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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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als kleines Mädchen hatte. Mein Vater hat es mir vorgelesen. Und die Hütte in dem Buch war genau wie die hier.« Sophie fühlte sich seltsam geborgen, als sie von ihrem Vater und dem alten Bilderbuch erzählte. »Er hat immer auf meiner Bettkante gesessen und mir vorgelesen, bis ich eingeschlafen bin.« Ein dicker Kloß bildete sich in ihrer Kehle. »Das hat mir am meisten gefehlt, als ich dann zu Rosemary musste … dass ich vor dem Einschlafen seine Stimme nicht mehr hören konnte.«
    Sophie biss sich auf die Lippen. Warum erzählte sie das? Was dachte sie sich dabei? Sie stopfte sich ein Stück Brot in den Mund, als hätte sie damit den Kloß in ihrem Hals vertreiben können. Sie musste aufhören dauernd an früher zu denken, als ihr Vater noch lebte.
    »Ich sehe meinen Vater auch nicht oft«, sagte Delphine schulterzuckend. »Und selbst wenn, hab ich nicht das Gefühl, dass er mich wirklich wahrnimmt.« Sie grinste, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie verletzte.
    Sophie legte den Arm um sie und Delphine ließ ihren Kopf auf Sophies Schulter sinken. »Tut mir leid wegen dem Handy«, murmelte sie. »Und dass ich gesagt habe, du tickst nicht mehr richtig.«
    »Iiiiih!«, kreischte Marianne plötzlich, ließ den Becher fallen und stürzte zur Tür.
    »Was ist denn los?«, riefen Sophie und Delphine.
    »Da ist was unterm Tisch!«, brüllte Marianne, die Hand am Türgriff.
    Doch bevor sie die Tür aufreißen konnte, tauchte eine große schwarze Katze unter dem dicken weißen Tischtuch auf.
    »Marianne!« Delphine lachte. »Das ist eine Katze! Ein schöner, dicker Kater!«
    Die Katze rieb sich an Sophies Beinen und ließ sich hinter den Ohren kraulen, dann legte sie sich vor das Feuer.
    »Keine Angst, der tut dir nichts, Marianne«, sagte Sophie.
    Marianne kam zum Tisch zurück und setzte sich verlegen an ihren Platz.
    »Ist doch gar nicht so schlecht hier, oder?«, sagte Sophie. »Und wenn jemand so eine schöne Katze hat, ist er garantiert in Ordnung.« Der Kater streckte eine seiner großen, breiten Pfoten über Sophies Fuß, als hätte er jedes Wort verstanden.
    »Wie der wohl heißt?«, sagte Marianne.
    »Vielleicht Alexej oder Sergej«, vermutete Sophie. »So was in der Art.«
    »Ich dachte, in Russland hat man immer zwei Vornamen«, warf Delphine ein. »Hat jedenfalls Miss Ellis gesagt, das weiß ich genau.«
    »Ja, stimmt, Delphine«, lächelte Marianne. »Der zweite Name der Männer endet immer mit ›witsch‹. Das ist der Name, den sie von ihrem Vater haben.«
    »Wenn also sein Vater zum Beispiel Dimitri hieß«, überlegte Delphine, »dann muss er Alexej Dimitrejewitsch heißen.«
    »Ach, wir nennen ihn einfach Sergej Sergejewitsch«, schlug Sophie vor. »Das klingt doch irgendwie magisch, oder? Ein Name, der sich nach was ganz Besonderem anhört, auch wenn es nur ein dicker, fetter Kater ist, so wie der hier.«
    Einen Augenblick hielten sie schweigend ihre Füße ins Warme und wackelten genüsslich mit den Zehen.
    »Hast du eigentlich noch andere Namen … außer Sophie?«, fragte Marianne und nippte an ihrem Hornbecher.
    »Nein, natürlich nicht. Nur Sophie Smith, sonst nichts«, stöhnte Sophie und rümpfte die Nase. »Aber ich hab ja auch sonst nichts doppelt. Nichts in Reserve …«
    »Kein Reservegeld.«, bestätigte Delphine.
    »Keine Reservepullis«, fiel Marianne mit ein.
    »Das kannst du laut sagen«, stimmte Sophie zu. »Nur löchrige. Und auch keine Reservefamilie.« Sie warf ihren beiden Freundinnen ein schiefes Lächeln zu.
    »Ach, Familie ist total überschätzt«, verkündete Delphine altklug. »Es ist ja bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt.«
    Marianne bot Sophie das letzte Stück Brot an. »Na, ich weiß nicht. Also ich bin gern bei meinen Eltern zu Hause.«
    »Na klar, wenn man gern scrabbelt«, stichelte Delphine.
    »Scrabbeln ist super!«, schwärmte Marianne.
    »Meine Mutter war übrigens beim Sportfest ganz hingerissen von deinem Dad, weil er so eine schräge Krawatte und so ein schlabbriges altes Jackett anhatte.«
    »Ja, ich weiß, und sie hat zu ihm gesagt, dieser Look – à la verarmter englischer Landadel – sei der absolute Renner in der kommenden Saison«, fügte Marianne hinzu, während sie die Ofentür aufmachte und Holz nachlegte.
    Sophie nahm den Kater hoch auf ihren Schoß, wo er sich begeistert zusammenrollte. Nach einer Weile wurde sein Körper ganz schwer und schlaff. »Wisst ihr was?«, schlug Sophie vor. »Wir können doch abwechselnd Wache

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