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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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drüben.« Er deutete auf eine große Stahltrommel, um die ein fingerdickes Drahtseil gewickelt war. »Wir werfen den Motor an, und Abrakadabra, schon ist das Gold da.«
    »Wir haben nur noch auf Sie gewartet«, fügte Sam hinzu.
    »Wir brannten darauf, endlich anzufangen, als Joe zurückkam von wo immer er die letzte Nacht auch verbracht hat. Aber wir mussten warten. Befehl vom Käpten.«
    »Na so was!«, sagte sie errötend.
    »Finde ich auch!«
    Caroline lächelte.
    »Haben Sie einen Taucheranzug dabei?«, erkundigte sich Sam.
    »Nein.«
    »Sie kann sich bestimmt einen ausleihen, Joe. Du nimmst sie doch mit nach unten, oder?«
    Joe zögerte. »Tauchst du?«
    »Natürlich!« Caroline hatte früher oft getaucht. Sie hatte einen Tauchschein und schon häufig die Riffs in der Umgebung erkundet. Doch sie war nicht mehr in Übung und wollte, dass die Bergungsaktion zügig über die Bühne ging. »Aber ich schaue mir das Ganze lieber von oben an.«
    »In Ordnung. Wird ohnehin nicht lange dauern.« Joe zog den Reißverschluss im Oberteil seines Neoprenanzugs zu, während er den Bildschirm des Echolots überprüfte. Die Meeresoberfläche war glatt, strahlend blau im Sonnenlicht. Es war ein perfekter Sommertag ohne Wellen. Die einzige Bewegung war der natürliche Rhythmus des Meeres, eine sanfte Dünung.
    »He, Skipper, können wir jetzt endlich, oder was?«, rief ein Mitglied der Crew ungeduldig.
    »Immer mit der Ruhe, Danny.« Joe schnallte seine Pressluftflaschen um. »Nach dem Abendessen könnt ihr eure Sachen für Athen packen.«
    »Athen?«
    »Die nächste Bergungsaktion findet in Griechenland statt«, sagte Sam. »Wir beide hätten nach Yale gehen können, aber Gold ist Gold.«
    »Du ziehst heute Abend weiter?«
    »Heute Abend noch nicht.« Das Lächeln auf seinen Lippen und in seinen Augen erlosch, und Caroline wusste, dass die Stunde der Trennung nicht mehr fern war.
    »Ich verstehe.« Black Hall war zehn Meilen entfernt, auf der anderen Seite der spiegelglatten Meerenge. Die Silhouette der Kiefernwälder ragte dunkel hinter der Stadt empor. Firefly Hill lag im Norden. Caroline erspähte einen Lichtschimmer. Die Sonne fiel auf das Panoramafenster ihres Elternhauses. Sie kniff die Augen zusammen und blickte hinüber.
    Die Piraten versammelten sich an Deck. Sie hielten Kriegsrat, legten ihre Vorgehensweise fest. Dann schwärmten sie aus, ließen sich über die Seitenwand des Schiffs ins Wasser fallen. Sam rief ihr einen Abschiedsgruß zu, und Joe grinste. Dann machte er einen Salto rückwärts von der Reling.
    Caroline starrte ins Wasser. Ein paar Luftblasen und ein Ring mit konzentrischen Kreisen waren die einzigen Anzeichen, dass gerade noch jemand da gewesen war. Die Männer waren spurlos verschwunden. Als Joe letzte Nacht den Schmerz in ihren Augen gesehen hatte, hatte er sie mit den Worten getröstet, alles würde gut, die schlimmen Zeiten würden ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Wie war sie nur auf die aberwitzige Idee gekommen, er würde bleiben?
    Ihr Vater hatte versucht sie vor Gefahren aller Art zu schützen, aber davor hatte er sie nicht gewarnt. Vor dem Risiko, das man einging, sobald man sich zugestand, jemanden zu lieben. Man öffnete der Angst Tür und Tor. Der Gedanke an Joes Abreise war schlimmer als die schlimmste Nacht, die sie alleine auf dem Berg verbracht hatte.
    Sie wurde von einer Bewegung an der Wasseroberfläche aus ihren Überlegungen gerissen. Angestrengt versuchte sie etwas zu erkennen. Das Meer begann zu wogen und silberne Funken zu sprühen. Zwei, drei Körper tauchten auf. Dann die Rückenflosse eines Fisches. Eine Möwe kreiste über ihm in der Luft und stieß einen triumphierenden Schrei aus. Ein alltäglicher Anblick im Sommer – die Blaufische waren da. Caroline sah zu, wie sie fraßen, und versuchte tief durchzuatmen.
     
    Sonnenlicht drang durch die oberste Wasserschicht, blinkte, wenn es auf Plankton und Sandpartikel fiel. Die Taucher bewegten sich zielstrebig zum Meeresgrund hinunter und schalteten ihre Lampen ein, die ihnen den Weg in die schlammige Tiefe wiesen. Sam folgte Joe. Beim Tauchen war er immer erregt und atmete viel zu schnell, statt Ruhe zu bewahren. Denk an Tibet, schalt er sich. Und an Zen. Meditiere und richte deine Aufmerksamkeit auf die spirituelle Erfahrung. Sei im Hier und Jetzt.
    Das Hier und Jetzt. Kaum zu glauben, dass er tatsächlich mit seinem großen Bruder nach einem hochkarätigen Wrack mit einem sagenumwobenen Schatz tauchte! Für

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