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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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meine Tante, sondern Moms beste Freundin, aber wir nennen sie trotzdem so.“
    „Alle drei?“, fragte Stacey entsetzt.
    „Ja. Das ist Mist, weil mein Bruder im Schlaf immer strampelt. Außerdem macht er sich manchmal nass, und das stinkt. Aber als Mrs. Hicks gestorben ist, mussten wir aus dem Gasthof ausziehen und hatten Glück, dass Tante Betsy uns aufgenommen hat, sonst wären wir auf der Straße gesessen.“
    Fassungslos sah sie ihn an.
    „Willst du bei mir und meinen Freunden sitzen?“
    Bloß das nicht, dachte sie.
    Doch plötzlich wurde ihr klar, dass der Kleine wesentlich Schlimmeres als sie durchgemacht hatte und sich trotzdem nicht aufführte, als wäre sein Leben zu Ende. Vielleicht brachte es sie nicht um, nett zu ihm zu sein. „Okay“, sagte sie also und folgte George zu einem der Tische, gefasst auf eine halbe Stunde voller alberner Scherze.
    Zu ihrer Überraschung saßen dort ebenso viele Mädchen wie Jungen, und alle waren stolz, eine Siebtklässlerin in ihrer Mitte zu haben. Die Jungen wurden still und verlegen, die Mädchen dagegen wetteiferten um ihre Aufmerksamkeit. Eigentlich waren sie alle ganz süß. Vollkommen unreif natürlich, aber irgendwie süß.
    Und wenigstens ging das Mittagessen so schneller vorüber.
    Nach der Schule trafen George und sie sich wieder, als sie auf ihre Eltern warteten. Fröstelnd und mit gerunzelter Stirn starrte Stacey auf die endlose Schlange von Autos und Schulbussen. Zu ihrer alten Schule hatte sie zu Fuß gehen können. Jeden Tag gefahren zu werden, war ungewohnt. Als sie den Wagen von Rudy am Ende der Schlange entdeckte, schlug ihr Herz schneller. Der Schultag war nicht ganz so schlimm gewesen, wie er angefangen hatte, aber sie war trotzdem froh, ihn hinter sich zu haben.
    „Siehst du deine Mom?“, fragte sie George, als der Wagen langsam näher kam.
    „Nein. Aber manchmal verspätet sie sich, das ist okay.“
    Stacey überlegte kurz. „Wenn mein Dad hier ist und du sie noch nicht siehst, kannst du bei uns im Wagen warten, bis sie kommt. Mein Dad hat bestimmt nichts dagegen, er ist ziemlich cool.“
    George grinste. „Danke.“ Unter dem zottigen Haar waren die Ohren gerötet.
    „Hast du keine Mütze?“
    „Doch. Irgendwo in meinem Rucksack, aber ich kann sie nicht finden.“
    Stacey verdrehte die Augen und befahl ihm, sich umzudrehen. Fünf Sekunden später hatte sie die Mütze gefunden und setzte sie ihm auf.
    Dann war Rudy da. Sie riss die Wagentür auf und wollte ihm von George erzählen, kam aber nicht dazu.
    „Hallo, George!“, sagte er. „Deine Mom hat mich gebeten, dich mitzunehmen. Sie arbeitet heute schon im Gasthof.“
    „Ziehen wir dort ein?“
    „Wahrscheinlich heute Abend.“
    „Ja!“, rief George und kletterte auf die Rückbank.
    Seufzend ergab Stacey sich in ihr Schicksal. Rudy hätte gern erfahren, wie es seiner Tochter an ihrem ersten Tag in der neuen Schule ergangen war. Aber die kleine Plaudertasche hinter ihnen redete unaufhörlich und schwärmte vom Gasthof, weil er so groß war und „all diese geheimen Zimmer und so“ hatte. Rudy warf Stacey einen Blick zu. Abgesehen davon, dass sie ab und zu die Augen über Georges Monolog verdrehte, schien es ihr ganz gut zu gehen.
    Vorläufig jedenfalls.
    An einer Kreuzung drückte er kurz ihre Hand und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Sie lächelte. Nicht so strahlend wie früher, aber immerhin.
    Selbst Georges Geplapper hielt Rudy nicht davon ab, an die Mutter des Jungen zu denken. Und daran, was sie in ihm ausgelöst hatte. Und er in ihr. Er lebte noch nicht lange genug als Mönch, um nicht genau zu spüren, dass sie beide einander attraktiv fanden. Violet schien sein Interesse zu erwidern, hatte jedoch, so nahm Rudy an, nicht vor, es auch in die Tat umzusetzen.
    Ihr Exmann war seit über zwei Jahren fort. Sie musste wissen, dass seine Rückkehr ziemlich unwahrscheinlich war. Aber irgendetwas sagte Rudy, dass sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hatte. Er fragte sich, wie lange sie brauchen würde, um sich …
    In seiner Jackentasche läutete das Handy. Er nahm es heraus und reichte es Stacey.
    „Es ist Baby!“, rief sie erfreut, als sie die Nummer ihrer Großeltern auf dem Display sah. Mit leuchtenden Augen klappte sie es auf, wie eine Ertrinkende, die nach dem Rettungsring griff.
    Während er mit einem Ohr Staceys fröhlicher Stimme lauschte, ließ er seinen Gedanken freien Lauf – bis sie eine Richtung einschlugen, die seine ohnehin schon komplizierte Situation noch

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