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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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halten, damit wir den nächsten Zug nach St. Petersburg nicht verpassen.«
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte Delphine zu und sank noch mehr auf ihrem kleinen Stuhl zusammen. Wohlig schloss sie die Augen.
    »Ja, und das Feuer kann auch nicht so leicht ausgehen«, sagte Marianne und unterdrückte ein Gähnen. »Weil dann immer eine von uns wach ist und dafür sorgen kann, dass genug Holz im Ofen ist. Und natürlich müssen wir auf den Zug lauschen.«
    »Ja, genau – aber hörst du das überhaupt bei dem Wind, Sophie?«, fragte Delphine frech, als sei es sonnenklar, dass Sophie die erste Wache übernehmen würde.
    Sophie machte es nichts aus. Sie hätte notfalls alle drei Wachen übernommen. Zum Schlafen war sie sowieso zu aufgedreht. Irgendwie fand sie es gemütlich, in dieser einsamen russischen Hütte zu sitzen und Erinnerungen an ihren Vater und seine Geschichten heraufzubeschwören. Als sei es ihre Bestimmung, hier zu sein, als gehörte sie hierher, auch wenn es noch so absurd klang.
    »Ich vielleicht nicht, aber Sergej hat scharfe Ohren«, grinste sie und streichelte die Flanken des Katers, der ein tiefes, zufriedenes Schnurren von sich gab.
    Während Marianne und Delphine die Augen zufielen und ihr Atem regelmäßiger wurde, dachte Sophie über die Geschichte mit dem Holzfäller nach, die ihr Vater ihr erzählt hatte. Aber sie wusste nicht mehr viel, konnte sich nur an das Bild in dem Buch erinnern, an die Hütte im Wald, die dieser hier so ähnlich war, dass es ihr vorkam, als sei sie in das Bild hineingegangen und stecke jetzt mitten in der Geschichte. Nur schade, dass sie die Worte ihres Vaters nicht hören konnte …
    Seufzend streichelte sie die Katze, und allmählich spürte sie, dass der Wind jetzt nicht mehr so schneidend und feindselig war, sondern allerlei Bilder und Vorstellungen in ihrem Geist heraufbeschwor – von Bärenjungen und Zauberpferden und schönen jungen Mädchen in sarafans und einem Kind, das aus Schnee geformt war. Und plötzlich stieg auch die leise gesummte Melodie in ihr auf, an die sie sich nach all den Jahren noch deutlich erinnerte, obwohl ihr die Worte aus dem Gedächtnis entschlüpft waren. Dann eine Stimme im Wind, eine vertraute Stimme, die direkt in ihrem Kopf erklang … Aber was sagte sie?
    Oh, Grauwolf, singt das kleine Schneemädchen …
    Ja, so ging es. Das Schneemädchen. Sie hieß … ja, genau: Snjegurotschka. Und was sagte sie zu dem Grauwolf?
    Ich bin vom Weg abgekommen, und es ist schon bald dunkel, und alle meine Freunde sind fort …
    Ja, jetzt fiel es ihr wieder ein – die prickelnde, spannungsgeladene Pause, die vor dem nächsten Satz kam. Die Stimme wurde jetzt leiser, gab sich drohend:
    »Ich bringe dich nach Hause«, sagt der alte Grauwolf .
    An dieser Stelle hatte Sophie immer schreckliche Angst bekommen, und am liebsten hätte sie dem Schneemädchen zugerufen, dass sie nur ja nicht mit dem Wolf gehen sollte.
    »Oh, Grauwolf«, sagt das kleine Schneemädchen. »Ich fürchte mich vor dir. Du willst mich ja doch nur auffressen. Nein, ich komme nicht mit – ich will lieber mit jemand anderem nach Hause gehen …«
    So klar und deutlich hatte sie die Stimme ihres Vaters nicht mehr gehört, seit sie damals zu Rosemary gekommen war. Anfangs hatte sie nachts im Dunkeln lange Gespräche mit ihm geführt, bis Rosemary sie angeschrien und es ihr verboten hatte. Das sei »krank«, hatte sie gesagt, und müsse sofort aufhören. Von diesem Tag an war Sophies Vater stumm geblieben. Als wollte er nicht, dass Rosemary böse auf seine Tochter wurde.
    »Ich bringe dich nach Hause«, sagt der alte Grauwolf. Das war die Geschichte, die ihr Vater ihr erzählt hatte, genau mit diesen Worten. Sophie war das kleine Schneemädchen gewesen und er der Wolf. Normalerweise hätte sie sich vor dem Wolf gefürchtet, aber weil er mit der Stimme ihres Vaters redete, war sie immer traurig, wenn der Wolf davonlief …
    Der Kater schnurrte jetzt so laut, dass der ganze Raum davon vibrierte. Sophie schreckte hoch. Der Mond schien zu dem kleinen Fenster herein und warf einen breiten Silberstreifen auf den Boden. Oh, Mist – sie war eingeschlafen!
    Sergej Sergejewitsch sprang von ihrem Schoß auf den Boden, dann saß er da und starrte Sophie an, als erwarte er etwas von ihr. Mann, was bist du für ein Idiot! , schimpfte Sophie sich selbst. Einfach beim Wachehalten einschlafen! Wenn sie nun den Zug verpasst hatten? Das würde sie sich nie verzeihen!
    Entschlossen stand sie auf,

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