Wo wart ihr, als die Finsternis hereinbrach
einmal liebend und lobend erwähnte, ging es dann nicht auch darum, daß sie eine Bestätigung brauchte, was für eine sehr gute Ehe sie führte, daß sie um die ›Anerkennung‹ dieser Ehe besorgt war? … Vielleicht. Doch in diesen Augenblicken war es nicht richtig, dieses delikate Thema mit hergebrachten Redensarten anzuschneiden. Es gab Worte, Gefühle, die ließen sich nicht in kurze Zwischenräume zwängen … Wir würden uns hinsetzen und reden, dann würde ich das, was ich zu sagen hatte, richtig vorbringen. Die einzige Bestätigung, die ich ihr momentan geben konnte, konnte sich nur auf ihren Wohnbezirk beziehen.
»Du wohnst im schönsten Teil von Izmir.«
Das mochte für uns beide reichen. Ihre Reaktion zeigte zudem auf die feine Art, daß ich den Punkt gefunden hatte, wo ich sie leicht necken konnte.
»Ja … Und in Çeşme haben wir ein Sommerhaus! …«
Diese Worte waren für den, der Izmir kannte, bedeutungsvoll genug. Nun war es nicht mehr schwer, auf dem angefangenen Weg weiterzugehen, indem man den gleichen spöttelnden Ton benutzte.
»Alles ist also in rechter Ordnung … Wie es sein soll …«
Daß sie die Neckerei in meinen Worten bemerkte und darauf einging, hörte man an ihrem Ton.
»Ja, mein Lieber … Alles ist in Ordnung … Mach dir keine Sorgen …«
War wirklich ›alles‹ in Ordnung, wie es in diesem kleinen Schlagabtausch aussah und sie es darstellen wollte? … Das würde ich erst nach einem langen Gespräch von Angesicht zu Angesicht mit ihr beantworten können. Ich mußte allerdings noch ein paar mutigere Schritte tun, damit ich noch besser verstand. Dank dieser Schritte konnte ich das notwendige Umfeld vorbereiten, um besser zu verstehen. Plötzlich breitete sich diese Hoffnung in mir aus. Es hätte für mich keinen Sinn gehabt, dorthin zu reisen, wenn ich dem Nachhall unseres Gesprächs in mir nicht diese Bedeutung gegeben hätte. Deshalb wollte ich unser Telefongespräch nicht länger ausdehnen. Obwohl ich merkte, daß sie auf ihre letzten Worte eine weitere Entgegnung von mir erwartete … Ich mußte sie mein Gefühl ebenfalls spüren lassen.
»Gut … Dann machen wir hier Schluß. Wenn ich komme, werden wir mal sehen, was du getan hast, wie du gelebt hast und ob wirklich alles in Ordnung ist, wie du sagst, oder nicht …«
Sie mochte denken, daß ich ein wenig zu weit gegangen war. Doch ich wollte ihr mit dieser kleinen Spitze sagen, daß unsere Freundschaft noch nicht aufgebraucht war und so leicht auch nicht aufzubrauchen sein würde. Indem ich zu sagen versuchte, daß zwischen uns auf keinen Fall eine Mauer errichtet werden würde … Die Antwort klang vielversprechend. Die Stimme war die einer Frau, die solche freundschaftlichen Herausforderungen gewohnt war und die sich keinesfalls unterkriegen ließ.
»Also dann mal los … Du wirst schon sehen, was dich erwartet!«
Das Gespräch mußte hier enden. Wir legten auf, nachdem wir einander alles Gute gewünscht hatten, wobei wir unseren spöttischen Ton beibehielten, der dieses Gespräch gekennzeichnet hatte. Ich würde mit der Erzählung fortfahren …
Meine Bilder von Izmir
Am Abend kehrte ich unter dem Eindruck dieses Gesprächs nach Hause zurück. Şeli schien mit ihrem Leben zufrieden. War sie das wirklich? … Natürlich hatte sie ein Recht dazu, nach allem, was sie erlebt hatte, zumindest wenn ich bedachte, was ich wußte und gehört hatte. Von ganzem Herzen hoffte ich, eine solche Frau vorzufinden, wenn ich ihr begegnete. Eine Frau, die in Frieden war mit dem Leben und dem Ort, an den sie gelangt war … Ich wußte, wir würden auch über Yorgos und die alten Zeiten reden. Wir würden selbstverständlich der Vergangenheit und dem, was davon übrig war, wiederbegegnen, ganz sicher … Ich würde sehen und erkennen. Zu diesem Weg war ich nun aufgebrochen. Dieser Weg lag vor mir mit seinen Fragen, Träumen und unausweichlichen Antworten.
Der Gedanke, ein paar Tage in Izmir zu bleiben, erschien mir gar nicht so schlecht. Es war ein Donnerstag im April … In dieser Jahreszeit war es dort sehr schön. Die Atmosphäre der Stadt würde meiner Erzählung neuen Schwung geben, das fühlte ich. Plötzlich entschloß ich mich, das Wochenende mit ihr und dem, was sie mir geben konnte, zu verbringen. Was es zu erleben gab, sollte man sofort erleben.
Beim Abendessen erzählte ich Çela, was jener Tag mich hatte fühlen und erinnern lassen. So wie ich auch früher, zu anderen Zeiten der Erzählung, meine anderen
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