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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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angefangen.
    Erschöpft ließ sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm sinken und stützte den Kopf auf die Hände. Atemlos setzte Julian sich zu ihr und tätschelte ihren Rücken. Als sie sich zu ihm drehte, musste sie lächeln – seine großen, grauen, ernsten Augen schauten so traurig. Er trug nur ein Sweatshirt, also zog sie die Jacke aus und hängte sie ihm um.
    George dagegen blieb stehen, die Hände ins Kapuzenshirt geschoben. „Warum hast du meiner Mom so wehgetan? Sie hat ganz schön geschuftet, um das Zimmer für dich zurechtzumachen. Du hättest wenigsten Danke sagen können oder so.“
    „Ich …“ Stacey schlug die Hand vor den Mund und kam sich noch mieser vor. „Ich wollte ihr nicht wehtun, das schwöre ich.“
    George warf ihr einen strengen Blick zu, wandte sich um und marschierte zum Haus zurück.
    Seufzend stemmte sie sich hoch, nahm Julians Hand und ging hinterher.
    Von der hinteren Veranda aus hatte Rudy die Kinder im Auge behalten. Als das Trio langsam und mit gesenkten Köpfen zurückkehrte, wusste er, dass er etwas unternehmen musste – auch wenn Violet ihm strikt verboten hatte, Stacey zu einer Entschuldigung zu zwingen. Aber seine Tochter war neben der Spur, und wenn er nicht eingriff, verschärfte die Situation sich vermutlich noch.
    Doch als sie die Hintertreppe erreichte, sah er ihr das schlechte Gewissen deutlich an. Die Jungen gingen hinein, Stacey blieb draußen.
    „Sag jetzt nichts, Dad“, bat sie mit klappernden Zähnen und zupfte an den Ärmeln. Sie hat ihre Jacke Julian gegeben, dachte Rudy. Er zog seine aus und reichte sie ihr. Mit einem matten Lächeln streifte Stacey sie über.
    „Was soll ich nicht sagen?“
    „Dass ich mich wie eine verzogene Göre benommen habe.“
    Er lehnte sich gegen das Geländer und schaute auf den verwilderten Garten hinaus. „Hast du eine Ahnung, was dort oben passiert ist?“
    Stacey zuckte mit einer Schulter. „Ich weiß es nicht. Ich …“ Sie wischte sich die Nase ab und zitterte nicht nur vor Kälte. Er zog sein kleines Mädchen an sich und fragte sich, ob die zwölfjährige Violet jemanden gehabt hatte, der sie tröstete …
    „Ich sollte mit Violet reden, was?“, kam es von unterhalb seines Kinns.
    „Könnte nicht schaden.“ Violet nahm den Kopf aus der Ofenröhre, als Stacey und ihr Vater die Küche betraten, und warf Rudy einen vorwurfsvollen Blick zu. Er blieb hinter seiner Tochter stehen und hob die Hände – hey, sieh mich nicht so an.
    Seufzend stand Violet auf.
    „Es tut mir leid, dass ich mich so benommen habe“, murmelte Stacey, wie verloren in der großen Patriots-Jacke ihres Vaters. Tapfer schaute sie Violet ins Gesicht. „Es war nur … ein Schock, das ist alles.“
    „Schon gut, Stacey. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen. Es ist dein Privat…“
    „Nein, es ist nicht gut“, widersprach das Mädchen mit zitternder Unterlippe. „Ich habe dir wehgetan!“
    „Oh, Liebling …“ Violet ging zu ihr und nahm sie in die Arme, ohne daran zu denken, wie schmutzig sie war. „Um mir wehzutun, müsstest du dir schon etwas viel Schlimmeres leisten.“
    Stöhnend löste Stacey sich von ihr und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Ich hatte gerade mit meiner Grandma telefoniert und dachte an zu Hause, meine alte Schule, all meine Freunde … und an mein altes Zimmer und …“ Eine Träne rann ihr über die Wange.
    Violet riss ein Papiertuch ab und gab es ihr. Ja, wem sagst du das? Niemand wusste besser als sie, wie schnell ein Anruf oder ein Brief einen nostalgisch machen konnte.
    „Du hast Heimweh“, sagte sie sanft und setzte sich zu Stacey. Rudy blieb mit verschränkten Armen an der Spüle stehen, ganz der große, starke Schiedsrichter.
    Seine Tochter starrte auf den Tisch. „Es war nicht das Zimmer oder was du damit gemacht hast. Es war nur, dass es … nicht meins war. Es geht alles so schnell, dass ich gar nicht mitkomme …“ Sie schluchzte.
    „Ich weiß, Süße. Glaub mir, ich weiß, wie du dich fühlst.“
    Stacey sah sie mit großen Augen an. „Du musstest auch von zu Hause weg?“
    „Als ich jünger war, ja. Weil mein Vater gestorben war. Das war das erste Mal, dass meine Welt zusammenbrach, aber nicht das letzte Mal. Deshalb weiß ich, wie es ist, wenn man ein völlig neues Leben beginnen muss …“ Violet schluckte. „Obwohl das alte vollkommen in Ordnung war.“
    „Ja, genau.“
    „Weißt du, was ich glaube? Nach dem Abendessen sollten wir, du und ich, einkaufen gehen. Farbe aussuchen,

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