Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
auf der Hut gewesen, unnahbar und verschlossen. Ihr Vater hatte ihnen vorgelebt, wie die Beziehung zwischen Männern und Frauen beschaffen war, und Caroline hatte sich früh einen undurchdringlichen Schutzpanzer zugelegt. Doch der war nicht mehr da, wie Clea sehen konnte; das war so klar wie das Amen in der Kirche.
    »Das hätte er sein lassen sollen«, sagte Caroline. »Er kann mich nicht ausstehen.«
    »Warum hat er dich geküsst, wenn er dich nicht ausstehen kann?«
    Caroline blinzelte. Ihre Wimpern waren lang und dunkel. Sie lagen einen Moment auf ihren blassen Wangen, dann hob sie den Blick. »Damit ich den Mund halte. Oder animalischer Trieb, was auch immer. Ich glaube, er hätte mir am liebsten den Hals umgedreht, aber stattdessen hat er mich geküsst.«
    »Du hast ihn vermisst«, sagte Clea.
    Caroline nickte traurig.
    »Kein Grund, sich zu schämen«, erwiderte Clea sanft.
    »Es besteht immer noch, dieses Gefühl der Verbundenheit. Wir kennen uns gegenseitig in und auswendig. Er weiß Bescheid über Skye, ich meine, dass sie trinkt. Ich wollte ihm nicht zu viel erzählen, aber er hat es erraten. Sie ist am Ende, Clea. Ich habe sie heute im Krankenhaus gesehen, und ich glaube nicht, dass sie jemals wieder gesund wird.«
    »Doch, das wird sie.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil wir sie lieben. Und Liebe ist das A und O im Leben.«
    Caroline hob erneut den Blick. Ihre Schwester lächelte sie voller Zuneigung an. Clea sah, wie sich Carolines Gesichtsausdruck veränderte. »Ich habe Skye heute das Gegenteil gesagt. Dass Liebe nicht alle Probleme lösen kann.«
    »Du irrst.« Clea glaubte an die Liebe. Sie glaubte fest und unerschütterlich daran, mit jeder Faser ihres Seins. Trotz des Kummers in ihrem Leben und der Gewalt, mit der sie aufgewachsen waren, hatte sich die Liebe, welche die Schwestern füreinander empfanden, bisher immer als Rettungsanker erwiesen. Sie hatte ihnen innere Stärke verliehen. Und als sie Caroline nun ansah, wusste Clea, dass ihre große Schwester im gleichen Maß wie Skye gelitten hatte. Vielleicht sogar noch mehr. Und Clea war der Überzeugung, dass die Liebe, die Caroline brauchte und die ihr helfen würde, sich just in diesem Moment vor der Küste befand. Auf einem Schiff auf den Wellen, über einem mörderischen Riff in Sichtweite des Hauses, in dem alles angefangen hatte, wartete Caroline Renwicks große, einzig wahre Liebe. Clea erkannte es auf den ersten Blick. Ihr Gesicht glühte, während sie ihre Schwester ansah.
    »Er hat einen Bruder«, sagte Caroline. »Ich habe ihn kennen gelernt.«
    »Das freut mich für ihn. Schwestern sind besser, aber Brüder sind auch nicht zu verachten.«
    Caroline schwieg. Ihre Augen wanderten umher, während sie krampfhaft vermied, Clea anzuschauen.
    »Joe Connor hat dich also endlich geküsst.«
    »Hm.« Caroline wischte sich über die Augen. »Was ist daran so komisch?«
    »Nichts.« Cleas Lächeln wurde noch breiter. Sie wusste im selben Moment, dass sie soeben gelogen hatte. Sie hatte das falsche Wort benutzt; sie hätte sagen sollen: alles.
     
    An diesem Abend saß Clea mit Peter auf der Veranda, trank Limonade und sah zu, wie ihre Kinder Feuerfliegen fingen. Sie hätten längst ins Bett gehört, aber sie waren überdreht und tollten selbstvergessen durch den Garten, der sich neben dem Haus befand. Sie rauften und lärmten und versuchten die Schlafenszeit noch ein paar Minuten hinauszuschieben. Als Clea und Peter ein Machtwort sprachen und sie ins Bett steckten, zuckten ihre Lider, und binnen Sekunden fielen ihnen die Augen zu.
    »Warum bist du so still?«, fragte Peter. Sein Schaukelstuhl knarrte auf den breiten Holzplanken des Verandafußbodens.
    »Ich mache mir Sorgen um meine Schwester.«
    »Skye? Sie ist in guten Händen und bekommt genau die Hilfe, die sie braucht, falls sie bereit ist, sie anzunehmen. Du weißt, dass die Entscheidung letztendlich bei ihr liegt.«
    »Es geht nicht um Skye. Ich meine Caroline.«
    »Caroline?«
    Cleas Augen füllten sich mit Tränen. »Sie ist so diszipliniert, richtig eisern gegenüber sich selbst. So war sie schon, als wir noch klein waren. Immer hat sie sich nur um uns gekümmert und dafür gesorgt, dass Skye und ich glücklich waren und genug Zuwendung bekamen.«
    »Sie ist eben eine ideale Schwester.«
    »Die beste, die man sich vorstellen kann.«
    »Warum machst du dir dann Sorgen um sie?«
    »Ich möchte, dass sie sich verliebt.«
    »Das wird sie schon, zum richtigen Zeitpunkt.«
    Clea sah

Weitere Kostenlose Bücher