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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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gezwungen … Ich schwör dir’s! Ich hab … Den Willys, verstehst du? Ich hab den Willys verkaufen müssen …«
    Ganz in der Nähe hinter Nelsons Hütte spuckte ein Kübelwagen eine Ladung Müll polternd auf die Müllkippe.

5 . Kapitel
    Die Reise nach Italien: Von der Fee Morgana, von Atlantis & den Launen des Berges Ätna.
    E inen Tagesritt von der Meerenge von Messina entfernt, bewegten wir uns langsam auf unseren Pferden unter der drückenden Hitze Kalabriens fort, als Athanasius irgendwann eine Briefschaft entfaltete, deren grüne Wachssiegel mir nicht vertraut waren. Er erbat meine Aufmerksamkeit mit einem Lächeln und einem kleinen Wink und las mir sodann diesen Brief laut vor, wobei er sich von Zeit zu Zeit zerstreut mit einem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn tupfte.
    »Am Morgen des Tages der Himmelfahrt der sehr Heiligen Mutter Gottes erblickte ich, allein an meinem Fenster stehend, dermaßen zahlreiche & neue Dinge, dass ich nicht müde werde, immer wieder an sie zu denken, denn die sehr Heilige Jungfrau ließ vor dem Leuchtturm, auf dem ich mich befand, einen Abglanz des Paradieses aufscheinen, in welches sie an diesem selbigen Tage einst aufgestiegen war. Und wenn das Auge, so es von oben blicket, ebenso wie der Verstand einen willkürlichen Spiegel besitzt, in dem es sieht, was es zu sehen begehrt, so kann ich das, was ich an diesem Tage sah, den Spiegel jenes Spiegels nennen! Zu einem Augenblicke schwoll das Meer, das Siziliens Küsten umspielt, an & ward auf eine Entfernung von wohl zehn Meilen wie zum Rückgrat eines schwarzen Gebirgs. Sodann erschien ein sehr klarer & sehr durchsichtiger Kristall: Er war einem Spiegel gleich, dessen oberster Rand sich an jenem Wasserberge anlehnte, & der Fuß an der Küste Kalabriens. In diesem Spiegel zeigte sich plötzlich eine Abfolge von mehr als zehntausend Pfeilern vollkommen gleicher Höhe, alle in demselben Abstand; & von derselben Klarheit wie derselbe Schatten waren die Fundamente zwischen einem Pfeiler & dem andern. Einen Augenblick darauf verloren diese Pfeiler an Höhe & krümmten sich zu Bögen, wie an den Aquädukten Roms oder den Fundamenten Salomons; & die übrigen Wasser blieben ein einfacher Spiegel bis hin zur bergigen Silhouette Siziliens. Doch in kurzer Zeit bildete sich ein großes Gesims über den Bögen, dann erschienen auf diesem wiederum allerlei echte Schlösser, sämtlich in dieser riesigen Vitrine angeordnet & alle von selber Form & selber Arbeit. Sodann verwandelten die Türme sich in ein Säulentheater; dann teilte dieses Theater sich in einer doppelten Flucht; nun wurde die Säulenreihe zu einer langen Fassade mit zehn Reihen Fenstern; diese Fassade verwandelte sich in eine Vielzahl von gleichförmigen Pinien- und Zypressenwäldern; hernach wieder zu Wäldern von anderen Baumarten … Und jetzt verschwand dies alles, & das Meer, kaum aufgewühlter als zuvor, wurde wiederum, wie es gewesen.
    Dieses war jene sagenhafte
Fata Morgana
, die ich sechsundzwanzig Jahre lang für unmöglich gehalten hatte & die ich jetzt schöner & wahrer erblickte, als man sie mir geschildert hatte. Seit jener Stunde glaube ich daran, dass es sie gibt, ich glaube daran, dass auf diese Weise flüchtige Farben erscheinen können, schöner & lebendiger denn jene der Kunst und der dauernden Natur. Wer ihr Architekt und Handwerker ist & mit welcher Kunst & aus welchem Stoffe er diese so vielgestalten & zahlreichen Wunderwerke gefertiget, dies mich zu lehren bitte ich Euer Hochwohlgeboren, die Ihr inmitten der römischen Wunderwerke lebt & die göttlichen Wahrheiten von nahem schaut.
    Einstweilen bete ich zu Gott, dem allzeit Hilfreichen, & überantworte mich seinen hochheiligen Opfern.
    R. P. Ignazio Angelucci de Reggio, S. J.«
     
    Diesen auf den 22 . August 1633 datierten Brief hatte Pater Riccioli Athanasius anvertraut, mit den Worten, er sehe sich außerstande, auch nur ein Wort darin zu begreifen. Besorgt ob der geistigen Gesundheit des Paters Angelucci & da die Stadt Reggio eine unserer unumgänglichen Reisestationen war, hatte er meinen Meister beauftragt, Licht in dieses Rätsel zu bringen.
    »Nun, Caspar«, Kircher reichte mir das Schreiben, »was hältst du davon? Wahnsinn? Mystische Visionen? Ein wahrhaftiges Wunder? … Ist unser Ignazio ein harmloser geistig Armer oder aber ein heiligmäßiger Mann, vom Finger Gottes angerührt?«
    »Selig sind die geistig Armen«, antwortete ich ohne Zögern. »Die von

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