Wo Träume im Wind verwehen
Caroline wieder vor sich, mit gehetztem Blick, die Arme um Skye geschlungen. Sie waren auf dem Redhawk gewesen, und Skye hatte gerade einen Menschen erschossen. »Caroline war immer für uns da. Beide Male …«
»Als die beiden Männer starben?«, fragte Peter.
»Ja.« Clea war erst drei gewesen, als James Connor in ihr Haus eingedrungen war, aber sie erinnerte sich, wie Caroline sie im Arm gehalten, sich zwischen Clea und das Gewehr gestellt, sie mit dem eigenen Körper geschützt hatte.
»Sie liebt euch eben.«
»Warum hat Gott so viel Gewalt in unser Leben gebracht?«, fragte Clea und nahm seine Hand. »So schreckliche Erlebnisse? Warum hat er zugelassen, dass wir zweimal hautnah mit dem Tod konfrontiert wurden?«
»Vielleicht wollte er euch damit zeigen, wie sehr ihr einander liebt«, antwortete Peter und trocknete Cleas Augen mit seinem Taschentuch.
»Das tun wir wirklich«, flüsterte sie. Während sie an Caroline dachte, wünschte und betete sie, dass es ihr irgendwann gelingen möge, ihren Panzer abzulegen und sich in gleichem Maße lieben zu lassen, wie sie ihre Schwestern liebte.
»Caroline hat Angst«, meinte Peter. »Deshalb geht sie ständig auf Reisen. Sie läuft davon.«
»Sie gibt sich immer so mutig, aber in Wirklichkeit ist sie es nicht.«
»Da hast du Recht.«
»Wir haben Glück«, sagte Clea schniefend. »Du und ich.«
Statt einer Erwiderung zog Peter sie enger an sich. Es bedurfte keiner Worte. Clea blickte zum Himmel empor, gerade rechtzeitig, um eine Sternschnuppe zu erspähen. Mit einem Mal fühlte sie sich so glücklich, dass sie nur mit Mühe neue Tränen zurückhalten konnte.
30. August 1978
Liebe Caroline,
hast Du in der letzten Zeit etwas Schönes geträumt? Vielleicht magst Du keine Motorboote. Ich frage mich, ob das der Grund ist, weshalb ich lange nichts mehr von Dir gehört habe.
Gestern war ich draußen vor der Küste von Breton Point beim Speerfischen. Die Brandung kann dort ziemlich rau sein, und es hat mich furchtbar gebeutelt. Die Boote, die am America’s Cup teilnahmen, fuhren vorbei, und ich fragte mich, ob Dir Segeln gefallen würde. Vielleicht hast Du ja Lust, nach Newport zu kommen und Dir die Boote anzusehen, die beim Cup mitmachen. Es sind Zwölf-Meter-Yachten, schnittig und wunderschön. Mein Vater hat mich früher immer mitgenommen, um sie anzuschauen. Die nächste Regatta findet 1980 statt, und ich hoffe, bis dahin eine Mannschaft zu finden, die mich aufnimmt.
Schreib mir bald. Übrigens, gibt es einen Jungen, für den Du schwärmst?
Noch immer Dein Freund
Joe
24. November 1978
Lieber Joe,
tut mit Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich muss gestehen, es war mir peinlich, dass ich Dir meinen Traum geschildert habe. Ich habe noch nie jemandem etwas davon erzählt. Nein, es gibt keinen Jungen, für den ich schwärme.
Ich habe noch nie eine richtige Zwölf-Meter-Yacht gesehen. Mein Vater hat welche gemalt und sich mit den Seglern angefreundet. Er redet oft von Ted Hood und Baron Bich und Ted Turner, diesen Draufgänger, der ihn an seine eigene Jugendzeit erinnert. Er sagt, Kunstsammler lieben Gemälde mit Zwölf-Meter-Yachten.
Das ist eine ziemlich umständliche Art, Ja zu sagen. Ich würde sehr gerne nach Newport kommen. Aber wie?
Alles Liebe
Caroline
[home]
10
M ann, bist du gut ausgestattet«, sagte Sam, der seinen Morgenkaffee mit Joe im Kartenraum trank. Er staunte nicht schlecht, als er die elektronische Ausrüstung der
Meteor
in Augenschein nahm. Er musterte die Satellitenanlage, von den Kommunikationsgeräten bis zum Monitor, der den Maschinenraum überwachte. Ein Blick auf die Übertragungsgeschwindigkeit der Navigationssysteme wie INMARSAT und AMSC entlockte ihm ein beifälliges Nicken.
Er beugte sich über die Computerkonsole und machte sich mit dem Navigationsprogramm vertraut. Dann schlug er ein paar Tasten des Keyboards an und holte sich eine Karte vom Long Island Sound auf den Bildschirm.
»Man kann die Karte entweder nach Kompassnord oder nach Kompasskurs lesen, genau wie beim Radar«, erklärte Joe. »Das Programm ist mit unserem Echolot und dem Autopiloten verbunden und berechnet automatisch Gezeiten und Strömungen. Im Laufe dieses Prozesses können wir Standort und Kurs via GPS -Empfänger bestimmen und wichtige Positionsdaten austauschen.«
»Das ist der Unterschied zwischen Goldsuchern und Forschern, die auf staatliche Mittel angewiesen sind«, sagte Sam. »Wenn ich draußen auf dem Meer bin, um mit einem uralten
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