Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)
damit zu versprühen … überall herumzuversprühen! Und jetzt hielt die Prinzessin das Glas hoch, musterte es scharf, und als sie es herumzwirbelte, tanzten die Farben darin und plötzlich fiel es Sophie wie Schuppen von den Augen.
Sie lachte vor Glück. Kaum zu glauben, aber der wertlose Anhänger hatte ihr vielleicht einen Hinweis auf das Versteck der Volkonski-Diamanten gegeben!
»Ich hab’s!«, rief sie. »Ich weiß jetzt, wo sie sind! Dimitri und seine Familie wussten es vielleicht auch die ganze Zeit – nur war es ihnen nicht klar.«
»Du weißt es?«, stieß die Prinzessin hervor und wieder versagte ihr fast die Stimme. »Bist du sicher? Oder ist das nur ein kindisches Spiel?«
»Das ist kein Spiel.«
Die Prinzessin schlang ihre Finger um den Glastropfen. »Ich kenne den Unterschied zwischen Glas und Diamanten«, wisperte sie.
»Das ist kein Spiel, Prinzessin«, wiederholte Sophie. »Holen Sie Ivan … Und Dimitri …«
Die Prinzessin starrte Sophie an. Ein verwirrter Ausdruck trat in ihr Gesicht, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte. Aber dann zog sie ein altmodisches Handy hervor und redete mit angespannter Stimme hinein.
Sekunden später liefen sie durch das schummrige Licht des Ballsaals. Sophies Herz zersprang fast vor Glück. »Es ist so einfach«, lachte sie. Und sie, Sophie Smith, würde die Volkonski-Prinzessin retten!
Ivan stand an der Tür zum Ballsaal. Dimitri war auch da und Sophie lief aufgeregt zu ihnen. Aber Dimitri schaute nur auf den Boden, ohne zu lächeln.
Die Prinzessin ging in den Ballsaal und wartete dort, trommelte ungeduldig mit dem Fuß. Sophie ignorierte Dimitris mürrisches Gesicht. Vielleicht war er böse, weil er sich von der Prinzessin gedemütigt fühlte, aber bald würde sich ja alles aufklären und Dimitris ganze Familie würde überglücklich sein … Die Geschichte der Volkonskis würde endlich zu einem guten Ende kommen.
»Zieh das Seil runter«, sagte Sophie zu Dimitri. »Schnell. Ich muss der Prinzessin etwas zeigen.«
Dimitri runzelte die Stirn, dann ging er betont langsam auf eine Seite des Raums und hob eine lange Stange auf. Er hakte das Ende der Stange in den Kronleuchter ein, das Seil glitt herunter und tanzte ein paar Sekunden in der Luft herum.
»Die Wolfsprinzessin war klug«, sagte Sophie. »Sie hat den Kronleuchter 1917 putzen lassen, am Vorabend der Revolution. Sie war nicht verrückt – sie hat nur ihre Vorbereitungen getroffen.«
»Worauf willst du hinaus?«, wisperte die Prinzessin.
»Dimitri?« Sophie stellte ihren Fuß in die Schlaufe. »Du musst mir helfen.« Dimitri reagierte nicht. »Ich komm doch nicht alleine da hoch!« Wenn niemand das Seil für sie hochzog, musste sie sich wie ein Matrose hinaufhangeln. Dimitri stöhnte leise. Was hatte er nur? Warum benahm er sich so idiotisch?
»Anna! Ann-aaaa!« Wie aus dem Nichts tauchte der General im Türrahmen auf. »Was geht denn hier vor?«, fauchte er. »Anna? Was macht ihr alle hier? Worüber wird hier getuschelt?«
»Ach, nichts«, sagte die Prinzessin ängstlich. »Wir reden über gar nichts.«
»Ist das eine Verschwörung?« Der General kam langsam auf sie zu.
Sophie trat einen Schritt näher zur Prinzessin.
»Aber ich bitte dich, Grigor! Ich war immer loyal, das weißt du!«, sagte die Prinzessin schnell. »Ich habe dir die Papiere gegeben, sobald du hier warst. Es gehört alles dir!«
Der General verschränkte die Arme. »Und was, meine Liebe, soll ich mit einem leeren Palast anfangen? Was nützt mir das, wenn ich fragen darf?«
»Ich brauche mehr Zeit!«, rief die Prinzessin, lief zu ihm und packte ihn an den Armen. Der General verzog keine Miene. »Bitte, Grigor! Das alles hab ich doch nur für uns getan!«
»Für uns? Für uns hast du das getan? Das alles? Wovon sprichst du überhaupt? Du hast dir Pelze gekauft … dich hier eingenistet …«
»Grigor!« Die Prinzessin schluchzte.
»Und wer ist wir ?« Der General packte die Prinzessin und stieß sie grob vor den großen Spiegel. »Hier, bitte!«, brüllte er und zog seine Pistole. »Das glückliche Paar!«
Ein leises Ploppen wie von einem Champagnerkorken ertönte, und der Spiegel zersprang in tausend Scherben, fiel in einem funkelnden Glasschauer zu Boden.
»Bring mir die Diamanten, Anna. Dann können wir vielleicht von wir reden.« Der General verstummte und schaute Ivan an. »Schaffen Sie meine Sachen in den vozok .«
»Ich nehme keine Befehle mehr von Ihnen entgegen«, erwiderte Ivan
Weitere Kostenlose Bücher