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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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schwieriger machen würden.
    „Ja, ich sag’s ihm“, versprach seine Tochter ein paar Minuten später, bevor sie das Handy zuklappte und es ihm wieder in die Tasche steckte. Dann drehte sie sich zur Seite und starrte aus dem Wagenfenster.
    „Was sollst du mir sagen?“
    „Nur, dass sie uns vermisst.“
    „Wer ist Baby?“, fragte George von hinten.
    „Meine Grandma“, erwiderte Stacey mit unüberhörbarer Sehnsucht in der Stimme. „Wir nennen sie Baby, weil viele Kinder in Ungarn ihre Großmutter so nennen. Sie kommt von dort. Und mein Großvater heißt Grandpops. Baby war mal beim Zirkus.“
    „Glaub ich nicht!“
    „Sicher. Ich habe Filme von ihr gesehen. Sie war toll!“
    „Wow“, sagte George. „Ich habe keine Großeltern“, fügte er traurig hinzu, als sie vor dem Gasthof hielten und Violet auf der Veranda erschien. Sie trug Jeans und ein hellblaues Sweatshirt und war verschwitzt und staubig, denn sie hatte den ganzen Tag sauber gemacht, während Rudy und Kevin den nächsten Baumarkt leer gekauft hatten. Ihr Lächeln fiel ein wenig nervös aus.
    Sie stiegen aus. George rannte zu seiner Mutter, Stacey blieb zurück und beobachtete die Szene missmutig, bis Julian aus dem Haus gelaufen kam, sich an Violet und seinem Bruder vorbeidrängte, die Treppe herunterrannte, um erst Stacey und dann Rudy freudig zu umarmen.
    Violet hob den Kopf, und ihr Blick wanderte von Rudy zu Stacey. Sie sah aus, als würde sie am liebsten auch Stacey an sich drücken.
    „Ich habe dir dein Zimmer zurechtgemacht“, sagte sie und wirkte zugleich zufrieden und etwas ängstlich. Rudy hielt den Atem an.
    „Welches Zimmer?“, entgegnete Stacey.
    „Komm und sieh es dir an“, erwiderte Violet lächelnd und winkte das Mädchen ins Haus. „Natürlich ist es noch nicht perfekt“, sagte sie, als alle die Treppe hinaufgingen. „Du musst deinen Vater überreden, dir anständige Bettwäsche und Vorhänge zu kaufen. Ich habe erst mal das genommen, was ich in den Schränken gefunden habe, und irgendwann willst du es bestimmt neu streichen oder tapezieren.“ Violet stieg auch die zweite Treppe hinauf, also folgten sie ihr. „Und im Sommer wird es vielleicht zu heiß, es sei denn, dein Dad installiert hier oben eine Klimaanlage, aber es gibt einen Heizkörper, und das Beste von allem ist …“ Sie erreichten den Dachboden, in dem es außer einem Abstellraum ein ziemlich großes Schlafzimmer gab, dessen Tür Violet jetzt schwungvoll öffnete. „… dass du vollkommen ungestört bist. Du hast deine Ruhe, kannst dich vor allen verstecken, und niemand kann dir auf die Nerven gehen.“
    Noch vor drei Tagen war das Zimmer mit der schrägen Decke ein trostloser Raum gewesen, in dem es außer Spinnweben nur ein altes Eisenbett mit durchgelegener Matratze gab. Irgendwie hatte Violet es in einen luftigen und hellen Rückzugsort für ein junges Mädchen verwandelt. Offenbar hatte sie eine neue Matratze gefunden. Das Bett war gemacht und unter einem schlichten weißen Überwurf verschwunden. Die beiden Erkerfenster waren blitzsauber, der Fußboden gebohnert, und neben dem Bett lag ein kleiner ovaler, ein wenig verblasster Orientteppich.
    Ein Spiegel mit Goldrahmen hing über einer weißen Kommode und warf das Sonnenlicht ins Zimmer zurück. Aquarelle mit Blumenmotiven verliehen den noch tristen Wänden Farbe, und in einem der beiden Erker wartete ein Korbsessel mit weichem Polster geduldig darauf, dass jemand sich hineinsetzte und ein Buch aufschlug.
    Verblüfft sah Rudy sich um. „Das ist … unglaublich.“
    Violet zuckte mit den Achseln und sah Stacey an. „Ich habe getan, was ich konnte. Es gibt noch einen großen Kleiderschrank, wenn du ihn willst. Der Platz reicht auch für Regale und einen Schreibtisch und was immer du noch brauchst …“
    Rudy spürte, wie sehr sie sich nach Dankbarkeit und Anerkennung sehnte. Es brach ihm fast das Herz.
    „Das ist ja so cool!“, brach George das nervöse Schweigen. Julian schien die plötzliche Anspannung wahrzunehmen, denn er löste sich aus Rudys Armen, ging zu seiner Mutter und schob seine Hand in ihre. Violet warf Rudy einen verlegenen Blick zu, und in ihm zog sich etwas zusammen.
    „Stace, Honey“, sagte er schließlich. „Ist das nicht großartig?“
    Schluchzend rannte seine Tochter aus dem Zimmer.

5. KAPITEL
    Nach dem Debakel mit Stacey ging Violet in die Küche und steckte den Kopf in die Ofenröhre.
    Zum wiederholten Mal, denn das verdammte Ding war das einzige Gerät im ganzen

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