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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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mitgenommen hast.« Caroline verspürte das dringende Bedürfnis, Skye fürs Erste aus ihren Gedanken zu verbannen.
    »Stimmt.«
    Joes Arm umfing ihre nackten Schultern, sein Mund berührte ihr Ohr. Er hatte ihre Hand gegen seine Brust gepresst und hielt sie in seiner rauen schwieligen Hand. Sie spürte die Anspannung in ihrem eigenen Körper und in seinem. Sie schwiegen. Caroline lehnte ihre Wange gegen Joes Brust. Sie schloss die Augen und fragte sich, ob er spürte, wie ihr Herz hämmerte.
     
    Augusta plauderte mit den Gästen und schlürfte Martinis. Als Hugh Renwicks Witwe war sie die ungekrönte Ballkönigin. Sie erzählte gerade einer Gruppe junger Künstler, dass das Glas, das sie in der Hand hielt, Hugh gehört hatte.
    »Hugh Renwick hat daraus getrunken?«, fragte ein junger Mann ehrfürchtig. Wie Augusta hatte er sich nach einer Picasso-Vorlage kostümiert, als Stier aus dem Gemälde
Guernica.
Er trug eine alberne, schief sitzende Maske aus Pappmaché, aber vom Hals abwärts sah er in seiner Torero-Kleidung hinreißend aus.
    »Ja, wirklich!«, flunkerte Augusta. »Möchten Sie einen Schluck aus Hughs geliebtem Kelch trinken?«
    »Nur wenn ich danach wie Hugh Renwick male«, sagte der junge Mann. Eifrig nahm er das Glas in beide Hände, als wäre es ein kostbarer Schatz, und versuchte durch die Mundöffnung in der Stiermaske seine Lippen zu treffen.
    »Das kann ich Ihnen bedauerlicherweise nicht garantieren, mein Lieber«, meinte Augusta trocken. »Hugh wäre sehr verärgert über uns beide, weil wir Picasso den Vorzug gegeben haben. Er hat Paul verabscheut, wissen Sie.«
    »Paul?«, fragte der Stier.
    »Pablo Picasso, mein Lieber«, sagte Augusta, nach ihren Töchtern Ausschau haltend. Sie entdeckte Clea und Peter, gesellig, wie erwachsene Kinder bei einem Kostümball sein sollten. Skye war verschwunden, was Augusta ein wenig beunruhigte. Sie erblickte Simon, der gerade mit einer jungen Kellnerin flirtete und sie mit der für ihn typischen trägen Schwermut aus der Reserve zu locken versuchte. Caroline tanzte mit einem Mann, der sich im Gewühl Augustas Sicht entzog.
    »Ich hätte mich ja gerne als Renwick-Figur kostümiert«, bekannte der Stier, »aber er hat ja überwiegend Landschaften und Frauen gemalt. Und ich hatte keine Lust, als rote Scheune oder weiblicher Akt zu erscheinen.«
    »Verständlich«, sagte Augusta. Sie entschuldigte sich bei ihrem Stier, denn ihre Aufmerksamkeit war jetzt auf ihre älteste Tochter gerichtet. Caroline sah heute Abend hinreißend aus. Sie schien von innen heraus zu glühen. Ihre Haut hatte einen rosigen Schimmer, ihre großen Augen waren strahlend und klar, das weiße Abendkleid saß wie angegossen. Augusta hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Eifersucht, die sie vorhin empfunden hatte. Aber es stimmte –
Mädchen im weißen Kleid,
kurz nach dem Tod des unseligen jungen Mannes gemalt, war für Hugh der Anfang vom Ende seiner Karriere gewesen. Und Augusta hatte sich sehnlichst gewünscht, sie hätte für das Porträt Modell gesessen, für das berühmteste Gemälde ihres Mannes.
    Als die Menge sich ein wenig verlief, konnte Augusta in aller Ruhe Carolines Tanzpartner in Augenschein nehmen.
    Er war ungeheuer attraktiv, über einsachtzig groß, mit breiten Schultern. Einer der Piraten, wie es schien. Sein Körper wirkte gestählt wie der eines gemeinen Matrosen, aber er trug eine lässige Eleganz zur Schau, die Selbstsicherheit verriet. Er hatte die Sonnenbräune eines Seemanns und die strahlendsten blauen Augen, die Augusta jemals gesehen hatte. Was ihr einen Schock versetzte, war gleichwohl der Blick, mit dem er Caroline bedachte. Der Ausdruck in seinen Augen war grimmig und wild, leidenschaftlich und sehnsuchtsvoll zugleich.
    »Mutter?«
    Augusta spürte Cleas Hand auf ihrem Arm.
    »Liebes, wer ist der Mann, mit dem Caroline tanzt?«
    »Ein Pirat.«
    »Das sehe ich selbst. Aber wer ist er?«
    »Ein Freund, denke ich. Mom, hast du Skye gesehen?«
    »Sie benehmen sich wie zwei Liebende. Schau dir nur an, wie er sie ansieht.«
    »Es ist ein langsamer Tanz, Mom …«
    »Ich habe keine Ahnung, wo Skye steckt. Ich halte selbst schon seit geraumer Zeit nach ihr Ausschau.« Augusta riss sich von dem Anblick los, den Caroline und der Pirat boten, und sah sich suchend um. Beunruhigt nippte sie an ihrem Martini. Litt sie wieder unter einer Anwandlung von Eifersucht oder vermisste sie Hugh? Sie blickte erneut zu den beiden hinüber. Die Sehnsucht in den Augen des Mannes stand

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