Wo unsere Träume wohnen
Chance, die ich nutzen will. Also erzähl mir nichts von Risiken, okay?“ Sein Blick wurde so eindringlich, dass sie eine Gänsehaut bekam. „Ich weiß, die Vorstellung, dass aus uns beiden etwas werden könnte, ist verrückt. Da sind die Kinder, und du bleibst vielleicht gar nicht hier und bist vermutlich noch nicht über deinen Ex hinweg …“ Sie zuckte zusammen.
„Aber wenn du wirklich überzeugt bist, dass das mit uns sinnlos ist, dann sag es mir. Ich werde es nie wieder ansprechen und dich in Ruhe lassen.“ Er holte tief Luft. „Darauf hast du mein Wort.“
Violet ging zu dem alten Sofa und ließ sich darauf sinken. Eine Staubwolke stieg aus den Polstern auf. Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Ich kann … nichts versprechen.“
„Das weiß ich.“
„Und wenn wir dem hier nachgeben, dürfen die Kinder es nicht merken.“
„Einverstanden.“
„Und wenn ich damit aufhören will …“
„Geld-zurück-Garantie, keine Fragen.“ Sie antwortete nicht. „Also … ist das ein Ja?“
„Es ist ein … Ich denke darüber nach.“
„Das reicht mir. Essen um halb sieben?“
Violet nickte und hörte, wie er davonging.
Stöhnend ließ sie sich zur Seite sinken.
Vom Küchentisch aus schaute Rudy zu Violet hinüber, die seiner Tochter gerade beibrachte, wie man Waffeln backt. In ihm wetteiferten Zufriedenheit und Frustration miteinander. Zufrieden war er damit, wie entspannt die Beziehung zwischen Violet und Stacey mittlerweile war, frustriert darüber, dass es zwischen Violet und ihm keineswegs so entspannt zuging.
Seit dem Kuss waren Wochen vergangen. Wochen, in denen er versucht hatte, Violet den Freiraum zu lassen, den sie brauchte. Noch schien sie über sie beide nachzudenken, und er gab die Hoffnung nicht auf.
Julian kletterte auf seinen Schoß.
„Was gibt es denn heute Morgen?“, fragte Rudy Violet. Sie trug einen Pferdeschwanz und einen blaugrauen Pullover, der alles betonte, was ein Mann betont sehen will.
„Waffeln, Obst, Fruchtsaft, Ahornsirup“, zählte sie auf und nickte, als Stacey ihr die schwere Schüssel hinhielt. „Eier, wenn du möchtest.“
Am Wochenende dienten sie alle als Versuchskaninchen, wenn Violet verschiedene Gerichte ausprobierte, um die Gäste mit einem abwechslungsreichen Frühstücksbuffet verwöhnen zu können.
„Darf ich mal probieren?“, fragte Julian und schaute in Rudys Becher.
„Das ist Kaffee“, antwortete er. „Vierjährige bekommen keinen Kaffee.“
Der Kleine warf ihm einen flehentlichen Blick zu. „Bitte.“
„Nein, Julian.“ Violet wischte sich die Hände an dem Tuch ab, das sie sich über die Schulter geworfen hatte. „George, gießt du euch Milch ein? Und ist Kevin schon auf?“
„Ich rufe ihn, sobald du fertig bist“, sagte Rudy und hielt dem Jungen den Becher an den Mund, als Violet ihnen den Rücken zukehrte. Da er den Kaffee schwarz trank, reichte ein Schluck vermutlich aus, Julians Neugier auf Jahre hinaus zu stillen.
„Igitt! Ist das eklig!“ Der Junge kletterte von Rudys Schoß und griff nach seinem Plastikbecher mit Milch. Er leerte ihn so hastig, als hätte er sich den Mund verbrannt.
Violet fuhr herum. „Was hast du gemacht?“
„Nichts“, beteuerte Rudy mit Unschuldsmiene.
Kopfschüttelnd wandte sie sich ab.
„Also“, begann Rudy, als Violet sich endlich zu ihnen an den Küchentisch setzte. „Bist du dazu gekommen, dir die Anzeigen mit den Nachlassauflösungen anzusehen, die ich in der Zeitung markiert habe?“
Mit einem auf die Gabel gespießten Stück Wurst in der Hand sah sie ihn an und ertrank geradezu in den ausdrucksvollen blauen Augen. Wenn er wüsste, wie kurz davor sie war, alle Bedenken in den Wind zu schlagen und mit ihm …
„Ja, ich habe sie gesehen“, erwiderte sie, schob sich die Wurst in den Mund und schnitt in eine Waffel. „Wie schmeckt es euch?“, fragte sie in die Runde und bekam zufriedene Laute und nach oben zeigende Daumen zur Antwort.
„Ich dachte mir, wir könnten einen richtigen Tagesausflug daraus machen“, sagte Rudy wie beiläufig, während er einen Bissen Rührei nahm. „Wir lassen die Kinder bei Kev – solange du noch hier bist, sollten wir dich ausnutzen.“ Er warf seinem Bruder einen Blick zu, und der nickte. Dann sah er wieder Violet an. „Wir sollten einfach … losfahren.“
Sie starrte ihn an. Genau wie Stacey. Die Jungen waren viel zu sehr miteinander beschäftigt, um es zu bemerken. „Ganz …“ Violet räusperte sich. „Ganz
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