jedes besaß ein eigenes Bad, und wie im Wohn- und Esszimmer hatte man durch die Fenster einen weiten Blick auf die wunderschöne Berglandschaft.
Es gab noch eine gut sortierte Bibliothek mit einem kleinen Flügel und eine nach Leder duftende Werkstatt, in der Davis Sättel anfertigte und reparierte.
„Und wo wohnst du normalerweise?“, fragte Sasha, als sie wieder in der Küche waren.
In Carolyns Augen flackerte etwas auf, doch ihr Lächeln veränderte sich nicht.
„Überall. Das ist schließlich mein Job. Ich kümmere mich um die Häuser anderer Leute, wenn sie weg sind.“
Doch Sasha ließ nicht locker.
„Aber wo ist dein Haus?“
„Sasha“, ermahnte Tricia sie.
Carolyn schluckte und wollte schon die Hände in die Manteltaschen stecken, als ihr auffiel, dass sie gar keinen Mantel mehr trug. Aber sie lächelte noch immer. „Ich brauche kein eigenes Haus“, erklärte sie dem Kind, nachdem sie Tricia einen „Ist-schon-in-Ordnung-Blick“ zugeworfen hatte.
„ Jeder braucht ein Haus oder eine Wohnung“, widersprach Sasha. Sie konnte ziemlich beharrlich sein.
„Sasha“, rief Tricia noch einmal, diesmal lauter. „Das reicht, Schätzchen.“
Da sah das Mädchen zu ihr hoch, und Tricia stellte erstaunt fest, dass Tränen in Sashas Augen glitzerten. „Aber wenn die Leute aufhören zu verreisen? Wenn alle auf einmal zu Hause bleiben? Dann ist Carolyn obdachlos .“
Wieder einmal spürte Tricia die vertrauten liebevollen Gefühle für dieses außergewöhnliche Kind in sich aufsteigen, gleichzeitig aber war sie ein wenig verlegen. „Ganz sicher verdient Carolyn genügend Geld, um sich eine Wohnung zumieten“, sagte sie hastig. Erst als sie die Worte ausgesprochen hatte, merkte sie, wie lahm sie klangen.
Carolyn nahm Sasha in den Arm. „Wie die Cowboys sagen: Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen, Missy. Ich zigeunere einfach gern herum.“
Sasha wirkte nur zum Teil beruhigt. In ihrer Welt schliefen Menschen ohne Haus oder Wohnung auf dem Bürgersteig und bettelten auf der Straße. „Aber du siehst gar nicht wie eine Zigeunerin aus …“
„Das ist nur so eine Redewendung, Kleines“, sagte Carolyn sanft. Dann hob sie den linken Arm und tippte auf ihre Uhr. „Es ist Zeit“, sagte sie jetzt strahlend. „Wir sollten uns langsam zum Hauptstall bewegen, wenn wir bei den Pferden noch die Wahl haben wollen.“
Mehr brauchte es nicht, um Sasha von den Problemen der Obdachlosigkeit abzulenken. Zumindest für diesen Moment.
Sie stieß einen Schrei purer Freude aus, raste zur Tür und schnappte sich ihren Mantel. Innerhalb von Sekunden saßen sie wieder in ihren Autos und steuerten auf den letzten Ort zu, an dem Tricia sein wollte. Und das nicht nur, weil sie sich vor Pferden fürchtete.
Tricia hätte lieber noch etwas mehr Zeit gehabt, um sich für
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