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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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breitbeinig und selbstsicher, wie bei seiner Ankunft. Und mitten auf dem Fußboden türmten sich Teppiche und Gemälde. Der General warf gerade einen verbeulten silbernen Samowar auf den Haufen.
    »Was versteckt ihr euch schon wieder, ihr kleinen Engländerinnen?«, rief er herauf und die drei Mädchen zuckten zusammen. »Glaubt nur nicht, dass ich euch nicht bemerkt habe. Nun kommt schon – zeigt euch!«
    »Er hat uns gesehen!«, stieß Delphine atemlos hervor. »Was machen wir jetzt?«
    »Kommt!«, sagte Sophie so entschlossen wie nur möglich. »Er will uns nur Angst einjagen, so wie Natalie Bates in der Schule. In Wahrheit ist er halb so schlimm. Wir dürfen uns nur nicht einschüchtern lassen.«
    Marianne zerrte sie am Ärmel. »Bist du wahnsinnig?«, stieß sie hervor. »Kein Mensch wird mit Natalie Bates fertig. Solchen Leuten kann man nur aus dem Weg gehen, sonst gar nichts.«
    Trotzdem folgte sie Sophie langsam die Treppe hinunter.
    »Sieh an. Eine ganze Delegation!«, spottete der General. »Und mit Mänteln und Koffern beladen? Was in aller Welt habt ihr vor?«
    Sophie räusperte sich.
    »Du nicht!«, fauchte der Mann. »Ich will nicht hören, was du mir zu sagen hast. Du hattest deine Chance … und du hast sie verpasst.«
    Sophie wich erschrocken zurück. Marianne hatte Recht. Gegen solche Leute kam man nicht an. Der General brauchte sie nur einmal scharf anzusehen und schon sank ihr der Mut.
    »Wir möchten nach Hause«, sagte Delphine tapfer. »Wir waren auf dem Weg zur Prinzessin, um ihr das zu sagen.«
    »Wir können wirklich nicht länger bleiben«, stieß Marianne hervor und zog ihren verbeulten Rucksack ein bisschen höher über die Schulter hinauf.
    Der General schaute sie an, dann nickte er, als überlegte er es sich. Schließlich klatschte er in die Hände. »Ja, natürlich!« Er schaute auf seine Uhr und lächelte breit. »Jetzt versteh ich! Ihr langweilt euch und wollt nach St. Petersburg zurück! Das trifft sich gut – ihr könnt mir im Zug Gesellschaft leisten!«
    »Wir gehen nicht mit Ihnen«, sagte Sophie.
    »Wie denn sonst? Es gibt keine andere Möglichkeit«, erwiderte der General. »Aber gut, das ist eure Entscheidung.«
    Sophie wechselte einen Blick mit ihren Freundinnen, die völlig verzweifelt aussahen. Irgendwie schien alles um sie herum zusammenzustürzen. Der General hatte Recht: Sie wussten ja nicht mal, wo sie waren. Ihre Handys funktionierten nicht und sie waren ihm hilflos ausgeliefert.
    »Ivan bringt uns im vozok zum Zug«, fügte der General mit einem hinterhältigen Lächeln hinzu.
    Sophie spürte, wie Marianne und Delphine vor Erleichterung aufseufzten. Ivan! Wenn Ivan dabei war, konnte ihnen nichts passieren. Er würde sie heil nach Hause bringen. Der vozok wartete vielleicht schon vor der Tür draußen. Ivan würde sie hineinpacken und im Handumdrehen waren sie fort.
    Doch dann tauchte die Prinzessin an der Treppe oben auf.
    »Ich gehe«, sagte der General zu ihr.
    Die Prinzessin stürzte verzweifelt zu ihm hinunter. »Nein, Grigor, nein. Ich finde sie schon. Bitte geh nicht!«
    »Ich habe alles von Wert an mich genommen«, verkündete der General.
    »Nein, Grigor«, wimmerte die Prinzessin wieder. »Bitte. Nimm mich mit!«
    »Warum sollte ich? Du bist nichts – absolut wertlos«, sagte er und stieß sie weg. »Du hast mich enttäuscht, Anna. Du hättest schießen sollen, töten – wie ich es dir gesagt habe. Aber das zeigt nur, wie schwach du bist. Kommt, Mädchen!«, rief er dann. »Wir steigen jetzt in den vozok und fahren alle nach Hause.«
    Er packte Marianne und Delphine und schob sie zur Tür. Nur Sophie blieb, wo sie war. Die Prinzessin hatte sie um Hilfe angefleht. Und jetzt war sie in Tränen aufgelöst. Sophie konnte sie doch nicht im Stich lassen!

Die Prinzessin konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Geh nur … geh einfach …«, murmelte sie.
    »Aber Prinzessin …«
    »Es ist vorbei«, sagte die Prinzessin, die völlig niedergeschmettert aussah – vernichtet. Und das war viel schlimmer als ihre Wutanfälle. Ja, Sophie hatte sie gehasst, als sie auf den Wolf geschossen hatte, aber die Prinzessin hatte sie ja nur retten wollen. Und jetzt schnürte es ihr die Kehle zu, die Prinzessin, die ihr anfangs so strahlend erschienen war, schwach und hilflos zu sehen – wie ein Vogel, der sich die Flügel gebrochen hatte.
    »Nein, nichts ist vorbei. So dürfen Sie nicht denken. Sie sind doch immer noch die Prinzessin.« Sophie riss ihre Augen auf, um

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