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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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ist fertig.“
    „Na gut. Aber ihr setzt keinen Fuß in mein Zimmer, bevor ihr trocken seid!“
    Blitzschnell zogen die beiden die nassen Schneeanzüge aus. George setzte sich aufs Bett, Julian nahm einen Plüschhund aus dem Regal, das Onkel Kevin für sie aufgestellt hatte. Julian liebte den Bernhardinerwelpen. Vielleicht sollte sie ihn Julian schenken. Oder wenigstens leihen. Sie vermisste die beiden Hunde ihrer Großeltern. Sehr. Und die Jungen hatten ihren Collie weggeben müssen, als ihr Dad gegangen war. Also hatten sie drei wohl etwas gemeinsam.
    Stacey sah sich um. Eigentlich war ihr neues Zimmer ganz hübsch. Dad und Violet hatten beim Streichen geholfen. Sie hätten den Tag auch anderswo im Haus verbringen können, genug zu tun gab es ja. Aber sobald der Gasthof fertig war, kamen die ersten Gäste, und dann hätte ihr Dad noch weniger Zeit für sie.
    Vor allem dann, wenn er sich auch noch in Violet verliebte.
    „Was’n los?“, fragte George.
    „Nichts“, log Stacey, halb dankbar, dass die beiden sie ein wenig ablenkten.
    Wie immer schien George von ihren Büchern fasziniert zu sein. Es waren Hunderte – alles von Dr. Seuss bis Harry Potter.
    „Du kannst dir eins ausleihen, wenn du willst“, bot sie an.
    „Du liest viel, was?“
    Er klang so traurig, dass Stacey zeitweilig vergaß, wie schrecklich ihr eigenes Leben war. Sie wusste, dass er Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben hatte, denn seine Mom saß jeden Abend mit ihm am Küchentisch. Violet verlor nie die Geduld, selbst dann nicht, wenn sie etwas zum zehnten Mal erklären musste. Erstaunlich. „Ich habe schon allein gelesen, als ich vier war. So alt wie Julian jetzt.“
    George schwieg eine ganze Weile. „Ich kann nicht gut lesen. Dauernd verwechsle ich die Buchstaben.“
    „Das war bei einem meiner Cousins auch so“, sagte Stacey. „Man nennt es Dyslexie. Es bedeutet nicht, dass man dumm ist. Das Gehirn funktioniert nur anders.“
    „Das weiß ich.“ Noch immer starrte er auf die Bücher.
    Sie nahm ein zerlesenes Kinderbuch über Frösche und Kröten aus dem Regal und gab es ihm. „Ich habe Jeremy geholfen. Das ist der, der auch immer die Buchstaben verwechselt hat. Vielleicht kann ich dir auch helfen.“
    George strich mit der Fingerspitze über den Einband. „Wirklich?“
    „Sicher, warum nicht?“, erwiderte Stacey achselzuckend. Schließlich hatten sie in dieser Einöde nicht viel Besseres zu tun.
    Er schlug es auf. „Ich kann lesen, langsam und wenn die Wörter nicht zu lang sind. Deshalb weiß ich auch, wenn Mom einen Brief von unserem Dad bekommen hat.“
    Erstaunt sah sie ihn an. „Euer Dad schreibt eurer Mom?“
    „Ja, fast jede Woche.“
    „Weißt du auch … was drinsteht?“
    George schüttelte den Kopf. „Sie versteckt sie, glaube ich. Nur letzte Woche musste sie ans Telefon und hat ihn auf dem Tisch gelassen. Dad schreibt Druckbuchstaben, deshalb konnte ich es lesen.“ Er senkte die Stimme. „Er schreibt, dass er sie vermisst. Und uns, Julian und mich.“
    „Meinst du … dass euer Dad vielleicht wieder mit eurer Mom zusammen sein will?“
    Verblüfft sah der kleine Junge sie an. „Keine Ahnung.“ Er schaute zu seinem Bruder hinüber, der gerade mit dem Plüschhund „redete“. „Ich glaube nicht, dass Julian sich an ihn erinnert. Er war noch so klein. Aber unser Dad war cool. Wie deiner. Manchmal haben wir gezeltet. Aber dann haben Mom und Dad sich immer gestritten.“ Er wischte sich die Nase ab. „Vielleicht hast du recht, und er will wirklich zu uns zurück. Das wäre toll, oder?“
    Ob es toll wäre, wusste Stacey nicht. Aber es würde ihr das Leben wesentlich leichter machen. Denn wenn Violets Exmann zurückkam, konnte ihr Dad nicht mit ihr ausgehen.
    Und wenn er das nicht konnte, verlor er hoffentlich das Interesse an diesem dämlichen Gasthof.
    Dann würden sie nach Hause zurückkehren und wieder ein normales Leben führen können.
    Staceys Laune hob sich schlagartig. Lächelnd zeigte sie auf das erste Wort auf der Seite und half George, es richtig auszusprechen.
    Zu Rudys großem Leidwesen erwies sich das Dach als undicht. Die gute Nachricht war, dass der Schnee schnell genug schmolz, um die Lecks provisorisch abzudichten. Die schlechte war, dass sie das komplette Dach wahrscheinlich neu decken mussten.
    Seinen Terminplan konnten sie damit vergessen, zumal sie in den betroffenen Zimmern die feuchten Holzdecken und den Putz erneuern mussten. Rudy stand auf der Leiter und grübelte über das Dach

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