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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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kopfschüttelnd fort: »Und normalerweise wäre damit das Schicksal der Volkonskis besiegelt gewesen.«
    Sie wich einen Schritt zurück und legte ihre Hand auf den Türgriff. »Fast bis zum Weißen Meer ist sie gekommen, bis der Schnee sie eingeholt hat. Es war ja auch idiotisch von ihr, so ganz allein zu reisen. Sie muss völlig kopflos gewesen sein, sonst hätte sie sich nie in ein solches Abenteuer gestürzt.« Wieder schüttelte die Prinzessin den Kopf. »Wenn sie das Kind dagelassen hätte, wäre sie vielleicht entkommen. Aber die Prinzessin war eine treusorgende Mutter.« Mit einem Seufzer fuhr sie fort: »Nun, das Kind wurde nie gefunden und das hat mich stutzig gemacht. So ein Säugling wäre natürlich als Erstes von Wölfen oder Bären gefressen worden. Aber man hat nichts gefunden. Nie. Kein Stiefelchen oder Mützchen, keine Decke, in die das Kind gewickelt gewesen wäre. Wo also war es hinverschwunden?«
    Die Prinzessin bohrte ihre Schuhspitze in die losen Steine am Boden, dass es nur so knirschte.
    »Also konnte es doch sein, dass vielleicht jemand das Kind im Wald gefunden und in Sicherheit gebracht hat? Und dass heute noch ein Volkonski-Prinz irgendwo am Weißmeer lebt?« Mit hochgezogenen Augenbrauen fuhr sie fort: »Aber ich habe kein Kind gefunden und ich habe weiß Gott jeden Stein umgedreht … Bis ich schließlich auf die Idee gekommen bin, dass jemand das Kind genommen und auf ein Schiff gebracht haben könnte … Wohin, das wusste ich natürlich nicht, aber ich habe mich umgesehen und alles ausgegraben, was ich nur konnte …« Lachend fügte sie hinzu: »Und dann habe ich eine alte Frau gefunden – steinalt –, die allein lebte. Sie würde bald sterben, aber vielleicht gab es noch irgendwo Verwandte?«
    Die Prinzessin schaute Sophie fragend an: »Hast du je von Xenia gehört? Oder bist du ihr vielleicht sogar begegnet? Sie hat noch gelebt, als du geboren bist.«
    Der Name »Xenia« beschwor ein klares, fertiges Bild in Sophies Geist herauf. Eine Treppe zu einer Wohnung, Grünlilien auf einem Fenstersims. Ein Pekinese, der unablässig bellte. Eine Frau, die so alt und verhutzelt aussah, dass Sophie Angst bekam. Gelächter, weil Sophie sich weigerte auf ihrem Schoß zu sitzen. Das seltsame Glitzern am Hals der alten Frau. Diamanten? Ein Geschenk, das ihr in die Hand gedrückt wurde, als sie fortgegangen waren – ein Glastropfen.
    Die Prinzessin seufzte. »Aber Xenia wusste nicht, dass sie als kleines Kind ihrer Ermordung in Russland entkommen war. Und sie hatte auch keine Erinnerung daran, wie sie aus den Armen ihrer erfrorenen Mutter in einem Birkenwald gerettet wurde. Wie hätte sie es also ihrem Sohn erzählen können? Oder ihrer Enkelin? Wie hätte sie ihnen eine Geschichte erzählen können, von der sie selbst nichts wusste? Aber irgendwie hat ein altes Wiegenlied überlebt und ein Kind, das Sophie genannt wurde. Und eines Tages, das wusste ich, würde mir diese Sophie in die Quere kommen …«
    »Aber das bedeutet ja …« Sophie schüttelte den Kopf.
    »… dass wir verwandt sind. Wenn ich eine Volkonskaja bin, und Sie auch.«
    »Wer sagt denn, dass ich eine Volkonskaja bin?« Die Prinzessin warf Sophie einen Blick zu, als hätte sie etwas unglaublich Dummes gesagt.
    »Aber so heißen Sie doch«, wisperte Sophie.
    »Ich benütze diesen Namen, ja«, verbesserte Anna Fjodorovna sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Schließlich habe ich den Palast gefunden und die Geschichte ausgegraben. Und ich war entschlossen auch die Volkonski-Diamanten zu finden …« Plötzlich legte sie einen Finger an ihre Lippen und stieß lächelnd hervor: »Oh! Habe ich etwa zu viel verraten?«
    Mit glitzernden Augen beugte sie sich vor und packte Sophies Hand.
    »Was weichst du so ins Dunkel zurück«, flötete sie. »Erst als du hier warst, habe ich gesehen, wie hübsch und charmant du bist – und dass wir vielleicht wirklich verwandt sein sollten.« Sie fasste Sophie am Kinn und hob ihr Gesicht zu sich empor. »Ich hätte dir mühelos alles abschwatzen können.« Triumphierend hielt sie Sophies Glasanhänger hoch. »Und jetzt noch dieser zusätzliche Diamant! Der ist allein schon ein Vermögen wert.«
    »Aber er gehört meinem Vater«, rief Sophie und wollte ihn Anna aus der Hand reißen. »Und außerdem ist es nur Glas.«
    »Es ist ein Volkonski-Diamant, du Dummkopf«, zischte die Prinzessin, schlang den Anhänger um ihren Hals und band die Schnur wieder zu, die aufgegangen war. »Und jetzt

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