Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
Nummer.
Carla begrüßte sie nicht einmal, sondern platzte gleich mit den Neuigkeiten heraus. „Zwei Angebote! Tricia, wir haben zwei Angebote für Ihre Objekte, und zwar gute Angebote!“
Kurzfristig sprachlos, presste Tricia eine Hand auf ihr Herz. Fast zwei Jahre lang hatte es nicht eine einzige Anfrage gegeben – und nun mit einem Mal gleich zwei Angebote?
„Eines kam heute Morgen, und das andere lag im Faxgerät, als ich gestern Abend nach Hause kam“, fuhr Carla fort. „Da war es viel zu spät, sonst hätte ich Sie gleich angerufen. Und ich war so aufgeregt, dass ich nicht einmal auf die Idee gekommen bin, eine Nachricht auf Ihrem Handy zu hinterlassen.“
„Aber wie, wer …“
Carla lachte. „Nun, das ist die Frage“, sagte sie fröhlich.
„Das ist die Frage?“
„Irgendein Konzern.“ Jetzt flüsterte Carla beinahe, als ob sie ein Geheimnis ausplauderte. „So operieren die großen Firmen nun mal. Sie kaufen Immobilien über ihre Anwälte – meistens als Steuerabschreibung, manchmal aber auch als Investition.“
Tricia fragte sich, warum sie nicht glücklicher war. Immerhin hatte sie doch die ganze Zeit auf genau so eine Nachricht gewartet. Darauf gehofft. Und ihre komplette Zukunft darauf ausgerichtet.
Und nun war es so weit. Ihre Probleme, zumindest ihre finanziellen, waren so gut wie gelöst. Doch aus irgendeinem Grund fühlte sie sich auf einmal leer.
„Okay“, brachte sie hervor. „Und was geschieht jetzt?“
„Nun.“ Carla sang beinahe. „Wir befinden uns in der beneidenswerten Position, dass wir zwischen zwei hervorragenden Angeboten auswählen können. Sie sind ungefähr gleich, beide liegen etwas über dem geforderten Preis. Können Sie das fassen? Und sie bezahlen bar.“ Carla machte eine bedeutungsvolle Pause. „Es könnte sogar einen Wettstreit geben, Tricia.“
In Tricias Kopf drehte sich alles. Valentino und Sasha waren inzwischen aufgewacht und beobachteten sie. Einen Wettstreit ? Wirklich wahr? Sie konnte es einfach nicht fassen.
„Tricia?“ Carla kicherte. „Sind Sie noch dran? Sie sind doch nicht etwa ohnmächtig geworden, oder?“
„Nein, ich bin noch dran“, sagte Tricia hölzern. „Diese Firmen – wie heißen sie?“„Warum sollte uns das interessieren? Wir werden den großen Reibach machen, wie man so schön sagt. Tricia, das wollen Sie doch, oder?“
Sie stellte sich vor, wie es wäre, Lonesome Bend zu verlassen. Natty zu verlassen. Die Wohnung. Vielleicht würde sie Conner nie wiedersehen.
„Ich … ja … ja, natürlich will ich das.“
Sie hatte den Verkaufspreis hoch angesetzt, um Raum für Verhandlungen zu lassen. Selbst nachdem sie ihr Konto ausgeglichen, Steuern gezahlt und ihre eigene Kunstgalerie eröffnet hätte, würde noch genug Geld übrig bleiben. Um genau zu sein, müsste sie nicht einmal arbeiten. Stattdessen könnte sie auch nach Frankreich reisen, sich ein hübsches Hotelzimmer nehmen und Paris erkunden. Oder sogar per Zug den ganzen Kontinent kennenlernen.
Aber was war mit Natty?
Ihre Urgroßmutter war womöglich ernsthaft krank, und Tricia hatte ihr einiges versprochen. Heute Morgen erst hatte sie Natty versichert, dass sie sich um Winston kümmern würde.
Und dann gab es ja auch noch Valentino. Sie konnte ihn nicht einfach weggeben, nur weil sie plötzlich genug Geld hatte, um zu leben, wie es ihr passte. Nein, bevor sie überhaupt überlegte, die Stadt zu verlassen, musste sie ein neues Zuhause für ihn finden – und zwar das richtige.
„Tricia?“
„Bin noch dran“, sagte sie schwach.
„Entschuldigen Sie“, meinte Carla. „Ich schätze, ich habe mich da etwas mitreißen lassen. Ich weiß, dass River’s Bend und das Bluebird lange Zeit im Besitz Ihrer Familie waren. Natürlich haben Sie da eine emotionale Bindung. Loszulassen wird nicht so einfach sein. Aber wir müssen das auch nicht sofort entscheiden.“
Realistisch betrachtet konnte Tricia es sich nicht leisten, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen. Das wusste sie. Wenn nun beide Interessenten ihre Meinung änderten und sich nie mehr eine Chance zum Verkauf bot? Das Campinggeschäft brachte gerade genug ein, um die Steuern zu bezahlen und ein bescheidenes Leben zu führen. Und das Bluebird kostete sie sogar Geld.
„Dann holen sie das Beste heraus“, sagte sie zu Carla.
„Überlassen Sie das getrost mir.“ Carla führte noch kurz aus, dass sie die Anwälte der Firmen kontaktieren und die Situation erklären würde. „Ich melde mich bei
Weitere Kostenlose Bücher