Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
laufen.
„Aber du wolltest gerade fragen“, erwiderte Tricia und nahm Valentino die Leine ab, damit er zu Winston laufen und die Nase an seiner reiben konnte.
Natty schwieg einen Moment. „Warum war der Ausritt eine Katastrophe, Liebes?“
Tricia steckte seufzend die Leine in die Jackentasche, nahm eine Tasse aus Nattys Schrank und schenkte sich Kaffee aus der altmodischen Kaffeemaschine ein. „Wo soll ich nur anfangen?“, murmelte sie nach ein paar Schlucken.
Inzwischen hatte Valentino das Interesse an Winston verloren und konzentrierte sich stattdessen auf den kleinen Teller Sardinen. Natty verfütterte zum Ärger der Katze den Rest an ihn, stand auf, stellte den Teller in die Spüle und wusch sich die Hände.
„Sasha hat sich prächtig amüsiert“, stellte Natty klar, trocknete sich die Hände mit einem kleinen bestickten Handtuch ab und setzte sich wieder an den Tisch.
„Sasha kann auch reiten. Sie hat nicht die ganze Zeit einen Babysitter gebraucht so wie ich.“
Natty zog eine weiße Augenbraue hoch. „Babysitter?“,wiederholte sie in unschuldigem Ton, doch ihre Augen funkelten amüsiert.
„Conner hat mir ein Pferd für Anfänger gegeben und ist die ganze Zeit neben mir hergeritten.“
„Dieser schreckliche Mann“, spottete Natty liebevoll.
Conner Creed war der letzte Mensch, über den Tricia reden wollte. „Es war einfach nur peinlich.“
„Wie sehr ich diese spezielle Peinlichkeit vermisse! Zu meiner Zeit hat es den Frauen gefallen, von einem gut aussehenden Cowboy beschützt zu werden.“
Tricia brummelte verstimmt.
Ihre Urgroßmutter kicherte. „Was du bisher erzählt hast, würde ich kaum als Katastrophe bezeichnen. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Meinung.“
Tricia musste an Carolyn denken und wie sie nach Brodys und Joleens Auftritt einfach verschwunden war. Als sie und Conner endlich den Stall erreicht hatten, war Carolyn längst mit ihrem Auto davongefahren.
„Na gut“, räumte sie ein, „vielleicht ist Katastrophe nicht das richtige Wort.“
In diesem Moment erklang das Getrappel von kleinen Füßen auf der Treppe, und kurz darauf rauschte Sasha in die Küche, das Haar noch feucht von der Dusche. „Mom und Dad haben mir eine E-Mail geschickt!“, verkündete sie. „Sie kommen früher zurück als geplant!“
Während Sasha sich ganz offensichtlich über diese Nachricht freute, verdüsterte sich Tricias Stimmung nur noch mehr. „Oh“, sagte sie nur und spürte, wie Natty ihr einen verständnisvollen Blick zuwarf.
„Sie haben für uns das perfekte Haus gefunden. Und sie haben Sehnsucht nach mir, darum nehmen sie einen früheren Flug. Mom wird dich später anrufen, auf deinem Handy, damit ihr besprechen könnt, wie es weitergeht.“
Tricia rang sich ein Lächeln ab – wenn Sasha glücklich war, war sie es auch – und umarmte das Kind. „Ich werde dich fürchterlich vermissen“, sagte sie.
„Du könntest doch auch in Paris wohnen“, schlug Sasha vor. „Dann wären wir alle zusammen, du und ich und Mom und Dad.“
Obwohl ihre Lippen bebten, lächelte Tricia weiter. „Ich komme euch besuchen, sobald ich kann. Und bis dahin sollten wir das Beste aus unserer gemeinsamen Zeit machen. Jetzt gibt es erst mal Frühstück, und dann, während Natty sich ausruht, gehen wir beide zum Campingplatz und sehen nach, ob er noch steht.“
Sasha nickte, vollständig glücklich und zufrieden mit der Aussicht auf etwas zu essen und einen Ausflug. Wahrscheinlich würde sich das spätestens dann ändern, wenn sie Tricia helfen musste, den Müll wegzubringen und die Asche aus den Feuerstellen zu fegen.
Zum Frühstück gab es Cornflakes, Bananenstücke und Milch. Natty lehnte dankend ab und ging in ihren „Salon“, um ihr Lieblingsmorgenmagazin im Fernsehen zu verfolgen. Sie war ein großer Fan von Robin Roberts.
Als Tricia, Sasha und Valentino River’s Bend erreichten, waren bereits alle Campinggäste verschwunden. Sie hatten den Platz ungewöhnlich sauber hinterlassen. Ohne die Zelte, Wohnwagen und Menschen wirkte der Campingplatz wie eine Geisterstadt, nicht nur verlassen, sondern auch vergessen.
„Warum bist du so traurig?“ Sasha zupfte an Tricias Jackenärmel. Ihre Augen wirkten riesig und dunkel in dem kleinen Gesicht.
„Ich bin nicht traurig.“ Doch Tricias Stimme klang belegt. „Sondern im Moment einfach nur ein bisschen nostalgisch, das ist alles.“
„Ist nostalgisch nicht dasselbe wie traurig?“
Tricia zog lächelnd an Sashas Zopf.
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