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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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habe ich sie ausgepresst und mit Saft aus der Dose gemischt.«
    »Ist doch prima. Ich möchte keine Um …«
    »Ich bin tödlich beleidigt, wenn du deinen Orangensaft nicht trinkst. Er enthält alle Vitamine, die der Mensch braucht.«
    »Mom, mein Magen ist …«
    »Wir könnten uns einen Screwdriver mixen«, schlug Augusta vor, in der Annahme, ihre Tochter sei verkatert. Ein einziges Glas Wodka mit Orangensaft konnte schließlich nicht schaden, auch wenn Skye ihren Alkoholkonsum unter Kontrolle bringen sollte.
    Gestern nach dem Ausflug mit Clea und Skye war sie beunruhigt und erschöpft gewesen. Sie hatten sie regelrecht gedrängt, mitzukommen, aber den ganzen Tag waren die beiden nervös und geistesabwesend gewesen. Augusta hatte im Fond gesessen und gestickt; sie hatte geahnt, dass irgendetwas nicht stimmte. Nach ihrer Rückkehr war sie sich wie Mama Bär vorgekommen: Irgend jemand hat in meiner Küche gesessen.
    »Wer war gestern hier?«, fragte sie, als Skye ein paar Mal von ihrem Kaffee getrunken hatte.
    Skye antwortete nicht.
    »Deine Schwester?«
    Die Tasse mit beiden Händen umklammernd, senkte Skye den Blick.
    »Sag es mir, Skye. Ich möchte es wissen.«
    »Darf sie nicht kommen und gehen, wann sie will?«
    »Nicht, wenn Joe Connor dabei ist. War er hier? Antworte mir, Skye!«
    Skye schwieg, weil sie ihr Mutter nicht belügen wollte. Augusta merkte erschrocken, dass sie mit ihrer Annahme richtig lag.
    »Ich wusste, dass so etwas passieren würde. Warum sollte er sonst nach Black Hall gekommen sein? Doch nur, um herumzuschnüffeln. Das war mir schon in dem Moment klar, als er beim Ball auftauchte.«
    »Vielleicht wollte er nur sehen, wo sein Vater starb«, erwiderte Skye unschlüssig und biss in den Muffin. Das Zittern war nicht mehr so schlimm wie in den letzten Tagen. Trotzdem ertrug Augusta den Anblick nicht.
    »Wieso kann man die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen? Das ist ja grässlich.«
    »Der Mann war sein Vater, Mom.«
    Augusta spürte den versteckten Vorwurf und hätte am liebsten wild um sich geschlagen. Sie stellte sich Skyes Atelier vor, die neue Skulptur, an der sie arbeitete. Sie sah die Glücksbringer auf ihrem Arbeitstisch vor sich, die sie hasste. Für Augusta symbolisierten sie die Trümmer einer schmerzlichen Vergangenheit und alles, was mit Skye nicht stimmte.
    »Ich habe dein Atelier aufgeräumt, während du schliefst«, bemerkte Augusta beiläufig.
    »Was sagst du?« Skye blickte abrupt hoch.
    »Das alte Zeug. Das blaue Band und das widerliche Klapperschlangenskelett, das du aufbewahrt hast.«
    »Mom …«
    »Ich habe sie weggeworfen.«
    »Nein!«
    Augusta nickte eindringlich. »Sich mit so düsteren Dingen zu umgeben! Kein Wunder, dass du niedergeschlagen bist. Wie kann man kreativ arbeiten und ein sinnvolles Leben führen, wenn man ständig Schlangenkadaver vor Augen hat?«
    »Ich wurde von einer Schlange gebissen.«
    Augusta bemühte sich, gleichmäßig zu atmen, und schenkte Saft nach. »Jetzt übertreib nicht. Es war nicht diese Schlange …«
    »Sie war giftig.« Skyes Stimme wurde lauter. »Es geschah auf dem Berg, als du zugelassen hast, dass Dad mich mit auf die Jagd nahm. Caroline hat das Gift ausgesaugt.«
    »Sie war nicht giftig. Wäre sie giftig gewesen, müsste ich es doch wissen. Du wärst ins Krankenhaus eingeliefert worden, und wenn du glaubst, ich hätte das zugelassen, ohne dich zu begleiten, zweifle ich an deinem Verstand.«
    »O Gott!« Skye fing an zu lachen.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Du hast mich nicht begleitet, Mom, sondern Caroline.«
    »Unsinn, Skye. Ich bin sicher …«
    »Sie war bei mir! Im Zeltlager und später in der Klinik. Und sie war auch bei mir, als ich Andrew Lockwood erschossen habe und als die Polizei kam und als seine Eltern den Raum betraten und ich ihnen in die Augen blicken musste.«
    »Ich war hier! Ich habe auf dich gewartet!«
    »Aber Caroline war bei mir«, sagte Skye ruhig. »Sie war immer für mich da. Sie war wie eine Mutter zu mir.«
    »Ich
bin deine Mutter.« Augusta spürte, wie Panik in ihr hochstieg.
    »Aber du warst nicht da, Mom. Du warst nie für mich da. Ich war in Not und hätte dich gebraucht. Die Begegnung mit Andrews Eltern war furchtbar.«
    »Es war ein Unfall, Skye. Selbst ihnen war das klar …«
    »Du hättest kommen können. Vermagst du dir nicht vorzustellen, wie schrecklich es für mich war, den Eltern von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten? Ich hätte mich am liebsten im nächsten

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