Wo Träume im Wind verwehen
Jahre zuvor versäumt hatte.
Unfähig zu sprechen, geschweige denn einen Finger zu rühren, lag Augusta Renwick zusammengekrümmt auf dem Fußboden in Skyes Atelier, hilflos und nicht in der Lage, ihre Tochter vor den dunklen Mächten zu bewahren, die ihre Familie immer noch heimsuchten. Doch bevor sie in eine ihr unbekannte Welt hinüberglitt, sah sie, wie Skye, schreiend und mit blutverschmiertem Gesicht, mit einer Schere auf Simon Whitford losging.
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20
D er Lifestar Hubschrauber flog Joe Connor und Sam Trevor den Sund entlang zum General Hospital, das an der Küste lag. Dan folgte mit Caroline im Beiboot und Jeep. Bei der Ankunft in der Notaufnahme war sie außer sich vor Angst und Sorge. Eine Krankenschwester teilte ihr mit, beide müssten operiert werden, mehr könne sie noch nicht sagen. Und so richtete sich Caroline auf eine längere Wartezeit ein.
Nach einer Stunde erkundigte sie sich, ob Peter Dienst habe. Er war zwar im Krankenhaus, betreute aber irgendwo eine andere Familie. Sie versuchte Clea anzurufen und danach Skye, aber niemand ging ans Telefon.
Es war sehr kalt, doch der orangefarbene Vinylsitz klebte an ihren Schenkeln. Jedes Mal, wenn ein Arzt zur Tür herauskam, sprang sie auf. Die Ärzte trugen weite grüne OP -Kittel, hatten die Maske unter das Kinn gezogen und einen müden Blick. Sie sprachen mit wartenden Angehörigen, erklärten den Ablauf des chirurgischen Eingriffs und beantworteten Fragen. Die Gefühle spiegelten sich in den Gesichtern der Angehörigen wider, und Caroline spürte, dass ihre Hände eiskalt vor Angst waren.
Schließlich kam eine Ärztin auf sie zu.
»Sind Sie Caroline?«
Caroline trat einen Schritt vor. »Ja.« Sie las das Namensschild auf dem Kittel.
»Sind Sie die Ehefrau oder die Schwester von Joe Connor?« Dr. Nichols blickte auf das Klemmbrett mit dem Krankenblatt.
»Keins von beidem. Aber ich war dabei, als der Unfall geschah. Ich bin eine Freundin der Familie.«
»Ich verstehe.«
»Ist alles in Ordnung mit den beiden?«
»Ja. Joe Connor ist bereits operiert. Es wird einige Zeit dauern, bis der Muskelriss verheilt und der Arm wieder voll funktionsfähig ist, aber um die Nachsorge kann er sich selbst kümmern, sobald er wieder zu Hause ist. Er lebt in …« Sie warf einen prüfenden Blick auf das Krankenblatt. »Miami?«
»Ja.« Caroline schluckte. »Wie geht es Sam, Sam Trevor?«
»Das Schlimmste ist überstanden, aber er ist noch nicht ganz über den Berg. Er hat viel Blut verloren und erhält gerade eine zweite Transfusion. Er kann von Glück sagen. Zwanzig Minuten länger, und er hätte es nicht mehr geschafft. Aber er ist eine Kämpfernatur und unglaublich dickschädelig.«
»Dickschädelig?«
»Ja.« Erneut warf die Ärztin einen Blick auf das Krankenblatt. »Er hat sich die schlimmste Schädelverletzung zugezogen, die ich in diesem Sommer zu Gesicht bekommen habe, und lässt sich nichts gegen die Schmerzen geben, bevor er nicht weiß, wie es seinem Bruder geht.« Sie lächelte. »Und der Bruder ist keinen Deut besser – befindet sich im Aufwachraum und fragt andauernd, wann er endlich zu Sam kann.«
»Brüder!« Caroline lächelte ebenfalls und dachte an ihre Schwestern.
»Außerdem wollte er wissen, wann er Sie sehen kann.«
»Darf ich denn zu ihm? Ich dachte, nur die Familie …«
»Er hat Sie als nächste Angehörige angegeben«, sagte Dr. Nichols grinsend. »Gehen Sie nur rein.«
Joe schlief. Er lag auf der Trage, mit einem Laken zugedeckt. Im Aufwachraum war es kühl, und er zitterte. Caroline bat die Dienst habende Krankenschwester um eine Decke, und diese überprüfte Joes Schulter und legte sie über ihn. Der Verband war dick, weiß und starr auf seiner gebräunten Haut. Der Druck, den die Finger der Schwester ausübten, war bereits zu viel, und Joe zuckte zusammen.
Seine Lider flatterten, dann öffnete er die Augen. Caroline beugte sich hinunter und berührte seine Wange. Seine Augen waren blutunterlaufen und verschleiert von der Narkose. Als er Caroline erkannte, versuchte er zu lächeln. Ein Zittern fuhr durch seinen Körper. Er biss die Zähne zusammen und wartete, bis der Schmerz vorüber war.
»Sam«, sagte er rau.
»Es geht ihm gut. Die Ärztin hat gerade erzählt, dass er im Moment eine Bluttransfusion bekommt und ständig nach dir fragt.«
»Es geht ihm gut.« Joe schloss die Augen. »Er lebt, es geht ihm gut.« Die Schwester kam mit einer Spritze. Sie injizierte das Mittel in den bereits gelegten
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